1974-2024 / AKW Wyhl-Protest: Kultur und badisch-elsässische-alemannische Regionalkultur / Lieder, Texte, Gedichte ...


Veröffentlicht am 13.11.2024 in der Kategorie Umweltgeschichte von Axel Mayer

AKW Wyhl-Protest: Kultur und badisch-elsässische-alemannische Regionalkultur / Lieder, Texte, Gedichte ...
Die Proteste und Bauplatzbesetzungen vor 5 Jahrzehnten in Marckolsheim, Wyhl, Gerstheim und Kaiseraugst fielen in eine Hoch-Zeit der europäischen Regionalbewegungen und ihrer vielfältigen Kultur. Im Baskenland und in Katalonien gärte es und auf dem Larzac-Plateau in Südfrankreich gab es erfolgreiche Proteste gegen einen geplanten Truppenübungsplatz. Der Begriff "Heimat" wurde endlich entstaubt und erstmals nach dem Krieg von tümelnden Klischees befreit.

Auf den besetzten Plätzen in Wyhl, Markolsheim und Kaiseraugst wurde deutlich: Dialekt ist immer auch Sand im Getriebe der globalen Megamaschine, denn sprachliche Vielfalt stört in einer Zeit der organisierten Gier und einer Endzeit exponentiellen wirtschaftlichen Wachstums im begrenzten System Erde. Dialekte stören die Verwandlung der vielfältigen Welt in eine große einheitliche genormte Fabrik, eine Agrar-Fabrik, eine Fabrik-Fabrik, eine Konsum-Fabrik und eine Wohn-Fabrik, in der zunehmend übersättigte Menschen immer unzufriedener werden.

Das Elsass erlebte eine Blüte (und leider auch einen Schwanengesang) elsässisch-alemannischer Regionalkultur. Eine Vielzahl elsässischer, badischer und Schweizer Künstlerinnen und Künstler, eine "Alemannische Internationale", traten bei Demos, Aktionen und im Rahmen des Programms der Volkshochschule Wyhler Wald auf. HAP Grieshaber erstellte Wyhl-Plakate und stellte sie den Bürgerinitiativen zur Verfügung. Bücher, Zeitschriften, Flugblätter, Plakate, Aufkleber, Schallplatten und Liederbücher entstanden und es wurde viel gesungen bei Demos und auf den besetzten Plätzen.

Prägende Kunst- und Kulturschaffende in dieser breiten trinationalen Protestbewegung waren u.a. Walter Mossmann, Andre Weckmann, Rene Egles, Buki (Roland Burkhart), Ernst Born, François Brumpt, Karl Meyer, Meinrad Schwörer, Roland Engel, die Blaskapelle "Rote Note", Ernst Schillinger, la Rue de Dentelles, Roger Siffer, Francis Keck ... und die lange Liste ist unvollständig. Viele Künstlerinnen und Künstler traten auch direkt bei Kundgebungen, Aktionen oder in der Volkshochschule Wyhler Wald auf.

Der Wyhl-Protest war immer auch Protest für Vielfalt, Demokratie und für ein grenzenloses Europa der Menschen und Regionen. Fortschrittliche, demokratische Kultur "zivilisiert" Protest. Ohne die massive Einbindung der Kultur in den Protest wäre der Erfolg in Wyhl nicht möglich gewesen.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, ehem. Sprecher der Bürgerinitiative Riegel

rhingold

(André Weckmann)

es hucke drej herre ám Rhin
un speele Ruhr uf fránzeesch un uf ditsch
metme zaichebrätt dr aant
met millioneschecks de zwait
met gummiknéttel de drétt

es hucke drej herre ám Rhin
un wérfle e bumbischs schicksál erüs
vive Fessenême ! roeft dr aant
pfui Márckelse ! breelt de zwait
panzer nach Wyhl ! bellt de drétt

es brunze drej herre ám Rhin
em námme vun technik mácht un finánz
e phenoolrischel dr aant
e quäcksélwerlách de zwait
e sálzige sudd de drétt

es spálte drej herre ám Rhin
met goldiche áxe kärne atom
de hauklotz esch min lánd

es huche drej herre ám Rhin
wánn kejje mr se nin?


Hier ein Auszug aus einem der vielen Lieder von Walter Mossmann:


Die Wacht am Rhein
Im Elsaß und in Baden
war lange große Not
da schossen wir für unsre Herrn
im Krieg einander tot.
Jetzt kämpfen wir für uns selber
in Wyhl und Marckolsheim
wir halten hier gemeinsam
eine andere Wacht am Rhein.
Auf welcher Seite stehst du?
He! Hier wird ein Platz besetzt.
Hier schützen wir uns vor dem Dreck
nicht morgen, sondern JETZT!




Das Dreyeckland-Lied von François Brumpt
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