2023 Lützerath / 1974-1975 in Wyhl & Marckolsheim / Protest für Leben und Zukunft
Veröffentlicht am 14.01.2023 in der Kategorie Klimaschutz von Axel Mayer
2023 Lützerath / 1974-1975 in Wyhl & Marckolsheim / Protest für Leben und Zukunft
Vor fast 5 Jahrzehnten haben wir in Wyhl und Marckolsheim für Leben und Zukunft gekämpft. Heute engagieren sich viele Menschen gegen die Klimakatastrophe im Braunkohlerevier in Lützerath. Die Klimakatastrophenverantwortlichen wollen den Braunkohletagebau nicht so schnell stoppen, wie es nötig wäre ... Der Energieversorgungskonzern RWE plant, Lützerath vollständig abzureißen, um den Tagebau Garzweiler auszudehnen, wie schon den unmittelbar südöstlich gelegenen Nachbarort Immerath.
Lützerath / Trotz alledem
Im Gegensatz zu den Protesten in Wyhl und Marckolsheim konnten wir die Räumung in Lützerath nicht aufhalten. Die atomar-fossilen Seilschaften und die Atom- und Klimakatastrophen-Verantwortlichen haben sich und uns in Lützerath wieder ein kleines Stück zu Tode gesiegt. Und dennoch war der gewaltfreie Kampf sinnvoll und notwendig. Er ist Sand im Getriebe der Weltzerstörung. Und ein Sandkorn kann ähnlich wie der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Sturm entfachen.
Axel Mayer
2023 Lützerath / 1974-1975 in Wyhl & Marckolsheim / Protest für Leben und Zukunft
1974 verhinderte die elsässisch - badische Bevölkerung den Bau des Bleichemiewerks Marckolsheim CWM.
Der Beginn der Klimaschutzbewegung ...
Vom erfolgreichen Streit gegen die Luftverschmutzung, über den Kampf gegen das Waldsterben zu Fridays for Future und nach Lützerath ...
- ab 1945: Nach dem Krieg sollten "die Schornsteine wieder rauchen". Die Folgen waren das "Wirtschaftswunder", aber auch eine heute nicht mehr vorstellbare extreme Luft- und Umweltverschmutzung.
- 1961: Der Streit für saubere Luft beginnt mit Willy Brandt und seiner Forderung: "Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden". Die folgende (aus damaliger Sicht sehr fortschrittliche) Hochschornsteinpolitik verlagerte zwar nur die Probleme, war aber ein wichtiger Anfang.
- 1974 - 1975: Der massive Konflikt und die erste grenzüberschreitend organisierte Bauplatzbesetzung gegen ein extrem luftverschmutzendes Bleichemiewerk im elsässischen Marckolsheim war einer der ersten konkreten Erfolge der jungen Umweltbewegung.
- um 1980: Die heftigen Proteste und Aktionen gegen das Waldsterben und für saubere Luft führten mittel- und langfristig zu einer massiven Verbesserung der Luftqualität und zu einer Zunahme des Umweltbewusstseins. Gesetze wurden auf Druck der Umweltbewegung und gegen die Lobbyisten verschärft, der PKW-Katalysator wurde eingeführt, verbleites Benzin wurde verboten, Kraftwerke und Industrieanlagen wurden entstickt, entschwefelt und zum Teil technisch auch sicherer. "So konnten zum Beispiel alleine in Baden-Württemberg die Schwefel-Emissionen von 334.200 Tonnen 1973 auf 58.800 Tonnen 1995 reduziert werden, was einem Rückgang um über 80 % entspricht" schreibt die LUBW Baden-Württemberg.
- Fast 40 Jahre Debatten, Studien, Streit und Öffentlichkeitsarbeit von Wissenschaft und Umweltbewegung gegen den Klimawandel und gegen mächtige Lobbys führen zur Entstehung der unabhängigen globalen Jugendumweltbewegung "Fridays for Future". Aus jahrzehntelanger Quantität an Umweltarbeit wird Qualität von Bewegung. Während in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts die ökologischen Konflikte noch zwischen der Umweltbewegung und den Konzernen direkt ausgetragen wurden, schicken jetzt die Konzerne ihre Vorfeldorganisationen (industriegelenkte Bürgerinitiativen, Stiftungen und andere Tarnorganisationen) in den Kampf gegen Umweltbewegung und Energiewende.
- 2023: Die Klimakatastrophenverantwortlichen nennen die Umweltschützenden "Klimaterroristen" und wollen das Dorf Lützerath für den Kohleabbau räumen.
Axel Mayer, (Alt-)BUND-Geschäftsführer und ehemaliger Marckolsheimer Bauplatzbesetzer[/quote]
Brückenbesetzung auf der "Rumpelbrücke" Sasbach-Marckolsheim im Konflikt um das Bleichemiewerk CWM und das AKW Wyhl