2024 / Bauernsterben in Deutschland: nur noch 100.000 Betriebe?


Veröffentlicht am 05.09.2024 in der Kategorie Landwirtschaft von Axel Mayer

Bauernsterben in Deutschland: Nur noch 100.000 Betriebe bis 2040? Die echten Ursachen für den so genannten "Strukturwandel"


Wer wird von den Bauernprotesten profitieren?


Natürlich die Großen! Die Agrarfabriken, die Agrochemieindustrie, die mächtigen Landlords im Osten und Norden der Republik und die Rechtspopulisten. Und wer wird verlieren? Die kleine und mittlere Landwirtschaft, die Artenvielfalt, das Grundwasser, der Klimaschutz und die Demokratie.


Bauernsterben & Ursachen: Artensterben, Globalisierung, Mercosur


Der kleinen und mittleren Landwirtschaft (nicht nur) in Deutschland geht es beschissen. Die Erträge stimmen nicht. Es gibt zu viel Arbeit und entsetzlich viel Bürokratie für zu wenig Geld. Wer macht gerne unzählige Überstunden in einer Landschaft, in der immer mehr Spaziergänger mit immer mehr Freizeit immer alles besser wissen? Die Kinder wollen die Höfe nicht übernehmen und die Landwirtschaft hat ein schlechtes Image. Ackerland ist für Konzerne und Investoren eine gute Anlagemöglichkeit und in den letzten Jahren sind die Preise extrem gestiegen. Immer verzweifelter versuchen die Betroffenen mit Gift, Dünger und Wachstum gegen eine internationale Konkurrenz anzugehen, die auf gigantischen Feldern, mit in Europa verbotenen Giften und billigen Arbeitssklaven arbeiten kann.

"You can fool some farmers sometimes
But you can't fool all the farmers all the time"
ziemlich frei nach Bob Marley & Abraham Lincoln ...


Die DZ-Bank erwartet in einer Analyse aus dem Jahr 2024 einen Rückgang von 256.000 Betrieben im Jahr 2022 auf rund 100.000 Höfe im Jahr 2040. Im gleichen Zeitraum wird die Durchschnittsgröße eines Betriebs von 64,8 Hektar auf 160 Hektar zulegen.
Bayer-Monsanto, Syngenta, Genlobby, die "Spitzen" von CDU, CSU, FDP & Bauernverbänden haben kein Interesse an kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betrieben. Sie träumen und realisieren den zerstörerischen Traum von der großen, global aufgestellten Agrarfabrik. Seit Mitte der 1990er-Jahre ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland um die Hälfte zurückgegangen. Auch die AfD, die gerne bauernfreundlich tut, ist in der Realität eine wirtschaftsliberale Konzernpartei.


Frage:


Welche politische Farbe hatte die Mehrzahl der Bundes-Landwirtschaftsminister, als bundesweit innerhalb von 17 Jahren 42 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe starben? Ob es der GRÜNE Landwirtschaftsminister Cem Özdemir tatsächlich besser macht, wird sich zeigen.



Wenn der letzte Apfelbaum fällt, dann liegt das nicht am „bösen Bauern“, sondern an einer verfehlten Agrarpolitik. Giftgeduschte, von Billiglöhnern gepflückte Äpfel aus China füllen unsere Schorleflaschen und zerstören bäuerliche Betriebe und Natur. Naturschutz & Landwirtschaft stehen gemeinsam für eine menschengerechte Globalisierung, bei der nicht nur der Preis zählt!


Landwirtschaft, Landschaft, biologische Vielfalt: Globalisierungsverlierer


Woher kommen die Nöte der kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe?


  • Weil zumeist unter CDU- & CSU-Landwirtschaftsministern, politisch gewollt, ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe verschwanden. Bundesweit gab es einen Rückgang von 42 Prozent innerhalb von nur 17 Jahren

  • Weil z. Bsp. billige, umweltschädlich erzeugte Kirschen aus der Türkei nach Deutschland importiert werden, unsere Landwirtschaft & Landschaft zerstören, und weil genau diese ungeregelte Form der Globalisierung von CDU, CDU & FDP gewollt ist

  • Weil aktuell die deutsche Landwirtschaft auf dem Altar eines nicht umwelt- und menschengerechten Freihandels (Mercosur) geopfert wird

  • Wegen des (Alb-)Traums vom unbegrenzten Wachstum im begrenzten System Erde


Das Beispiel "Deutsche Milch für China"


Wir schütten den gigantischen chinesischen Markt mit deutscher Milch und deutschen Milchprodukten zu, sagten Anhänger der Globalisierung vor wenigen Jahren. Dem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb im Schwarzwald hätte diese Idee wenig gebracht, wohl aber den Nachfolgern der ehemaligen Kolchosen im Osten der Republik mit ihren umweltfeindlichen gigantischen Ställen. Doch zwischenzeitlich gibt es auch in China die großen, vollautomatisierten Kuh-Fabriken mit 10.000 Kühen. Diesen zutiefst zerstörerischen Wettlauf kann unsere Landwirtschaft nicht gewinnen. Sie zerstört Natur, Umwelt und landwirtschaftliche Betriebe.


Landwirtschaft - Globalisierungsverlierer: Ein verzweifeltes Bauernplakat gegen das Volksbegehren Artenschutz


An vielen "Grünen Kreuzen" hing dieses Bauern-Plakat gegen das Volksbegehren Artenschutz. Doch genau diese, im Plakat kritisierte Form der Globalisierung, ist von FDP, CDU, CSU und von den Bauernverbänden und Bayer-Monsanto, Syngenta und Genlobby gewollt. Das Plakat richtet sich gegen die Umweltbewegung, die eigentlich die Lobby der kleinen und mittleren Landwirtschaft ist und Globalisierung menschengerecht gestalten will.


Die Zeit ist reif




*Bauernsterben & das Mercosur Freihandelsabkommen
Das geplante Mercosur Freihandelsabkommen opfert die deutsche Landwirtschaft auf dem Altar des Freihandels und beschleunigt den Ausbau der großen globalen Agrarfabrik. Von Seiten der Landwirtschaft und ihrer Lobbyisten hören wir recht wenig zu diesem Thema, denn die "Bauernversteher" in CDU, CSU und FDP sind glühende Anhänger des Freihandels.


Bauernsterben und verfehlte EU-Subventionspolitik (Eine Milliarde sind tausend Millionen)
Unter den Top-Empfängern der Agrarsubventionen waren auch in 2023 wieder nicht einzelne Landwirte, sondern die Öffentliche Hand, ehemalige Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften sowie Agrarholdings. Laut den Auswertungen von Proplanta erhielten 184 Empfänger über eine Million Euro aus dem EU-Agrarfonds. Zuwendungen über 2 Millionen Euro bekamen 45 Empfänger und Zahlungen von mehr als 5 Millionen Euro gingen an 14 Begünstigte.
"Jedes Jahr verteilt die Europäische Kommission mehr als 50 Milliarden Euro Agrarsubventionen. Deutschland profitiert nach Frankreich und Spanien am meisten davon. Mehr als 400.000 Empfänger bekamen hierzulande seit 2014 gut 53 Milliarden Euro. Die Subventionen gehen dabei vor allem nach Bayern und Niedersachsen, die in den vergangenen Jahren zusammen rund ein Drittel der deutschen Subventionen erhalten haben. (...)
Deutsche Landwirte erhielten im Schnitt für die vergangenen acht Jahre 127.000 Euro. Doch die Schere geht weit auseinander: Das oberste Prozent der Empfänger erhielt fast ein Viertel aller Subventionen - also mehr als zwölf Milliarden Euro oder knapp 30.000 Euro pro Betrieb im Monat. Die gesamte untere Hälfte der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe und Landwirte zusammen dagegen weniger als vier Milliarden. Das sind gerade einmal 200 Euro pro Betrieb im Monat."
Quelle: Tagesschau 01.12.2022


"2022 wurden insgesamt 6,9 Milliarden Euro aus Brüssel an die rund 270.000 Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland ausgeschüttet. Noch dazu kamen 2,4 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt, insgesamt sind das also 9,3 Milliarden Euro an Steuergelder, die Landwirte bekamen."
Quelle: Münchner Merkur



Bauernsterben & Wolf
Nicht der "böse Wolf" gefährdet die Wanderschäferei, auch wenn die BILD-Zeitung hetzt. Unsere Schäfer sind bedroht durch Billigschaffleisch aus Neuseeland, durch den Rückgang der Wiesenflächen und durch die zunehmende Zersiedelung und Zerschneidung der Landschaft. Der öffentlich ausgetragene Kampf von Bauernverbänden, von FDP, CDU, CSU & AfD gegen den Wolf ist ein perfekt gemachtes Ablenkungsmanöver. Die Medien sollten sich in Sachen Wolf nicht ständig instrumentalisieren lassen, sondern die tatsächlichen Zusammenhänge aufzeigen.


Naturschutzbewegung und das Agrarpaket sind nicht die Feinde der kleinen und mittleren Landwirtschaft in Deutschland. Gerade der BUND, die Mitwelt Stiftung und die Umweltbewegung sind potenzielle Verbündete einer insektenfreundlichen, grundwasserfreundlichen, naturnäheren, giftärmeren, nachhaltigen und somit auch moderneren und zukunftsorientierten Landwirtschaft. Wir müssen den Wachstumswahn brechen, den Traum von der globalen Agrarfabrik beenden und die Globalisierung menschengerecht und nachhaltig gestalten. Dazu braucht es eine andere, neue Agrar- und Subventionspolitik, die nicht nur die Interessen der großen, deutschen Agrarfabriken und der Investoren bedient. Und die Landwirtschaft braucht endlich auch gute Preise für gute, umweltschonend erzeugte Produkte.

"Gutes gesundes Brot, regionaler Wein UND Schmetterlinge für unsere Enkel!" sind eine gemeinsame Aufgabe für Landwirte und Umweltbewegung.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Alt-)BUND-Geschäftsführer


Nachträge:


Kommentar: Mercosur - das Bauernsterben geht munter weiter!
Am Rande des G20-Treffens Ende Juni verkündeten die Europäische Union und der südamerikanische Staatenbund Mercosur die größte Freihandelszone der Welt. Diese ausverhandelten Verträge berücksichtigen vor allem Zoll- und Handelsfragen.
Für uns Bauern bedeutet das großindustrielle Konkurrenz statt bäuerlicher Landwirtschaft, da Umweltschutzfragen, gesicherte Qualitätslebensmittel in diesem Freihandelsabkommen anscheinend keine bedeutende Rolle spielen. Unter dem Motto „Die Beschränkung des freien Handels schade der Weltwirtschaft“ (Zitat Cecilia Malmström) werden Industriegüter exportiert und Agrargüter wie Rindfleisch unter fraglichen Produktionsmethoden importiert. Die brutale Liberalisierung des Agrarmarktes ist eine sehr bedenkliche Entwicklung für unsere kleinstrukturierte nachhaltige Landwirtschaft.
Was wir dringend brauchen, ist ein fairer und nachhaltiger Welthandel und nicht profitgierige Wirtschafter, die bestimmen.
Quelle: Maria Mader-Tschertou, SJK- Gemeinschaft der Südkärntner Bäuerinnen und Bauern




Landwirtschaft: Bauernsterben, grüne Kreuze, Mais, Vermaisung, Gift, Grundwasser, Gentechnik, Grüne Kreuze & Maiswurzelbohrer auf Mitwelt.org

Nicht ein "Mangel an Gift, Nitrat & zu viele Vorschriften bei der Massentierhaltung" sind die Gründe für die massiven Probleme der Landwirtschaft, sondern der massive Druck durch die Globalisierung und der von Bauernverbänden, Agrarkonzernen, von FDP, CDU, CSU & AfD gewollte Zwang zur großen globalen Agrarfabrik, der unerfüllbare und zerstörerische Traum vom ewigen Wachstum.




Landwirtschaft, Landschaft, biologische Vielfalt: Globalisierungsverlierer







Mitwelt Stiftung Oberrhein: Warnungen und Hinweise zu diesen Seiten ...


  • 1) Die Internetseiten der Mitwelt Stiftung Oberrhein sind "altmodisch-textorientiert" und manchmal lang. Wir bieten keine modischen Infohäppchen, sondern wenden uns an die kleiner werdende Minderheit, die noch in der Lage ist, längere Texte zu lesen und zu erfassen.
  • 2) Wenn Sie hier "Die Wahrheit" suchen, werden Sie sie nicht finden. Es gibt sie nicht, "Die Wahrheit", sondern immer nur Annäherungen daran, Wahrheitsfragmente. Es wird Ihnen nichts übrigbleiben, als sich mit den "anderen Wahrheiten" auseinander zu setzen, um zu einer eigenen Meinung zu kommen. Verlassen Sie auch einmal den engen "Echoraum" der eigenen Meinung im Internet. Misstrauen Sie Wahrheitsverkündern, Ideologen, vom Krieg bestärkten Ewiggestrigen und Verschwörungstheoretikern. Haben Sie Mut, Ihren eigenen Verstand zu gebrauchen.
  • 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.

Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.


Getragen von der kleinen Hoffnung auf das vor uns liegende Zeitalter der Aufklärung (das nicht kommen wird wie die Morgenröte nach durchschlafner Nacht)



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