Rhein, Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rench, Kinzig und Schutter - Mehr Hochwasserschutz und mehr Naturschutz
Veröffentlicht am 07.06.2013 in der Kategorie Wasser von Axel Mayer
Rhein, Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rench, Kinzig und Schutter - Mehr Hochwasserschutz und mehr Naturschutz
Hochwasserschutz an Rhein, Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rench und Schutter schneller umsetzen
Schon wieder ein Jahrhunderthochwasser?
Das "letzte Jahrhunderthochwasser" im Oktober 2002 in Bayern und im Osten der Republik zeigte die ökologischen Sünden der Vergangenheit und der Gegenwart.
Und jetzt, im Juni 2013, kämpft Deutschland schon wieder mit schlimmen Hochwassersituationen. Die kühle Witterung in der "Regenzeit" war das große Glück der Rheinanlieger, denn wenn gleichzeitig zum Regen auch der viele Schnee in den Alpen abgeschmolzen wäre, dann hätten wir jetzt rheinabwärts eine Katastrophe.
Die immer schneller wiederkehrenden "Jahrhunderthochwasser" zeigen die Dringlichkeit, den Hochwasserschutz endlich auch am Südlichen Oberrhein, schnell umzusetzen. In den letzten Jahren wurde viel getan um mit Hochwasserrückhaltebecken die Gemeinden in unserer Region zu schützen.
Auch in Südbaden wurde zu nahe an die Flüsse und Bäche - in ehemalige Überschwemmungsflächen - gebaut. Und auch bei uns gab es schon Hochwasser -doch die kanalisierten Fließgewässer führen die Hochwasser zumeist schnell ab. Die zu Kanälen geronnenen Flüsse unserer Heimat Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rensch, Schutter und Rhein schaffen massive Hochwasserprobleme flussabwärts. Wir tragen auch Verantwortung für die Menschen flußabwärts. Aus diesem Grund muss das Integrierte Rheinprogramm endlich und beschleunigt umgesetzt werden.
Eines von vielen Konfliktfeldern beim IRP ist der in Breisach sehr umstrittene Querdamm, der zusätzlich Wasser zurückhalten soll.
- Wer „nur“ den Hochwasserwasserschutz sieht, muss möglichst hohe Querriegel, Dämme und maximale Einstauhöhen fordern.
- Wer „nur“ auf Naturschutzaspekte achtet, verwirft alle Querriegel und fordert frei fließendes Wasser in den Auen.
Aus reiner Naturschutzsicht müsste der BUND den Querriegel ablehnen. Doch der BUND ist ein Umwelt- und Naturschutzverband und wenn rheinabwärts die viel zu nahe an den Rhein gebauten Industrieanlagen "wegschwimmen" und für die Menschen dort massive Schäden entstehen, dann müssen wir auch diese Argumente in unsere Überlegungen einbeziehen und den Querriegel ohne Begeisterung akzeptieren. Hochwasserschutz mit Naturschutz verbinden bedeutet eben auch immer Kompromisse. Die beste Lösung wäre natürlich die Breisacher Polderfläche zu erweitern um die gleiche Wassermenge ökologisch vertretbarer zurückzuhalten. Doch solche Überlegungen stoßen vor Ort auf wenig Gegenliebe.
(Nachtrag: Es ist der Breisacher BI zwischenzeitlich gelungen die Pläne für einen Querdamm zu stoppen. Wo jetzt das Hochwasser zurück gehalten werden soll ist offen. St. Florian regiert. Wir brauchen mehr und nicht weniger Hochwasserschutz!)
Eine weitere Chance für mehr Hochwasserschutz und mehr Naturschutz
und eine Chance für die regionalen Fließgewässer bieten die im Rahmen des Bahnausbaus notwendigen Ausgleichsmaßnahmen. Die Deutsche Bahn AG plant den Zubau zweier zusätzlicher Gleise im Oberrheingraben. Der BUND sieht das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir wollen die Stärkung und den Ausbau der Bahn und akzeptieren darum den Trassenbau. Die problematischsten Aspekte der Neubaustrecke sind der Flächenverbrauch, die Landschaftszerschneidung und der Lärm. Wir brauchen also Ausgleichsmaßnahmen, die genau an diesen Problemfeldern ansetzen.
In der Vergangenheit wurden die meisten Mittel- und Unterläufe unserer Bäche und Flüsse zu geradegestreckten, kanalisierten, naturfernen Kanälen umgebaut. Gerade Elz, Dreisam, Glotter, Acher, Rench, Kinzig und Schutter - diese landschaftsprägenden Gewässer unserer Heimat könnten durch geeignete Maßnahmen, insbesondere durch Dammrückverlegungen, ökologisch aufgewertet und renaturiert werden.
So könnten auch zusätzliche Möglichkeiten zur Hochwasserrückhaltung geschaffen werden. Es sollte auch versucht werden, durch geeignete bauliche Maßnahmen (z.B. breite Durchlässe unter Autobahn und Neubautrasse) die Wandermöglichkeit von Tieren entlang der Bäche wieder zu verbessern.
Grüne Bänder, d.h. breite, naturnahe Korridore, teilweise mit Auecharakter, zwischen Schwarzwald und Rheinaue sollten als Ziel angestrebt werden. Nicht teure Ingenieurbiologie und Grünbrücken, sondern zusammenhängende Flächen in Bachnähe werden gebraucht. Dazu gehört auch die Wiedervernässung von Wiesen in Flussnähe als Maßnahme für einen wirklichen Biotopverbund. Es sollte geprüft werden, an welchen Gewässern der Region mit dem geringsten finanziellen Aufwand der größtmögliche Effekt für Mensch, Natur und Umwelt erzielt werden könnte.
Doch machen wir uns nichts vor
Alle hier aufgeführten Maßnahmen und Ideen können nur die Spitze eines "kleinen bis mittleren" Rheinhochwassers für kurze Zeit kappen. Ein extremes Rheinhochwasser wie im Jahr 1784, das damals in Köln zu einem Pegelstand von 13,84 m führte, wäre auch heute nicht ansatzweise beherrschbar. Und heute wären nicht nur Millionen Menschen betroffen, sondern auch Chemie- und Atomanlagen die viel zu lange, viel zu nahe an den Rhein gebaut wurden. Angesichts von Klimawandel und zunehmender Zersiedelung und Versiegelung am Oberrhein wären weitergehende Ansätze, Überlegungen und Maßnahmen zum Hochwasserschutz unbedingt notwendig. Doch selbst für das kleine IRP brauchen wir über drei Jahrzehnte Planung und die bisher umgesetzten Renaturierungsmaßnahmen an Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rench und Schutter sind angesichts der Dimension der kommenden Hochwasserprobleme und wegen des örtlichen Widerstandes bisher noch nicht mehr als "gut gemeint".
Immer wenn das jeweils aktuelle Hochwasser abgelaufen ist
und die Schäden beseitigt sind, ist zumeist alles wieder vergessen. Zumindest bis zum nächsten "Jahrhunderthochwasser" in 2, 5 oder 10 Jahren. Hier ist die Politik, auch auf regionaler und örtlicher Ebene gefordert.
Axel Mayer, BUND Geschäftsführer
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- 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.
Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.
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