NABU Freiburg wird 100, BUND gratuliert


Veröffentlicht am 04.04.2005 in der Kategorie Umweltgeschichte von Axel Mayer

NABU Freiburg wird 100, BUND gratuliert



Es ist uns eine große Freude, dem Naturschutzbund (NABU) Freiburg zu seinem 100-jährigen Jubiläum zu gratulieren.

Die offizielle Gründung der Ortsgruppe Freiburg des damaligen Bund für Vogelschutz erfolgte am 1. Oktober 1905. Bereits am 1. Februar 1899 war in der Liederhalle in Stuttgart der Bund für Vogelschutz (BfV) gegründet worden. Lina Hähnle (1851 - 1941) war die erste Bundesvorsitzende.

Am 9. April 2005 feiert der NABU Freiburg ab 17.30 im Bürgerhaus am Seepark sein Jubiläum.

Die Gründung eines Naturschutzverbandes vor 100 Jahren, schon damals (!) von einer Frau geleitet, ist aus der heutigen Sicht ein erstaunliches Phänomen, passt aber dennoch gut in die damalige Zeit.

Bereits 1864 war der Schwarzwaldverein gegründet worden und 1881der "Badische Landesverein für Naturkunde und Naturschutz", der 1913 die "10 Gebote für Naturschutz" aufstellte. Auch die Wurzeln der Naturfreunde liegen lange zurück beim Gründungsdatum im Jahr 1905. Erst am 9. November 1970 wurde mit der "Aktion Umweltschutz" der Vorläufer des BUND-Regionalverbandes Südlicher Oberrhein in Freiburg gegründet.

Zwei erstaunlich aktuelle Hauptziele hatte der DBV vor 100 Jahren: "1. Zur Erhaltung unserer Tier- und Vogelwelt Flecken unberührter Natur zu erhalten, und 2. das Interesse jedes Einzelnen hierfür zu erwecken."

In hundert Jahren hat der DBV (heute NABU) viel erreicht. Und dennoch stellt sich die Frage, was die Gründerin Lina Hähnle wohl heute sagen würde? Wie viele "Flecken unberührter Natur" sind seit der Gründung in Freiburg verschwunden? Wie viele Arten wurden und werden weltweit und regional ausgerottet?

BUND und NABU konkurrieren um Mitglieder... und arbeiten dennoch in Freiburg und der Region gut und intensiv zusammen, denn an Umwelt- und Naturschutzthemen und an Möglichkeiten, sich zu engagieren, mangelt es leider nicht. Viele Doppelmitgliedschaften von Menschen, die gleichzeitig Mitglied bei BUND und NABU sind, zeigen die enge Verbundenheit der beiden großen Verbände.

Der Weg des DBV vom reinen Naturschutzverband hin zu einem Umwelt- und Naturschutzverband, der sich auch im heutigen Namen ausdrückt, war unumgänglich. Dennoch liegt die große Stärke des NABU immer noch im klassischen Naturschutz und im großen und wertvollen Fachwissen seiner Aktiven.

Viele große Auseinandersetzungen um die "klassische" Umweltzerstörung liegen hoffentlich hinter uns, denn in der Vergangenheit haben wir in Sachen Luft- und Wasserreinhaltung viel erreicht.

Dennoch gibt es noch viele Aufgaben für den NABU und die Natur- und Umweltbewegung . Manche Konflikte werden an Härte sogar zunehmen. Denn Mensch und Natur kommen in der Boom- und Transitregion am Oberrhein immer mehr unter die Räder der europäischen Verkehrsströme.

Flächenverbrauch und Zersiedelung nehmen zu. Fessenheim strahlt und EDF und EnBW haben ihre Pläne für neue Atomreaktoren in der Schublade. Egoistische Einzelinteressen bedrohen die ökologischen Aspekte des Integrierten Rheinprogramms und die Verbindung von Hochwasserschutz mit Naturschutz und wollen zurück zu technokratischen Wehrlösungen.

Die große Zukunftsaufgabe aller Natur- und Umweltorganisationen aber ist die Frage der echten Nachhaltigkeit. In Zeiten wirtschaftlicher Krisen werden ökologische Fragen zurückgedrängt, obwohl gerade Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit die Zeichen einer unökologischen, zerstörerischen Raubbauwirtschaft sind.

Gut leben, in einer intakten Natur und einem menschlichen, sozialen Umfeld. Mit einem geringen Rohstoff- und Energieverbrauch Lebensqualität erhalten und, wo nötig, neu schaffen. Die Umwelt- und Innenweltzerstörung zurückdrängen und nachhaltige Zukunftsmodelle aufzeigen und realisieren. Das sind die großen Zukunftsaufgaben der Natur- und Umweltbewegung, nicht nur in Freiburg.

Der BUND dankt dem NABU für die gute langjährige Zusammenarbeit, die wir auch in Zukunft gerne fortsetzen wollen.

Für den Vorstand und die Geschäftsführung des BUND

Axel Mayer




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Aufhalten konnten wir die Räumung nicht. Die atomar-fossilen Seilschaften und die Atom- und Klimakatastrophen-Verantwortlichen haben sich und uns in Lützerath wieder ein kleines Stück zu Tode gesiegt. Und dennoch war der gewaltfreie Kampf sinnvoll und notwendig. Er ist Sand im Getriebe der Weltzerstörung. Und ein Sandkorn kann ähnlich wie der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Sturm entfachen.
Axel Mayer



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