Mädchengeburten, Krebs und AKW, Atomkraft...
Veröffentlicht am 23.02.2011 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer
Weniger Mädchengeburten in der Umgebung von AKW?
Die Schweizer Zeitung WOZ berichtete am 18.11.2010:
„Rund um deutschen und Schweizer Atomanlagen fehlen Tausende von Kindern – insbesondere Mädchen. Konkret ist die Rede von bis zu 20.000 Mädchen, die in den letzten vierzig Jahren «verloren gegangen sind», weil ihre Mütter während der Schwangerschaft in der Umgebung von AKWs gelebt haben. Das belegt eine soeben erschienene Studie (vgl. Interview). Sie dürfte die Atomdebatte neu befeuern: Bislang wusste man aufgrund der deutschen Kinderkrebsstudie, dass in der Nähe der Atommeiler überdurchschnittlich viele Kinder an Leukämie erkranken. Die neue Studie legt nun aber nahe, dass das Problem noch gravierender ist und Embryonen so stark geschädigt werden können, dass sie absterben.“
[i]"Nach der erhöhten Krebsrate rund um das marode Atommülllager Asse sorgen nun auch Auffälligkeiten bei den Geburten für Unruhe. In der Asse-Gemeinde Remlingen sind deutlich zu wenig Mädchen zur Welt gekommen. Das geht aus einer statistischen Auswertung für die Jahre 1971 bis 2009 hervor, an der unter anderem der Mathematiker Hagen Scherb vom Helmholtz Zentrum München beteiligt war. Vor allem zwischen 1971 und 1979 - während der Betriebsphase der Asse - sind nach den Daten viel weniger Mädchen geboren worden als statistisch zu erwarten sind.
121 Jungen und 85 Mädchen kamen in diesem Zeitraum in dem Ort Remlingen zur Welt. Linke und SPD im Landtag forderten am Mittwoch, möglichen Zusammenhängen zwischen den geringen Mädchengeburten und radioaktiver Belastung nachzugehen."berichtet am 9.12.2010 die Welt. [/i]
Der Norddeutsche Rundfunk berichtete am 22.02.2011 von auffällige Geburtenraten beim atomaren Zwischenlager Gorleben
„Im Umfeld des Atomzwischenlagers in Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg werden deutlich weniger Mädchen geboren als früher: Seit Inbetriebnahme des Lagers 1996 kamen nach einer der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Untersuchung von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums München "signifikant" weniger weibliche Kinder zur Welt.
In der Zeit seit Beginn der Einlagerung hätten in den an das Zwischenlager grenzenden Gemeinden Gorleben, Höhbeck und Trebel 120 Jungen und 111 Mädchen das Licht der Welt erblickt - ein Verhältnis von eins zu 1,081, sagte Ralf Kusmierz, einer der Autoren der Studie. Dieses liegt zwar noch relativ nahe am Bundesdurchschnitt von 1,055 - allerdings wurden in den drei Gemeinden zwischen 1971 und 1995 sogar mehr Mädchen als Jungen geboren, so dass sich das Verhältnis umgekehrt hat. Zudem verschiebe sich die Verteilung umso mehr, je näher sich die Wohnung der Mutter am Lagerbehälterhaus befinde.
Wissenschaftler glaubt nicht an Zufall
"Ich halte dies nicht für einen Zufall", sagte Kusmierz. Er gehe davon aus, "dass sich fruchtschädigende Einflüsse in der frühen Schwangerschaft geschlechtsspezifisch auswirken und insbesondere weibliche Embryos absterben lassen, wodurch bei den Lebendgeborenen der Jungenanteil steigt"(...)
Vor Kurzem war zudem bekannt geworden, dass in der Umgebung der Asse doppelt so viele Leukämie- und dreimal so viele Schilddrüsenkrebsfälle wie im statistischen Durchschnitt aufgetreten waren. Eine Arbeitsgruppe versucht seither, der erhöhten Krebsrate auf den Grund zu gehen.“ Zitatende Quelle: NDR
Krebs, Krebsrisiko, AKW und Atomanlagen
Aus einer Studie, die das Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) im Dezember 2007 veröffentlichte, geht hervor, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zum Reaktorstandort deutlich zunimmt. Die Studie mit Daten von über 6000 Kindern liefert die bislang deutlichsten Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko bei Kindern in der Nähe von Kernkraftwerken. Das Risiko ist demnach im 5-km-Radius für Kinder unter fünf Jahren um 60 Prozent erhöht, das Leukämierisiko um etwa 120 Prozent. Im Umkreis von fünf Kilometern um die Reaktoren wurde für den Zeitraum von 1980 bis 2003 ermittelt, dass 77 Kinder an Krebs erkrankten, davon 37 Kinder an Leukämie. Im statistischen Durchschnitt wären 48 Krebserkrankungen beziehungsweise 17 Leukämiefälle zu erwarten. Der Studie zufolge gibt es also zusätzlich 1,2 Krebs- oder 0,8 Leukämieerkrankungen pro Jahr in der näheren Umgebung von allen 16 untersuchten Akw-Standorten.
Es ist davon auszugehen, dass Krebs nicht nur bei Kleinkindern auftritt, sondern dass auch Kinder und Erwachsene betroffen sind – deren Erkrankungsraten wurden bisher allerdings weltweit noch nicht in einer vergleichbaren Weise systematisch untersucht.
Mehr Infos zu Atomkraftwerken, Krebs und Kinderkrebs:hier
Mädchengeburten, Krebs, Kinderkrebs und AKW, Atomkraft...
Aktueller Einschub:
AKW Isar II: Wiederinbetriebnahme nach Abschaltung?
Die Atomlobbyisten in CDU, CSU, FDP und AfD haben die Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima vergessen. Sie reden im Wahlkampf gerne von Heimat und setzen gleichzeitig auf die teure, gefährliche und heimatgefährdende Atomkraft. Gerade Ministerpräsident Söder würde das alte AKW Isar II gerne wieder hochfahren.
Doch die AKW-Betreiber, nicht nur in Bayern, widersprechen.
Das Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut kann aus Sicht des Betreibers nicht mehr in Betrieb genommen werden. «Wir konzentrieren wir uns voll und ganz auf den zügigen Rückbau der beiden Kraftwerksblöcke 1 und 2 am Standort. Vor diesem Hintergrund ist eine Wiederinbetriebnahme von KKI 2 für Preussen Elektra kein Thema», teilte eine Sprecherin auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur in München mit. Die Abkürzung KKI 2 steht für Kernkraftwerk Isar 2. Explizit bestätigte die Sprecherin dabei, dass die zum ersten Jahrestag des deutschen Atomausstiegs am 15. April 2024 von Preussen Elektra Geschäftsführer Guido Knott gemachte Aussage zur technisch unmöglichen Reaktivierung des Kraftwerks weiter gelte. Konkret sagte er damals: «Für uns gibt es als kein Zurück mehr: Das Thema Wiederinbetriebnahme ist für uns damit definitiv vom Tisch.»
Auch der von CDU, CSU, FDP und AfD geforderte Neubau von AKW wird immer unwahrscheinlicher. Er scheitert nicht nur an den Risiken, sondern an den Kosten. Strom aus Wind und Sonne ist um ein Vielfaches billiger als Strom aus Atomkraftwerken.