2024 / Wir sind die Guten! Sind wir die Guten? (Hiroshima, Nagasaki, My Lai, Abu-Ghuraib, Guantanamo,Westjordanland, Gaza ...)


Veröffentlicht am 21.10.2024 von Axel Mayer

Wir sind die Guten! Sind wir die Guten?
Hiroshima, Nagasaki, My Lai, Abu-Ghuraib, Guantanamo, Sturz der Demokratien in Chile und im Iran, Westjordanland, Gaza, Waterboarding und Krieg gegen den Terror



"Westliche Werte" und "Wir sind die Guten"


Der Begriff "Westliche Werte" steht für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Freiheit, miliardärsunabhängige Pressefreiheit, Friedensbewahrung, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Individualismus, Arten- und Klimaschutz, freie & gleiche Wahlen, Chancengleichheit, Gewaltenteilung, Schutz von Minderheiten, Toleranz, Meinungsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und die Werte der unvollendeten Aufklärung.

Immer wieder betonen insbesondere konservative und liberale Politiker die "Westlichen Werte", um sich von anderen Ländern abzuheben, aber auch um Kriege und Ausbeutung zu begründen.

Doch wie sah und sieht die gelebte Realität dieser westlichen Wertegemeinschaft aus?
Liegen die Wurzeln unserer Systeme nicht im Kolonialismus, in der Sklaverei, der katholische Inquisition, der Ausrottung der indigenen Bevölkerung Amerikas, der Ostindischen Kompanie, in My Lai, Abu-Ghuraib und Guantánamo? Und haben die Systeme, die sich "für die Guten halten" und zu diesen Werten bekennen, nicht die Bombe über Hiroshima abgeworfen,den Putsch in Chile organisiert, Kriege für Öl geführt und das globale Artensterben und den Klimawandel mit ausgelöst? Was ist mit den westlichen Politikern des Schreckens, mit Franco, Pinochet, Filbinger, Bolsonaro und Trump? Darf Israel für einen ermordeten Israeli 35 Menschen in Gaza töten und im Westjordanland einen religiös begründeten Kolonialkrieg führen?

Ist der höchste der westlichen Werte nicht die globalisierte, neoliberale Gier und sind unsere wahren Werte nicht Warenwerte?


Häufig wird der American Way of Life auch als Idealziel westlicher Werte angepriesen.
Die Welt träumt den Traum vom globalisierten "American Way of Life", doch dieser Traum ist ein unerfüllbarer Albtraum.
Der amerikanische Traum ist der weltweit unerfüllbare Traum vom unbegrenzten Wachstum im begrenzten System Erde und der Traum jederzeit vom Tellerwäscher zum verschwenderischen Millionär werden zu können. Er schafft die Illusion, dass wir alle "verhinderte Millionäre" sind. Doch tatsächlich sind gerade in den USA und überall wo dieser Traum geträumt wird, einige Menschen extrem reich und viele Menschen extrem arm. Großer Reichtum beruht häufig auf Ausbeutung. Aber der Traum vom universellen, persönlichen Reichtum, der eines Tages kommen wird, sichert Gehorsam und Unterwerfung. Der neoliberale Traum der Gier hat die Welt infiziert und ist eine Hauptursache von Artenausrottung, Klimawandel, Atommüllproduktion, Kriegsgefahr, Weltvermüllung, Umweltzerstörung und weltweit wachsender soziale Ungleichheit.

Wir sind die Guten: Das immergleiche Argument für Kolonialismus und Kriege
Weil wir "die Guten und die anderen die Bösen sind" konnten immer schon Kolonialismus, Ausbeutung, Sklaverei, aber auch heutige Kriege begründet werden.

  • Beim mörderischen Aufstand der Hamas wurden 1200 Israelis getötet
  • Im Gaza-Krieg starben bis Juli 2024 ca. 39.363 Menschen, die Mehrzahl Zivilisten, Frauen und Kinder
  • Pro ermordeten Israeli sind das ca. 33 getötete Menschen aus Palästina

Quelle: Statista, 1.8.2024





"Wir sind die Guten" und Abnutzungskrieg


Immer häufiger lese ich in den Medien im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine Krieg den Begriff Abnutzungskrieg. Nie wird gefragt, "was abgenutzt wird". Es wird eben nicht "nur" militärisches und ziviles Material "abgenutzt", sondern Menschen. Auf beiden Seiten sollen (neben den Opfern in der Zivilbevölkerung) bis zu 500.000 Soldaten getötet und schwer verwundet worden sein. Auch die beiden bisher letzten Weltkriege waren "Abnutzungskriege". Insgesamt wurden im Zweiten Weltkrieg schätzungsweise mehr als 70 Millionen Menschen getötet (wurden sie abgenutzt?).
Es ist ein nur mit steinzeitlichen Reflexen erklärbares Phänomen, dass bei Kriegen immer erst genügend Menschen "abgenutzt" sein müssen, bevor aus dem "Siegen wollen" ein "Frieden wollen" wird. Der Begriff "Abnutzungskrieg" wäre ein treffendes Unwort des Jahres.


Mord und Totschlag sind keine "Erfindungen" von alten weißen Männern
Gräuel begleiten die Menschheit seit Beginn der Menschheitsgeschichte. Sklaverei gab es in Afrika schon vor der Kolonisierung. Der Mongolensturm war von entsetzlichen Verbrechen begleitet und der Völkermord in Ruanda im Jahr 1994 kostete circa 800.000 bis 1.000.000 Menschen das Leben. Dennoch ist die besondere Dimension von Vernichtung, Ausbeutung und Sklaverei unter den weißen Herrschern unbestreitbar.

Es gibt keinen Grund, uns im Westen für die Guten zu halten und mit den praktizierten "Westlichen Werten" auch noch kommende Kriege zu begründen.

Wir, die "Guten" haben auch den Kalten Krieg gewonnen
Beginnen wir mit einem Teilrückblick auf die Ursachen des aktuellen Stellvertreterkrieges in der Ukraine, der auch zu einem Weltkrieg führen könnte. Der Zerfall der Sowjetunion, der im Jahr 1991 abgeschlossen war, endete erstaunlich friedlich. Die größte, anerkennenswerteste und am meisten vergessene Leistung der Sowjetunion bestand darin, ohne weltauslöschenden Atomkrieg zu enden. Die damaligen "Sieger der Geschichte" versprachen, die NATO nicht nach Osten zu erweitern. Auch Briten, Franzosen und Amerikaner lehnten eine Nato-Mitgliedschaft der Osteuropäer ab. US-Vertreter Raymond Seitz sagte: „Wir haben gegenüber der Sowjetunion klargemacht – bei Zwei-plus-Vier- wie auch anderen Gesprächen –, dass wir keinen Vorteil aus dem Rückzug sowjetischer Truppen aus Osteuropa ziehen werden.“

Doch wie immer, wenn sich Menschen und Nationen für die Sieger der Geschichte und für "die Guten" halten, wurde dieses Versprechen schnell gebrochen, die Öffentlichkeit auch in den Demokratien des Westens belogen und Russland von NATO-Staaten umzingelt. Der schreckliche, mörderische Angriffskrieg gegen die Ukraine wäre ohne unsere "The winner takes it all - Mentalität" vermeidbar gewesen. Es wäre gut, wenn er nicht in einem allerletzten Weltkrieg enden würde.

Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Freiheit, Individualismus und Toleranz sind globale Werte, die immer noch jeden Tag erkämpft werden müssen, gerade auch in den Ländern der "selbsterklärten Guten".

Axel Mayer, Mitwelt am Oberrhein



Wir sind die Guten! Sind wir die Guten?