Atomkraftwerk Leibstadt - Flugzeug & Terrorismus
Veröffentlicht am 14.08.2002 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer
Atomkraftwerk Leibstadt - Flugzeug & Terrorismus
AKW Leibstadt: Kernkraftwerksleitung belügt Öffentlichkeit in Sachen Flugzeugabsturz
In einem Mediengespräch hat die Leitung des Schweizer AKW Leibstadt betont "sie sähe kein Problem in neuartigen Terrorszenarien".
Wir zitieren aus der Badischen Zeitung von heute:
"WALDSHUT/LEIBSTADT. 'Die Reaktorhülle würde auch einen gezielten Flugzeugabsturz überstehen.' Der neuen Dimension der Sicherheitsdiskussion nach dem 11. September 2001 versuchte der Leiter des Atomkraftwerks Leibstadt, Mario Schönenberger, gestern in einem 'Mediengespräch' den Nährboden zu entziehen. In 'neuartigen Terrorszenarien' sehen die Kraftwerksbetreiber kein Problem. Erste Untersuchungen der eidgenössischen Kontrollbehörden hätten bereits gezeigt, dass Kernkraftwerke 'die wohl am besten geschützten Einrichtungen gegen Sabotageakte oder gegen Flugzeugabsturz' seien, hieß es gestern in Leibstadt. ’Trümmerregen’ sei relativ harmlos, aber auch wenn ein Flugzeug 'gezielt und mit hoher Geschwindigkeit' in den Reaktor rase, bleibe die Radioaktivität eingeschlossen. Schönenberger: 'Die Werke halten mehr aus als sie müssen.'"
Wir könnten diesen gezielt gestreuten Halbwahrheiten die Aussagen vieler kritischer Experten entgegensetzen.
Wir zitieren aber lieber aus einer Presseerklärung einer Schweizer Pro Atom Organisation, der HSK (Die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen)
Sie schrieb in einer Presserklärung im September 2001:
"Kernkraftwerke (weltweit) sind aus bautechnischer Sicht nicht gegen die Auswirkungen kriegerischer Einwirkungen und terroristischer Angriffe aus der Luft geschützt. Bei den heute in Betrieb stehenden KKW sind keine technischen Nachrüstungen realisierbar, die einen 100%igen Schutz gegen die Folgen eines Terroranschlages - in der Art wie er beim WTC durchgeführt wurde - garantieren würden. Bei einem derartigen Anschlag auf eines der schweizerische Kernkraftwerke kann im Falle eines direkten Auftreffens eines Triebwerkes auf das Reaktorgebäude - abhängig von der jeweiligen Auslegung - nicht ausgeschlossen werden, dass Brennelemente im Brennelementlager oder das Primärkühlsystem beschädigt werden und eine Freisetzung von radioaktiven Stoffen resultiert."
"Was eine solche 'Freisetzung' von Radioaktivität nicht nur für die Menschen am Hochrhein bedeuteten könnte, hat Tschernobyl gezeigt. Die AKW Betreiber, nicht nur von Leibstadt, stecken angesichts der Gefahren, die von ihren Atomanlagen ausgehen, und angesichts der Gefahren durch Terrorismus, den Kopf in den Sand" sagt BUND Geschäftsführer Axel Mayer.
SPIEGEL ONLINE berichtet am 26. November 2007 (Auszug)
NEUE STUDIE
Terroranschlag auf Atomkraftwerk Biblis würde Berlin bedrohen
Es ist ein Alptraumszenario: Im Fall eines gezielten Flugzeugabsturzes auf das südhessische Atomkraftwerk Biblis A wären nicht nur Städte im Rhein-Main-Raum, sondern auch Berlin, Paris oder gar Prag bedroht. Das hat eine Studie des Darmstädter Öko-Instituts ergeben.
Es wäre kein Super-GAU, der größte anzunehmende Unfall, sondern die Super-GAK - die größte anzunehmende Katastrophe: ein Terroranschlag auf ein Atomkraftwerk. Wie schlimm dieser Fall wäre und welche Atomkraftwerke die größten Risiken darstellen, hat nun das Öko-Institut untersucht. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer, der die Studie am Montag in Wiesbaden vorstellte, benannte das Atomkraftwerk Biblis A als "die größte anzunehmende Gefahrenstelle in Europa". Schon im Frühjahr hatte die Bundesregierung bestätigt, dass Biblis A gegen einen Flugzeugabsturz nicht ausreichend geschützt sei.
Der radioaktive Fallout würde laut Scheer noch in 600 Kilometer Entfernung die Evakuierung ganzer Städte und Landstriche notwendig machen. Die Bevölkerung auf bis zu 10.000 Quadratkilometern Fläche müsste umgesiedelt werden. Nicht nur Städte im Rhein-Main-Raum, sondern auch Berlin, Paris oder Prag wären in diesem Fall bedroht. "Wir alle müssen wünschen, dass es zu so etwas nicht kommt", sagte Scheer.
Biblis A ist das älteste deutsche Atomkraftwerk und nur unzureichend gegen Flugzeugabstürze geschützt. Die Betonkuppel über dem Sicherheitsbehälter ist so dünn, dass sie auch dem Absturz kleinerer Maschinen nicht standhalten könnte. Ebenso wie Brunsbüttel, Isar 1 und Philippsburg 1, heißt es in der Studie. Neuere Atomkraftwerke, darunter Biblis B, sollten zumindest dem Einschlag eines Militärjets standhalten.
Scheer sagte, alle Überlegungen, einen Terrorangriff mittels eines entführten Passagierflugzeugs durch Abschuss abzuwehren, gingen bei Biblis A ins Leere. Das Atomkraftwerk sei weniger als eine Flugminute vom Frankfurter Flughafen entfernt, so dass für jede denkbare Gegenmaßnahme die Zeit nicht ausreiche. Die einzig denkbare Konsequenz aus dieser Situation sei es, den 1200-Megawatt-Reaktor nicht wieder ans Netz gehen zu lassen, sagte der SPD-Politiker: "Abschalten statt abschießen."
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte die Reaktorsicherheitskommission in einer Stellungnahme erklärt, die "deutschen Kernkraftwerke sind in einem unterschiedlichen Maß gegen Flugzeugabsturz geschützt". Neuere Kernkraftwerke mit der ersten Teilerrichtungsgenehmigung nach 1973, "gewährleisten einen ausreichenden Schutz gegen die Auswirkungen eines postulierten zufallsbedingten Absturzes einer schnellfliegenden Militärmaschine" - und damit auch gegen ein breites Spektrum ziviler Maschinen.
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- 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.
Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
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