IMPORT: Flüsse der Region
Veröffentlicht am 10.01.2020 in der Kategorie Wasser von Axel Mayer
Trostlose Flussautobahnen... Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rench, Kinzig, Wiese und Schutter...
verbinden Schwarzwald und Rhein. Doch erste kleine Fortschritte sind erkennbar
In der Vergangenheit
wurden die meisten Mittel- und Unterläufe der Bäche und Flüsse am Oberrhein zu geradegestreckten, kanalisierten, trostlosen, naturfernen Kanälen umgebaut. Unser Denken zeigt sich im Zustand der Gewässer. Erstaunlich viele Menschen halten solche naturfernen Kanäle immer noch für "echte Natur". Die großen ökologischen Kämpfe und Konflikte für saubere Gewässer und der Streit für Kläranlagen waren wichtige Erfolge für die Umweltbewegung. Jetzt sollten die landschaftsprägenden Gewässer unserer Heimat in Südbaden durch geeignete Maßnahmen, insbesondere durch Dammrückverlegungen, ökologisch aufgewertet, renaturiert und zu grünen Bändern werden, die Rheinauen und Schwarzwald natürlich verbinden. Ein naturnaher Bach mit Badestellen und Naturreservaten ist immer auch ein großes Stück Lebensqualität.
Auch das leider massiv bekämpfte Integrierte Rheinprogramm verbindet in den Auen am Rhein Hochwasserschutz mit Naturschutz.
Renaturierung und Dammrückverlegung
nutzen nicht nur der Natur und dem Lachs, sondern auch dem Menschen. Die Kanalisierung der Bäche und Flüsse im Schwarzwald verschärft rheinabwärts die Hochwassersituation. Durch eine beschleunigte Renaturierung, auch im Rahmen des wichtigen Integrierten Rheinprogramms IRP, könnten zusätzliche Möglichkeiten zur Hochwasserrückhaltung geschaffen werden. Hochwasserschutz ist Menschenschutz und darf nicht nur am Rhein betrieben werden.
Überall wo Wehre die Bäche versperren,
müssen diese wieder durchlässig für Fische und Kleinlebewesen gemacht werden. Hier muss es zu Kompromissen zwischen Naturschutz, Tierschutz und sauberer Energiegewinnung kommen. Positive Entwicklungen sind durchaus erkennbar. Auch hier ist der Fortschritt immer kritisch zu überprüfen. Raue Rampen machen die Bäche durchlässiger. Gleichzeitig waren die tiefen, wasser- und sauerstoffreichen Gumpen unterhalb der alten Wehre gerade in sommerlichen Trockenphasen ideale Rückzugsgebiete für viele Fische.
Grüne Bänder,
das heißt breite, naturnahe Korridore an Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rench, Kinzig, Wiese und Schutter, teilweise mit Auecharakter, zwischen Schwarzwald und Rheinaue sollten als Ziel angestrebt werden, gerade um der zunehmenden Landschaftszerschneidung durch neue Verkehrsprojekte am Oberrhein (Bahnausbau) entgegenzuwirken. Dort, wo an wenigen Stellen renaturiert wird, erleben wir manchmal extrem teure und mitunter unnötige Ingenieurbiologie und nicht die notwendigen und kostengünstigen Dammrückverlegungen, die politisch schwerer durchsetzbar sind. Wenn es um Flächen geht, mauert die Landwirtschaft, die den Oberrhein gerade in eine Maissteppe verwandelt. Mit möglichst teuren Maßnahmen können viele, viele Ökopunkte erzeigt werden...
Nicht teure Ingenieurbiologie, sondern große zusammenhängende Flächen in Bachnähe werden gebraucht. Dazu gehört auch die Wiedervernässung von Wiesen in Flussnähe als Maßnahme für einen wirklichen Biotopverbund. Es sollte geprüft werden, wie mit dem geringsten finanziellen Aufwand der größtmögliche Effekt für Mensch, Natur und Umwelt und auch für den Lachs erzielt werden könnte.
Seit einigen Jahren wird der alte Traum der Umweltbewegung und des BUND an ersten Stellen zur Realität.
Wenn jetzt an Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rench, Kinzig, Schutter und Wiese endlich Dämme zurückverlegt und Auen geschaffen werden, wenn aus den "Bach-Autobahnen" auf ersten Teilstücken wieder mäandernder Bäche mit Kiesbänken und Auen werden, wenn der Lachs zurückkehren kann, dann hat das auch damit zu tun, dass aus dem Traum auch eine ständig wiederholte BUND-Forderung an die politische Verantwortlichen wurde. Die neuen Natur-Flächen sind schön und wertvoll und dennoch immer auch erkennbar "Reparatur" und wir wissen, dass gerade jetzt mit europäischen Geldern in Südosteuropa die letzten frei fließenden Flusssysteme zerstört und die alten Fehler der Vergangenheit wiederholt werden. So ist das Glas halb voll und halb leer, aber ohne den Druck des BUND und der Umweltbewegung wäre es ganz leer...
Die Natur aus zweiter Hand an Elz, Dreisam, Kinzig, Wiese, Schutter und Glotter wird sich entwickeln. Kommende Hochwasser werden sie mehr verändern als manche Planer heute planen und wir warten auf Lachs und Flussregenpfeifer.
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein
Der Autor hat jahrzehntelang für saubere Bäche gekämpft und engagiert sich seit vielen Jahren für die Renaturierung von Rhein, Elz, Dreisam, Glotter, Kinzig, Rench, Kinzig und Schutter