Chemiewerk Rhodia in Chalampé (F) - Unfall und Umweltskandal von höchst gefährlicher Dimension


Veröffentlicht am 09.02.2003 in der Kategorie Elsass von Axel Mayer

Chemiewerk Rhodia in Chalampé (F) - Unfall und Umweltskandal von höchst gefährlicher Dimension


An die badisch-elsässischen Medien

Beim Unfall im französischen Chemiewerk Rhodia in Chalampé sind nach dem jetzigen Wissensstand nicht 30, sondern unglaubliche 400 Tonnen Cyclohexan ausgetreten. (Inzwischen ist bekannt, dass es 1200 (!) Tonnen waren.)

Dies ist eine Menge, die selbst die Umweltschützer des BUND zuerst nicht glauben konnten.

Nach Ansicht des BUND gibt es bei diesem Chemieunfall eine aktuelle und eine potentielle Dimension von Gefahr:

1) Der ausgetretene Stoff ist sowohl in der Luft, als auch im Grundwasser giftig. Zusammen mit den Unfällen der Vergangenheit (Blausäure!) zeigt sich, wie schlecht die Sicherheitsvorkehrungen in dieser Firma sind. Es ist ein unglaublicher Skandal wie die Öffentlichkeit und die Behörden belogen wurden und werden. Wenn die Firmenleitung sagt, "sie wollte die Bevölkerung vor Weihnachten nicht beunruhigen", dann ist das lächerlich und hat das Gegenteil, nämlich eine heftige Beunruhigung erreicht.

2) Das Hauptproblem für den BUND ist aber die Katastrophengefahr, die von der Chemieanlage in Chalampé ausgeht. Ein Streichholz oder eine Zigarettenkippe an tonnenweise verdunstendes Cyclohexan gehalten gibt einen gigantischen Feuerball. Wenn sich nur ein Teil der 400 Tonnen entzündet hätte, wäre es zu einer großen Explosion gekommen und das in einer Industrieanlage, in der nebenbei u.a. stündlich 28 Tonnen Blausäure produziert werden.

Nach Ansicht des BUND muss die veraltete Technik der Rhodia (F) schnellstmöglich auf den neuesten Stand gebracht werden und dazu müssen auch unabhängige, kritische Experten von außen hinzugezogen werden. Die Informationspolitik über den Rhein muss verbessert werden, evtl auch unter Strafandrohung bei Nichtbeachtung.

"Es ist nett, wenn die Behörden die Rhodia jetzt öffentlich kritisieren. Aber Kritik reicht nicht. Strenge Kontrollen der Sicherheitsvorkehrungen sind das Gebot der Stunde", sagt BUND Geschäftsführer Axel Mayer. Und der Katastrophenschutz und die Feuerwehr müssen sich verstärkt mit der Rhodia und allen gefährlichen Chemieanlagen der Region auseinandersetzen, um im Katastrophenfall auch grenzüberschreitend schnell handeln zu können.

Axel Mayer



Rhône-Poulenc / heute Rhodia S.A. in Chalampé / Ottmarsheim - Übersicht:


In der Chemiefabrik des französischen Konzerns Rhône-Poulenc (heute Rhodia S.A.) gab es in der Vergangenheit eine Vielzahl von gefährlichen, umweltbelastenden Unfällen und Störfällen. Das Augenmerk der Öffentlichkeit liegt aktuell nicht auf diesen gefährlichen Industrieanlagen, obwohl es in der gesamten Schwerindustriezone in Chalampé / Ottmarsheim ein immenses Gefährdungspotential und teilweise veraltete Industrieanlagen gibt. Die Nichtbeachtung dieser Risiken ist ein gefährlicher Fehler.