Ursachen der Antibiotikaresistenz: Massentierhaltung, falsche Anwendung, Produktion in Niedriglohnländern und Gier der Konzerne
Veröffentlicht am 06.05.2024 in der Kategorie Landwirtschaft von Axel Mayer
Antibiotikaresistenz: Ursachen - Massentierhaltung, falsche Anwendung, Produktion in Niedriglohnländern und Gier der Konzerne
Aktueller Einschub:
Infektionen, die durch antibiotikaresistente Bakterien verursacht werden, gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Das geht aus der bisher umfassendsten Studie zur antimikrobiellen Resistenz (AMR) hervor, die im Januar 2022 im Fachjournal »The Lancet« erschien.
Demzufolge verloren im Jahr 2019 4,95 Millionen Menschen durch Krankheiten ihr Leben, die mit einer Antibiotikaresistenz in Zusammenhang stehen. Davon waren rund 1,3 Millionen Todesfälle die direkte Folge von AMR – damit starben auf Grund arzneimittelresistenter Infektionen mehr Menschen als an Aids oder Malaria. Die sechs tödlichsten bakteriellen Erreger waren für fast drei Viertel aller Todesfälle verantwortlich, die auf Resistenzen zurückgeführt wurden.
Wenn nichts unternommen wird, könnten durch Antibiotikaresistenzen zukünftig jedes Jahr zehn Millionen (10.000.000) Menschen getötet werden, denn die wirksamsten Medikamente gegen bakterielle Infektionen (nicht gegen Viren) verlieren an Wirkung. Antibiotikaresistenz wäre dann die weltweite Todesursache Nummer eins. .[/list]
In der gegenwärtigen COVID-19 Pandemie hat die Bundesregierung bisher erstaunlich Vieles richtig gemacht. Ein Blick nach Bergamo, in die USA oder nach Brasilien zeigt die Folgen von falschem staatlichen Handeln
Deutschland und die Welt waren auf das erwartbare Kommen einer großen Pandemie zu wenig vorbereitet. Die Folgen der "spanischen Grippe" vor hundert Jahren wurden gut verdrängt. Das damalige Influenzavirus tötete in nur wenigen Monaten Schätzungen zufolge zwischen 27 bis 50 Millionen Menschen. Warnhinweise auf kommende Pandemien waren auch das SARS- und das MERS-Virus, die 2003 und 2012 auftraten. Sie zählen zur Familie der genetisch hochvariablen Coronaviren. Die notwendigen Lehren aus diesen Warnungen wurden nicht gezogen. Schutzausrüstungen wie z. B. Masken waren nicht gelagert, in vielen Ländern fehlten Krankenhausbetten und es gab kein weltweit scharf kontrolliertes Verbot des Handels mit exotischen Wildtieren. Die menschlichen und wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Pandemie werden wohl dafür sorgen, dass sich manche Fehler nicht wiederholen werden. Doch was ist mit den gut verdrängten anderen zukünftigen Gefahren für Menschen und Gesundheitssysteme?
Antibiotikaresistenz zukünftig die weltweite Todesursache Nummer eins?
Die einstige "Wunderwaffe" gegen Infektionen (nicht gegen Viren) wird nach und nach wirkungslos: Antibiotika können längst nicht mehr alle Bakterien bekämpfen. Die Folgen sind dramatisch, wie Studien belegen. Rund 700.000 Menschen sterben nach Schätzungen jedes Jahr weltweit an Infektionen, gegen die keine Antibiotika mehr helfen. Die Zahl könnte auf zehn Millionen Menschen im Jahr steigen, wenn Forscher das wachsende Problem der Resistenzen von Bakterien gegen Antibiotika nicht in den Griff bekämen, heißt es in einer Studie des Mahidol Oxford Research Centre (MORU) in Bangkok und des Infectious Diseases Data Observatory (IDDO) in Oxford. Antibiotikaresistenz wäre zukünftig die weltweite Todesursache Nummer eins. Besonders alarmierend sind diejenigen Bakterien, die nicht gegen ein bestimmtes Antibiotikum, sondern gleich gegen mehrere Präparate resistent sind. Im schlimmsten Fall kann eine durch multiresistente Erreger verursachte Infektion bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem zum Tod führen. Doch die lobbygeleitete Politik hört wieder einmal nicht auf die Warnungen.
Frühe Warnungen
1928 entdeckte Alexander Fleming den Grundstock für das Antibiotikum Penicillin, ein unglaublicher Erfolg der Wissenschaft. Schon früh warnte der Arzt vor inflationärem Gebrauch und Resistenzen. Dass er nicht gehört wurde, hat heute tödliche Folgen. Die Ignoranz ist unsäglich und mörderisch.
Schon 1945, in seiner Nobelpreisrede, warnte Fleming vor inflationärem Gebrauch von Penicillin:
„Es besteht die Gefahr, dass die Mikroben lernen, resistent gegen Penicillin zu werden. Und wenn die Mikrobe einmal resistent ist, bleibt sie auch für lange Zeit resistent. Verlässt sie dann den Körper, könnte sie andere Menschen infizieren, ohne dass Penicillin helfen kann. Der erste Patient ist dann durch seinen gedankenlosen Umgang mit Penicillin möglicherweise verantwortlich für den Tod seines besten Freundes.“
Die Hauptursachen der zunehmenden Antibiotikaresistenzen sind eindeutig: Massentierhaltung, falsche Anwendung, Produktion in Niedriglohnländern und Gier der Konzerne.
- Einsatz von Antibiotika und Reserveantibiotika in der Massentierhaltung: Die Menge der in der Tierhaltung eingesetzten Antibiotika hat sich in den letzten Jahren in Deutschland zwar reduziert. Dennoch wurden 2016 noch 742 Tonnen(!) eingesetzt. Die Menge der verkauften Antibiotika aus der Wirkstoffklasse der Fluorchinolone ist von 2011 bis 2016 um 13 Prozent gestiegen. Diese Antibiotikaklasse ist für die Therapie beim Menschen von besonderer Bedeutung. In Deutschland werden immer noch Reserveantibiotika in der Tiermast eingesetzt. Dabei sollen genau diese Mittel ausschließlich der Humanmedizin vorbehalten sein. Der Einsatz von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung ist ein Verbrechen an der Zukunft! Hier zeigt sich ein massives Versagen der Politik vor der Macht der Agrarlobby. Für Massentierhaltung sollte nicht mit "grünen Kreuzen" geworben werden.
- Falsche Verschreibung und Anwendung: Ein Problem sind die teilweise überflüssigen Verordnungen sowie die falsche Einnahme von Antibiotika. Dies führt auch bei uns dazu, dass sich Resistenzprobleme verstärken.
- Globalisierung und Antibiotika-Produktion in Niedriglohnländern: Im Rahmen der Globalisierung und der "Geiz ist geil"-Mentalität wurde die Produktion von Antibiotika in "Billigproduktionsländer", insbesondere nach Indien und China verlagert. Rund um Fabriken in Indien, wo fast alle großen Pharmakonzerne produzieren lassen, sind große Mengen an Antibiotika in die Umwelt gelangt. So entstehen gefährliche, resistente Erreger, die sich global ausbreiten. Das zeigen Recherchen von NDR, WDR und der "Süddeutschen Zeitung". So bekommen wir durch eine nicht menschengerechte Globalisierung "billige Antibiotika" aus Asien, die uns teuer zu stehen kommen. Mit diesen Importen importieren wir multiresistente Erreger und Tod.
- Die Entwicklung neuer Antibiotika-Medikamente bringt zu wenig Gewinne: Die Entwicklung und Produktion neuer Antibiotika bringt den große Pharmaunternehmen "zu wenig Gewinne", geben die Multis offen zu. Doch die zehn größten Pharmaunternehmen konnten 2019 in Summe eine Umsatzsteigerung von rund 7 Prozent auf knapp 490 Milliarden Dollar (rund 441 Milliarden Euro) erzielen. "Die Nettogewinne würden demzufolge ebenfalls um 7 Prozent zulegen und zusammen auf etwa 138 Milliarden Dollar (etwa 124 Milliarden Euro / 124.000.000.000 Euro) steigen. ", schreibt die "Pharmazeutische Zeitung.“
Ablenkungsmanöver und Greenwash durch industrienahe Tarnorganisationen wie Greenfacts
Eine NGO mit dem irreführenden Namen Green Facts wurde mit finanzieller Unterstützung des Chemie-Konzerns Solvay aus der Taufe gehoben. Heute wird Green Facts, neben Solvay, u.a. von Total, Ferrari, CEFIC und der „European Crop Protection 2Association“ (Verband der europäischen Gentechnikkonzerne wie Monsanto und Perstizidherstellern wie Bayer und BASF) unterstützt. Green Facts versichert, dass sie nur “komplizierte wissenschaftliche und konsensorientierte Reports über Gesundheit und Umwelt an „Nicht-Experten“ verbreiten will – sprich an Eurokraten und Medienvertreter.
Auf die Frage:"Trägt der Einsatz von Antibiotika bei Tieren, die der Produktion von Nahrungsmitteln dienen, zu diesem Problem bei?" antwortet die geschickt ablenkende Internetseite von "Greenfacts": "Die Hauptursache für die Antibiotikaresistenz beim Menschen bleibt der Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin; der Einsatz von Antibiotika bei der Nahrungsmittelproduktion trägt nur sehr wenig zu diesem Problem bei." -Suche die Schuld bei Dir selber und nicht bei den Konzernen-, ist ein PR-Trick der aktuell in vielen Bereichen von der Konzernlobby verwendet wird.
Lehren aus der Corona-Krise
- Die vergangenen Warnungen aus Medizin und Forschung vor den Folgen kommender Pandemien mit genetisch hochvariablen Coronaviren wurden von der Politik nicht ernst genommen und die Folgen zeigen sich aktuell weltweit.
- Die jahrzehntelangen Warnungen vor den zunehmenden Folgen von Antibiotikaresistenzen werden immer noch ignoriert. Massentierhaltung, falsche Anwendung und die Medizin-Produktion in Billiglohnländern mit niedrigen Umweltstandards sind die Hauptursachen für die zunehmenden, bedrohlichen Antibiotikaresistenzen. Der Hintergrund ist eine ungeregelte, nicht menschengerechte Globalisierung, bei der alleine der billigste Preis zählt. Welche verheerend-ungeheure Macht unkontrollierte Pharmakonzerne haben können, zeigt die Zahl von 400.000 Menschen, die in den USA an den Folgen von Opioid-Missbrauch gestorben sind. Die Lobby der großen Pharmakonzerne und der großindustriellen Agrarlobby ist übermächtig. Wir brauchen eine Rückholung der Arzneimittelproduktion in Länder mit hohen Qualitätsstandards, ein sofortiges Verbot von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung und eine verstärkte, gewinnunabhängige Arzneimittelforschung.
Wenn bei "schleichenden Katastrophen", wie früher bei Asbest und heute bei Antibiotika die Politik versagt, muss der Druck der Umweltbewegung und der sozialen Bewegungen verstärkt werden, die bisher dieses Thema nicht mit der notwendigen Konsequenz angegangen sind.
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein
Corona-Virus und Antibiotikaresistenz: Was lernen wir aus der Pandemie?
Johnson & Johnson, Pfizer, GlaxoSmithKline, Roche, Sanofi-Aventis, Meyrin, Novartis, AstraZeneca, Abbott, Merck, Wyeth, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly & andere Pharmakonzerne: fehlende Medikamente & satte Profite
* Coronavirus-Zahlen: Infizierte und Todesfälle aktuell in Deutschland, USA, Italien und weltweit
Landwirtschaft: Bauernsterben, grüne Kreuze, Mais, Vermaisung, Gift, Grundwasser, Gentechnik, Grüne Kreuze & Maiswurzelbohrer auf Mitwelt.org
Nicht ein "Mangel an Gift, Nitrat & zu viele Vorschriften bei der Massentierhaltung" sind die Gründe für die massiven Probleme der Landwirtschaft, sondern der massive Druck durch die Globalisierung und der von Bauernverbänden, Agrarkonzernen, von FDP, CDU, CSU & AfD gewollte Zwang zur großen globalen Agrarfabrik, der unerfüllbare und zerstörerische Traum vom ewigen Wachstum.
- Bauernsterben - Insektensterben - Rettet die Bienen & Bauern!
- Massentierhaltung und Antibiotikaresistenz: Was lernen wir aus der Pandemie?
- Grüne Kreuze, Bauernsterben & Globalisierung
- Bauer Willi, Agro-Chemie-Lobby, Agrarpaket, Gift, Glyphosat & Grüne Kreuze
- Antibiotikaresistenz & Ursachen: Gier, Globalisierung, falsche Anwendung, Massentierhaltung und Produktion in Asien / Indien
- Nitrat & Grundwasser am Oberrhein: Dünger & Grundwasserbelastung
- Blühstreifen, Ackerrandstreifen: Lob & Kritik
- Mais, Umwelt, Gift & Grundwasser
- Insektensterben, Ursachen, Studien & wissenschaftliche Quellen
- "Land schafft Verbindung" - aber wohin?
- Maiswurzelbohrer: Fruchtfolge statt Pestizid
- Zunehmende Vermaisung durch Wegfall der Fruchtfolge für Mais?
- Kein Genmais in Buggingen: Ackerbesetzung - ein Rückblick
Landwirtschaft, Landschaft, biologische Vielfalt: Globalisierungsverlierer
Mitwelt Stiftung Oberrhein: Warnungen und Hinweise zu diesen Seiten ...
- 1) Die Internetseiten der Mitwelt Stiftung Oberrhein sind "altmodisch-textorientiert" und manchmal lang. Wir bieten keine modischen Infohäppchen, sondern wenden uns an die kleiner werdende Minderheit, die noch in der Lage ist, längere Texte zu lesen und zu erfassen.
- 2) Wenn Sie hier "Die Wahrheit" suchen, werden Sie sie nicht finden. Es gibt sie nicht, "Die Wahrheit", sondern immer nur Annäherungen daran, Wahrheitsfragmente. Es wird Ihnen nichts übrigbleiben, als sich mit den "anderen Wahrheiten" auseinander zu setzen, um zu einer eigenen Meinung zu kommen. Verlassen Sie auch einmal den engen "Echoraum" der eigenen Meinung im Internet. Misstrauen Sie Wahrheitsverkündern, Ideologen, vom Krieg bestärkten Ewiggestrigen und Verschwörungstheoretikern. Haben Sie Mut, Ihren eigenen Verstand zu gebrauchen.
- 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.
Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.
Getragen von der kleinen Hoffnung auf das vor uns liegende Zeitalter der Aufklärung (das nicht kommen wird wie die Morgenröte nach durchschlafner Nacht)
Sie wollen uns und unsere Arbeit unterstützen?
- Sie können gerne spenden und unsere Beiträge über Ihre (un-)Sozialen Netzwerke weiter leiten.
- Da wir von GOOGLE gerade "ein wenig" aussortiert werden, wären Links von Ihrer Homepage auf unsere Seiten eine große kostenlose Unterstützung.
- Hier geht's zu unseren Newslettern.