2024 / Schneller Brüter, Brutreaktor: Altmodische Technologie & Gefahren: Vorteile & Nachteile
Veröffentlicht am 17.06.2024 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer
Schneller Brüter, Brutreaktor: Altmodische Technologie & Gefahren - Ewig Strom - Dank Atom?
Ein schwerer Atomunfall in einem Druckwasserreaktor oder Siedewasserreaktor
kann große Landstriche dauerhaft unbewohnbar machen und viele Opfer fordern. Explodieren wie eine Atombombe können diese Atomkraftwerke aber nicht. Atomexplosionen sind "nur" bei einem Plutoniumreaktor vom Typ "Schneller Brüter" möglich.
Die Liebe der politischen Rechten und der Marktradikalen zur altmodischen Technik der Schellen Brüter ist erstaunlich irrational. Im neuen AKW Flamanville siegt sich die französische Atomwirtschaft gerade finanziell zu Tode und unflexible Atomkraftwerke passen immer weniger zum international vordrängenden kostengünstigen Strom aus Sonne und Wind.
Der Brutreaktor ist ein Kernreaktor zur Stromerzeugung und Plutoniumgewinnung, der als Spaltstoff Plutonium verwendet, das mit schnellen Neutronen gespalten wird. Er "erbrütet" Plutonium aus Uran. Wird ein 238U-Atom von einem Neutron getroffen, nimmt es dieses in seinen Kern auf, es entsteht 239U. Über zwei Zerfälle entsteht sodann aus 239U 239Pu (Plutonium).
Schnelle Brüter haben eine enorm hohe Energiedichte. Darum können sie nicht mit Wasser, sondern mit einem geschmolzenen Metall, mit Natrium gekühlt werden. Das Kühlmittel Natrium bereitet große Sicherheitsprobleme, denn es wird stark radioaktiv. Mit Wasser reagiert es heftig: Es geht in Flammen auf! Schon die Luftfeuchtigkeit kann ausreichen, um einen Brand zu verursachen. In Brutreaktoren kam es mehrfach zu gefährlichen Natriumbränden. Wenn allerdings die Temperatur im Reaktor zu stark abfällt, dann erstarrt das Natrium, wenn die "Notheizung" nicht funktioniert.
Plutonium: Der giftigste Stoff der Welt
"Plutonium - sinnigerweise benannt nach Pluto, dem griechischen Gott des Totenreiches - ist der giftigste Stoff, den es gibt. Seine kurz reichende Alphastrahlung reißt gewissermaßen tiefe Schneisen in jedes lebende Gewebe und zerstört es. Dabei kann es nur schwer oder gar nicht ausgeschieden werden, es setzt sich fest, reichert sich sogar an, die Strahlung ist bei einer Halbwertszeit von 24 000 Jahren faktisch dauerhaft vorhanden. Bereits wenige Millionstel Gramm (Mikrogramm) können sofort, sogar nur etliche Milliardstel Gramm (Nanogramm) langfristig tödlich wirken....."
Zitat: Frankfurter Rundschau
Schnelle Brüter und Kinderkrebs
Schon im sogenannten unfallfreien Normalbetrieb werden gerade auch von Brutreaktoren radioaktive Emissionen (Krypton, Xenon, Argon) an die Umwelt abgegeben. Aus einer Studie für die deutschen AKW (keine Brutreaktoren), die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im Dezember 2007 veröffentlichte, geht hervor, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zum Reaktorstandort deutlich zunimmt. Die Studie mit Daten von über 6000 Kindern liefert die bislang deutlichsten Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko bei Kindern in der Nähe von Kernkraftwerken. Das Risiko ist demnach im 5-km-Radius für Kinder unter fünf Jahren um 60 Prozent erhöht, das Leukämierisiko um etwa 120 Prozent. Auch in größerer Entfernung vom AKW gibt es eine erhöhte Krebshäufigkeit.
Es ist davon auszugehen, dass Krebs nicht nur bei Kleinkindern auftritt, sondern dass auch Kinder und Erwachsene betroffen sind – deren Erkrankungsraten wurden bisher allerdings weltweit noch nicht in einer vergleichbaren Weise systematisch untersucht.
Das KATALYSE Institut für angewandte Umweltforschung beschreibt die Risiken der Bruttechnologie
Das Kühlmittel Natrium
stellt eine besondere Gefahr als Störfallauslöser dar, da es mit Wasser und Luft heftig reagiert. Bei einem Störfall mit Kühlmittelverlust zeigt der Schnelle Brüter im Gegensatz zum Leichtwasserreaktor keine Selbststabilisierung, vielmehr steigt seine Leistung sogar an. Es bleibt erheblich weniger Zeit, um den Reaktor mittels Schnellabschaltung abzuschalten.
Wegen der hohen Plutoniumkonzentration kann es beim Brutreaktor im Gegensatz zum Leichtwasserreaktor zu einer begrenzten nuklearen Explosion (atombombenähnlich) kommen.Ob der Reaktordruckbehälter dem standhält, ist umstritten.
Der größtmögliche Unfall (Super-GAU)
tritt ein, wenn die Kühlung ausfällt und die Reaktorschnellabschaltungen versagen. Folge: Leistungs- und Temperaturanstieg, Schmelzen der Brennelemente (30 % aus Plutonium). Dabei kann es mehrfach zur Bildung einer kritischen Masse, zu nuklearen Explosionen mit evtl. Bersten des Reaktordruckbehälters und Freisetzung extrem großer Mengen Radioaktivität kommen.
Folgen eines solchen schweren Unfalls,
der sich alle ca. 100000 Reaktorjahre ereignen kann, berechnet für den S. in Kalkar: 1.400 Soforttote, 52000 bis 2,7 Millionen Folgetote; etwa eine Million Menschen müssen umgesiedelt werden, auf einer Fläche von 260 km mal 260 km ist Jahrhunderte lang keine Landwirtschaft mehr möglich, eine Fläche von 90 km mal 90 km muss oberflächlich abgetragen werden. Die Auswirkungen liegen um das 2 bis 5 Fache höher als beim Super-GAU eines LWR.
Quelle: KATALYSE Institut für angewandte Umweltforschung e. V.
Aktueller Einschub
Neue AKW in der Schweiz? Kosten, Risiken, Gefahren & KritikMini-AKW? Teure Pleiten, Pech und Pannen
Nach den USA ist jetzt auch in Frankreich ein 300-Millionen-Projekt für ein EDF-Mini-AKW kläglich gescheitert. Der Strom aus neuen, kleinen Hochrisikoreaktoren ist einfach zu teuer und auf dem Markt nicht durchsetzbar.Erstaunlich! Atomkraft: Liberale können rechnen - Die CDU nicht
Während die "Heimatpartei" CDU im neuen Parteiprogramm immer noch auf die extrem teure und heimatgefährdende Atomkraft setzt, kommen erstaunliche Signale von der FDP. Umweltschutz, Menschenschutz und Nachhaltigkeit sind und waren den Liberalen zwar egal, aber sie können zumindest rechnen.
Kein deutsches AKW liefert mehr Strom. Das wollten drei FDP-Landesverbände ändern und auf dem Bundesparteitag 2024 in Berlin einen entsprechenden Antrag durchsetzen. Doch dieser scheiterte bei der Abstimmung. Atomkraft ist einfach nicht mehr wirtschaftlich und (auch ohne Katastrophe) um ein mehrfaches teurer als Strom aus Wind und Sonne.Bau eines neuen Mini-AKW (Thorium-Reaktor) in der Schweiz
Copenhagen Atomics, der dänische Entwickler von Flüssigsalzreaktoren, und das Paul Scherrer Institut (PSI) haben eine umfassende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Diese sieht eine vierjährige Zusammenarbeit bei Experimenten mit Thorium-Flüssigsalzen und die Inbetriebnahme eines kleinen Testreaktors im Jahr 2026 in der Schweiz vor.
Mehr Infos: Neues Mini-AKW in der Schweiz?
Alle, alle, alle unsere Nachbarn und Nachbarinnen bauen neue AKW, nur die dummen Deutschen nicht ...
Wer in die Springer-Presse, die Leserbriefspalten, die Foren der Medien und in die rechten Netzwerke schaut, dem wird diese falsche Realität aufgedrängt.
Es entsteht der (falsche) Eindruck, überall in Europa würden gerade Bauzäune gebaut, AKW-Fundamente gegossen und an Reaktoren geschraubt.
Dr. Eva Stegen hat mal wieder recherchiert und die Grundlage für die oben stehende Grafik geliefert
Wir müssen uns die Frage stellen, woher die aktuelle, manipulative, beinahe unwidersprochene mediale Macht der atomar fossilen Seilschaften kommt.
Schnelle Brüter & Brutreaktoren gefährden den Weltfrieden
Wer die weltweite Verbreitung der Bruttechnologie als Mittel zur Lösung der Energiekrise anpreist, gefährdet den Weltfrieden.
Mit dem Betrieb von Schnellen Brütern kommen extrem große Mengen des hochgiftigen Plutoniums in Umlauf. Das erbrütete Plutonium ist wegen seiner Reinheit sogar atomwaffentauglich.
Schon ohne Schnelle Brüter wird die Welt von den Atomwaffen der folgenden Staaten bedroht:
• USA • US-Atomwaffen in Europa (NATO) • Großbritannien • Frankreich • Russland • China • Indien • Pakistan • Israel• Nordkorea •. Unter Verdacht, Atomwaffen zu besitzen oder zu bauen, steht der Iran.
Die Gefährdung allen Lebens mit der weltweiten Verbreitung von Atomkraftwaffen durch den Bau von Brutreaktoren, Atomkraftwerken, Urananreicherungsanlagen und dem Schwarzmarkt für Plutonium würde durch den weltweiten Bau von Brutreaktoren massiv erhöht.
"Auch für Terroristen,
die nach Material für eine Kernwaffe oder einer schmutzigen Bombe schielen, bietet der Einsatz von Brutreaktoren und Wiederaufbereitungsanlagen verlockende Aussichten: Das strahlende Material muss kreuz und quer durchs Land oder übers Meer transportiert werden"
Zitat: Der Spiegel
Der "Schnelle Brüter", das begrenzte Uran und die Energiekrise
Die Erde steuert auf eine gigantische Energiekrise mit massiven ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen zu, wenn der Umstieg auf nachhaltige, regenerative Energien nicht beschleunigt wird. Die Übernahme unseres westlichen Verschwendungsmodells durch Indien und China beschleunigt die kommende Energiekrise. Der von den Werbeabteilungen der Atomkonzerne ins Gespräch gebrachte Heilsbringer Uran wird ähnlich schnell aufgebraucht sein wie Erdöl und Erdgas.
Aus den oben genannten Gründen kann die Bruttechnologie diese Probleme nicht lösen.
"Solarstrom (PV) ist inzwischen weltweit fast überall am günstigsten: In der Wüste von Saudi-Arabien wird er für nur einen US-Cent pro Kilowattstunde (kWh) erzeugt, in Portugal für 1,4 US-Cent pro kWh. Laut US-Investmentbank Lazard sanken die solaren Erzeugungskosten zwischen 2009 und 2020 um 90 Prozent." Das ist ein Bruchteil der Kosten des Stroms aus den gefährlichen, teuren, neuen, hochriskanten Schnellen Brütern und Strom aus Wind und Sonne wird immer billiger. Darum wurden und werden diese umweltfreundlichen Energien von atomar-fossilen Seilschaften auch so lange mit Fake-News und Bürokratie bekämpft. Es ist unerklärlich, warum gerade wirtschaftsliberale Parteien und Medien so intensiv für die hochsubventionierte, auf funktionierenden Märkten nicht durchsetzbare Atomkraft und Brutreaktoren kämpfen.
Nur ein rascher Umbau unserer weltweiten Raubauwirtschaft auf Nachhaltigkeit und die Nutzung regenerativer Energien können die drohende Energiekrise verhindern.
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein
Beispiele für Brutreaktoren Quelle: Wikipedia
Betrieb von bis Land Ort Name Leistung (MWe) Bemerkung
- 1946 1952 USA New Mexico Clementine 0,025 Erster Brutreaktor, diente 6 Jahre als Neutronenquelle für die Forschung
- 1951 1964 USA Idaho EBR-I 0,2 Zweiter Brutreaktor, lieferte die erste nuklear erzeugte, elektrische Energie (auch Chicago Pile 4)
- 1961 1964 USA New Mexico LAMPRE Schmelze aus Plutonium und Eisen als Spalt- und Brutstoff mit Natrium als Kühlmittel
- 1961 1994 USA Idaho EBR-II 20
- 1963 1972 USA Detroit FERMI 94 Untersuchung der Wirtschaftlichkeit, Abschaltung wegen Problemen
- 1967 1983 Frankreich Cadarache Rapsodie 40 Testreaktor
- 1973 1999 Kasachstan Aqtau BN-350 150 Erster Brutreaktor der russischen BN-Baureihe
- 1974 Frankreich Marcoule (Gard) Phénix 250
- 1974 1994 Großbritannien Dounreay PFR 270 Testreaktor
- 1977 1991 Deutschland Karlsruhe KNK I+II 20 Testreaktor
- 1978 Japan Jōyō 100 Forschungsreaktor
- 1980 USA Washington FFTF 400 Experimenteller Reaktor.
- 1980 Russland Belojarsk 3 BN-600 600 Seit Abschaltung des Creys-Malville weltgrößter schneller Brüter.
- 1985 Indien Kalpakkam FBTR 40th, 13el Testreaktor
- 1986 1996 Frankreich Creys-Malvillle Creys-Malville 1180 1996 nach Zwischenfällen vom Netz genommen, bleibt nach Regierungsentscheidung 1998 endgültig abgeschaltet
- 1994 1995 Japan Fukui Monju 280 nach Natrium-Unfall seit 8. Dezember 1995 außer Betrieb, erneuter Betrieb ab Februar 2009 geplant
- 1991 Deutschland Kalkar SNR-300 327 Bauarbeiten 1991 eingestellt, wurde nie in Betrieb genommen
- Russland Belojarsk 4 BN-800 800 in Bau seit 2006
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- 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.
Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
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