Grüne Kreuze, Bauernsterben & Globalisierung


Veröffentlicht am 06.04.2024 in der Kategorie Landwirtschaft von Axel Mayer

Grüne Kreuze, Bauernsterben & Globalisierung


Wer wird von den aktuellen Bauernprotesten profitieren?


Natürlich die Großen! Die Agrarfabriken, die Agrochemieindustrie, die mächtigen Landlords im Osten und Norden der Republik. Und wer wird verlieren? Die kleine und mittlere Landwirtschaft, die Artenvielfalt, das Grundwasser, der Klimaschutz und die Demokratie.

Der kleinen und mittleren Landwirtschaft (nicht nur) in Deutschland geht es beschissen. Die Erträge stimmen nicht. Es gibt zu viel Arbeit und entsetzlich viel Bürokratie für zu wenig Geld. Wer macht gerne unzählige Überstunden in einer Landschaft, in der immer mehr Spaziergänger mit immer mehr Freizeit immer alles besser wissen? Die Kinder wollen die Höfe nicht übernehmen und die Landwirtschaft hat ein schlechtes Image. Immer verzweifelter versuchen die Betroffenen mit Gift, Dünger und Wachstum gegen eine internationale Konkurrenz anzugehen, die auf gigantischen Feldern, mit in Europa verbotenen Giften und billigen Arbeitssklaven arbeiten kann.

"You can fool some farmers sometimes
But you can't fool all the farmers all the time"
ziemlich frei nach Bob Marley & Abraham Lincoln ...



Aktueller Einschub: Agrardiesel, Bauernproteste & Bauernsterben


Das hat die CDU mal wieder genial gemacht. Sie klagte erfolgreich vor dem Bundesverfassungsgericht und die Ampel hat jetzt 60 Milliarden weniger im „Klima- und Transformationsfonds“. Da reiben sich die Öl- und Gaskonzerne die Hände, die in einem einzigen Jahr4000 Milliarden (!) US-Dollar Gewinne gemacht haben. Auch so lässt sich die Energiewende bekämpfen. Und die Regierung streicht dann u.a. die Subventionen für den Agrardiesel und löst heftige Bauernproteste aus. Da lacht sich die FDP ins Fäustchen, die in einer "informellen Koalition" mit der Opposition jede Gelegenheit nutzt, um die Energiewende zu bekämpfen und auch die AfD freut sich.
Dabei ließen sich die Subventionen auch gerechter kürzen, aber die FDP hat kein Interesse an Gerechtigkeit.
"Klein- und Nebenerwerbsbetriebe erhielten im Wirtschaftsjahr 2020/21 im Durchschnitt eine Erstattung von 874 Euro auf die gezahlte Energiesteuer für ihren Dieselverbrauch. Großbetriebe in Form juristischer Personen in Ostdeutschland kamen hingegen durchschnittlich auf eine Steuererstattung von 26.620 Euro. Wer viel Diesel verbraucht, zahlt umso mehr Energiesteuer und erhält einen entsprechend höheren Betrag erstattet." schreibt Agrarheute.
Ein steuerbefreiter Sockelbetrag von 5000 Euro für Agrardiesel, der insbesondere kleinen und mittleren landwirtschaftliche Betrieben nutzt, wäre ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit, Klimaschutz und gegen die Verwandlung der Landwirtschaft in eine Agrarfabrik. Gerechtigkeit und Klimaschutz sind für die kleinste Regierungspartei allerdings Unwörter.


Haben die Landwirte mit AfD, CDU, CSU & FDP die richtigen Freunde und mit SPD & GRÜNEN die richtigen Gegner?


  • Die AfD leugnet den Klimawandel, der die Landwirtschaft besonders stark betrifft. Und sie ist gegen die zukunftsfähigen Energien, von denen gerade die Landwirtschaft besonders profitiert.
  • CDU, CSU & FDP reden zwar gerne von der Unterstützung der kleinen und mittleren Landwirtschaft. Doch welche politische Farbe hatte die Mehrzahl der Bundes-Landwirtschaftsminister, als bundesweit innerhalb von 17 Jahren 42 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe starben? CDU, CSU & FDP sind die stärksten Lobbyisten der Globalisierung und der großen Agrarfabriken.


Grüne Kreuze & Kritik: Agrarpaket, Glyphosat & Bauernsterben


Bei einem Abendspaziergang bin ich an einem der vielen grünen Kreuze vorbeigegangen, die jetzt bundesweit überall in der Landschaft stehen. "Die grünen Kreuze sollen als Mahnmal auf die Folgen des neuen Agrarpakts der Bundesregierung, auf das Volksbegehren "Rettet die Bienen" und auf die allgemeine Lage der Landwirtschaft hinweisen." Ein am Kreuz angebrachter Text besagt, dass der von der Bundesregierung geplante Agrarpakt ein „kommendes Bauernsterben“ auslösen würde. Bayer/Monsanto, Syngenta, Gen-Lobby & Co. sehen ihre Profitinteressen durch das Agrarpaket massiv gefährdet. Sie treten aber psychologisch geschickt nicht selber auf, sondern schicken gezielt die "kleinen Bauern & Landfrauen" vor. Hinter den vorgeschobenen Kreuzen steht eigentlich eine bundesweite Kampagne "Schützt die Bauern durch ein Ja zum Gift und zur Massentierhaltung".

Vielen kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betrieben geht es tatsächlich mehr als schlecht. Doch mit der Zielrichtung der aktuellen Kampagnen werden die tatsächlichen Ursachen des Bauernsterbens gezielt verschleiert und falsche Fronten aufgebaut. Der Hauptgrund für die Misere ist nicht ein Mangel an Gift, sondern die von Agrochemiekonzernen, Bauernverbänden, FDP, CDU & CSU gewollte Globalisierung und die "große, globale Agrarfabrik" die keine Bauern mehr bracht, sondern "landwirtschaftliche Fachangestellte" von Agrar-Konzernen.


Landwirtschaft - Globalisierungsverlierer: Ein verzweifeltes Bauernplakat gegen das Volksbegehren Artenschutz


An vielen "Grünen Kreuzen" hängt dieses Bauern-Plakat gegen das Volksbegehren Artenschutz. Doch genau diese, im Plakat kritisierte Form der Globalisierung, ist von FDP, CDU, CSU und von den Bauernverbänden und Bayer-Monsanto, Syngenta und Genlobby gewollt. Das Plakat richtet sich gegen die Umweltbewegung die eigentlich die Lobby der kleinen und mittleren Landwirtschaft ist und Globalisierung menschengerecht gestalten will.

"You can fool some farmers sometimes
But you can't fool all the farmers all the time"
ziemlich frei nach Bob Marley & Abraham Lincoln ...


Organisiert wird die bundesweite Grüne Kreuz-Kampagne von „Bauer Willi“
"Der als unabhängiger Landwirt bekannte Blogger „Bauer Willi“ ist in Wirklichkeit Teil der Agrarchemiebranche. Wilhelm Kremer-Schillings fungiert laut Firmenangaben als Vize-Vorstandschef der Buir-Bliesheimer Agrargenossenschaft, die auch in erheblichem Umfang mit Pestiziden und Düngern handelt.
Vor seiner Zeit als Blogger war er als Projektmanager in der Chemiesparte des damaligen Schering-Konzerns zuständig für den vermutlich krebserregenden Unkrautvernichter Betanal, wie er der taz mitteilte. Bis zu seiner Pensionierung 2014 arbeitete er beim Zuckerhersteller Pfeifer & Langen, wo er Landwirten zu Pestiziden riet. Auf seiner Internetseite „Zur Person“ und in der Autorenbiografie seines Buches „Sauerei!“ fehlen diese Angaben."
Quelle:Die TAZ


Kernpunkte des von der Agrochemielobby so massiv bekämpften, von der Bundesregierung geplanten Agrarpakets sind unter anderem das verspätete Aus für das Unkrautgift Glyphosat Ende 2023, endlich ein wenig mehr Schutz für Insekten und ein neues Tierwohl-Kennzeichen. In einer Zeit in der in Deutschland die Masse der Insekten teilweise um über 75% abgenommen hat ist das geplante Agrarpaketchen ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die bundesweite Kreuz-Aktion ist der verzweifelte Wunsch nach Beibehaltung des Sta­tus quo und das heißt Agrar-Gifte, Glyphosat, Massentierhaltung, Insektenvergiftung, Vogelsterben, CO2 Belastung und Nitrat im Grundwasser. Bayer/Monsanto, Syngenta, Gen-Lobby & Co. sehen ihre Profitinteressen durch das Agrarpakets massiv gefährdet. Sie treten allerdings psychologisch geschickt nicht selber auf sondern schicken gezielt die "kleinen Bauern, Bauer Willi & die Landfrauen" vor. Es ist erschreckend, dass hunderte von Medienberichten über die "Grüne Kreuz-Aktion" diese Zusammenhänge nicht aufzeigen.

Ähnliche Bauern-Aktionen und die massive Agrar-Lobby in der Vergangenheit haben dazu geführt, dass wir in Deutschland massive Grundwasserprobleme mit Nitrat haben. Der Applaus vieler AfD, CDU, CSU und FDP-Politiker für die Grünen Kreuze passt eigentlich eher in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts und ist insbesondere für die Parteien mit dem C besonders peinlich.

Einschub:


Bayer-Monsanto, Syngenta, Genlobby, die "Spitzen" von CDU, CSU, FDP & Bauernverbände haben kein Interesse an kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betrieben. Sie träumen und realisieren den zerstörerischen Traum von der großen, global aufgestellten Agrarfabrik. Seit Mitte der 1990er-Jahre ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland um die Hälfte zurückgegangen. Auch die AfD, die gerne bauernfreundlich tut, ist in der Realität eine wirtschaftsliberale Konzernpartei, die mit ihrem Ja zur Gentechnik die Abschaffung der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe beschleunigt.


Fünf Mal gab es in den vergangenen 540 Millionen Jahren gewaltige Artensterben, zeigen Fossilienfunde. Forscher sehen eine aktuelle, menschengemachte, sechste Welle in vollem Gange. Nach einem Bericht der Vereinten Nationen zur Artenvielfalt sterben bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten täglich aus. Der Mensch im Anthropozän, hat auf die globale und regionale Artenvielfalt also langfristig eine "ähnlich verheerende" Wirkung wie der große Meteor-Einschlag vor 65 Millionen Jahren.


Nicht ein "Mangel an Gift, Nitrat & zu viele Vorschriften bei der Massentierhaltung" sind die Gründe für die massiven Probleme der Landwirtschaft, sondern der von Bauernverbänden, Agrarkonzernen, von FDP, CDU, CSU & AfD gewollte Zwang zur großen globalen Agrarfabrik, der unerfüllbare Traum vom ewigen Wachstum.


[b]Die "GRÜNEN KREUZE", der Missbrauch christlicher Symbole für Gift, Nitrat, Glyphosat und Massentierhaltung ist nicht akzeptabel.
Absolut nachvollziehbar und berechtigt aber sind die Ängste, Sorgen und Nöte der Landwirte.



Frage:


Welche politische Farbe hatte die Mehrzahl der Bundes-Landwirtschaftsminister, als bundesweit innerhalb der letzten 17 Jahre 42 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe starben? Und welche politische Farbe haben die Parteien, die aktuell für einen ungeregelten Freihandel die Landwirtschaft bedingungslos opfern?


Woher kommen die Nöte der kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe?


  • Weil zumeist unter CDU- & CSU-Landwirtschaftsminister, politisch gewollt, seit 1949 in Baden-Württemberg 75 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe verschwunden. Bundesweit gab es einen Rückgang von 42 Prozent innerhalb der letzten 17 Jahre
  • Weil z. Bsp. billige, umweltschädlich erzeugte Kirschen aus der Türkei nach Deutschland importiert werden, unsere Landwirtschaft & Landschaft zerstören, und weil genau diese ungeregelte Form der Globalisierung von CDU, CDU & FDP gewollt ist
  • Weil aktuell die deutsche Landwirtschaft auf dem Altar eines nicht umwelt- und menschengerechten Freihandels (Mercosur) geopfert wird

(zu diesen Punkten ist in der aktuellen Kreuz-Kampagne leider nichts zu hören und die Verantwortlichen für das bisherige und zukünftige Bauernsterben spielen sich erfolgreich als Bauernretter auf)


Die GRÜNEN KREUZE stehen leider auch für die unbedingte Verteidigung der Massentierhaltung
Die industrielle Massentierhaltung ist das Ergebnis einer verfehlten, nicht menschen- und tiergerechte Globalisierung. Sie bedeutet Tierleid, Sklavenhalterbedingungen für ausländische ArbeitnehmerInnen, Abholzung des Regenwaldes für die Futtermittelimporte und die massive Menschengefährdung durch den Einsatz von viel zu viel Antibiotika. Mit "Kreuzen" für so etwas zu werben ist pervers. Die Massentierhaltung zerstört die kleine und mittlere Landwirtschaft. Welche gemeinsamen Interessen hat ein Schwarzwaldbauer mit 40 Kühen mit dem Industriellen, der eine Kuhfabrik mit 1000 Kühen leitet?

Die kleinen ökologischen Fortschritte, des geplanten und bekämpften Agrarpaketes, stören den Traum von der ständig wuchernden, großen, globalen, giftdominierten Agrarfabrik, den Bayer-Monsanto, Syngenta, Genlobby & CDU, CSU, FDP & Bauernverbände träumen. In diesem zerstörerischen Traum kommen allerdings kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe, egal ob öko oder konventionell, auch nicht vor.

Landwirtschaftsinfluencer im Dienste der Agrarindustrie

»Warum ich diese Mail schreibe, dürfte klar geworden sein: Geld!«
Sie werben für »geile« Pestizidspritzmaschinen oder trommeln gegen das Insektenschutzgesetz: Blogger wie »Bauer Willi« machen ungeniert Lobbyarbeit – aber nicht unbedingt für die Bauern.

Jutta Zeisset, 40, hemdsärmlig, bodenständig, ist gelernte Gärtnerin, Cafébesitzerin, CDU-Mitglied und vor allem Bloggerin. »Ich liebe Landwirtschaft« heißt ihr Kanal, und sie lässt es richtig krachen. Mal lobt sie bei einem Messerundgang die »geile« Pestizidspritzmaschine eines Herstellers. Dann plauscht sie per Video mit dem Pflanzenschutz-Chef von Bayer. Und zwischendurch findet sie noch Zeit, Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) per Brief einzuhämmern, dem geplanten Insektenschutzgesetz »NICHT zuzustimmen«.
Quelle: Der Spiegel


Der Deutsche Bauernverband, CDU, CSU und FDP wollen die große, globale Agrarfabrik und sind verantwortlich für das politisch gewollte Sterben der Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe. Jetzt nutzen sie die "Grünen Kreuze" um sich als Bauernretter aufzuspielen. Ein Weitermachen wie bisher zerstört nicht nur die Artenvielfalt. Es bringt auch das politisch gewollte kurz- und mittelfristige Ende aller kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe.


"Der bekannteste Sprecher der Bauernprotest-Bewegung „Land schafft Verbindung Deutschland“, Dirk Andresen, hat eine überdurchschnittlich große Sauenhaltung. Laut dem beauftragten Ingenieurbüro, Baukonzept Neubrandenburg, wurde die Anlage der Andresens im vorpommerschen Siedenbollentin im Jahr 2008 für 1.250 Sauen umgebaut. Das ist mehr als fünfmal so viel wie der durchschnittliche Sauenbestand in Deutschland, der nach Angaben des staatlichen Thünen-Agrarforschungsinstituts nur 244 Tiere beträgt. Die größeren ostdeutschen Betriebe verdrängen zunehmend mittelständisch-bäuerliche vor allem im Westen.
Quelle: TAZ vom 17.1.20"


Die Zeit ist reif




Naturschutzbewegung, das geplante Agrarpaket in Berlin und das Volksbegehren in Baden-Wüttemberg sind nicht die Feinde der Landwirtschaft. Gerade BUND und Umweltbewegung sind potentiell Verbündete einer insektenfreundlichen, grundwasserfreundlichen, naturnäheren, giftärmeren, nachhaltigen und somit auch moderneren und zukunftsorientierten Landwirtschaft. Wir müssen den Wachstumswahn brechen, den Traum von der globale Agrarfabrik beenden und die Globalisierung menschengerecht und nachhaltig gestalten. Dazu braucht es nicht nur ein Agrarpaket und ein Volksbegehren, sondern eine andere, neue Agrar- und Subventionspolitik. Und die Landwirtschaft braucht endlich auch gute Preise für gute, umweltschonend erzeugte Produkte.

"Gutes gesundes Brot, regionaler Wein UND Schmetterlinge für unsere Enkel!" wäre einen gemeinsame Aufgabe für Landwirte und Umweltbewegung. Das ist auch das Ziel des BUND-Regionalverbandes beim aktuellen Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg

Artenausrottung in Deutschland 2019: Neue Studien


Vogelsterben


"Die Fachgruppe „Vögel der Agrarlandschaft“ der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft hat mit Unterstützung des DDA ermittelt, dass die Zahl der abnehmenden und stark abnehmenden Arten von 55 Prozent auf 68 Prozent gestiegen ist. Die Bestandsrückgänge von Rebhuhn (89 Prozent seit 1992), Kiebitz (88 Prozent seit 1992), Feldlerche (45 Prozent seit 1992) und vieler weiterer Arten halten nicht nur an, sie haben sich sogar noch beschleunigt. Als wesentliche Ursache für die Bestandsrückgänge sehen die Fachleute die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere durch Pestizideinsatz, starke Düngung, den Verlust von Landschaftselementen wie Ackerbrachen und die Einengung der Fruchtfolgen.
Quelle: Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V.

Insektensterben


Der Rückgang der Insekten und Spinnen in Deutschland reicht weiter, als bislang angenommen. Seit 2009 ist etwa ein Drittel aller Arten aus Wiesen und Wäldern verschwunden. Die Auswertung ergab insgesamt: Sowohl die Zahl der Insektenarten nahm massiv ab wie auch die Biomasse – allein auf den Wiesen um mehr als zwei Drittel. Der Insektenschwund war überall dort besonders stark, wo die Wiesen von Ackerland umgeben waren. Damit weist das Forscherteam um den Ökologen Sebastian Seibold darauf hin, dass die Hauptursache in der Landwirtschaft zu finden ist.
Quelle: Studie der TU München




Insektensterben, Bauernsterben & Volksbegehren Artenschutz


Insektensterben
Das Wissenschaftsjournal PLOS ONE veröffentlichte 2017 die Studie „More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas“. Diese bestätigt die [link]=https://www.mitwelt.org/insektensterben-bienensterben-was-tun.html]massive Insektenausrottung[/link] in Deutschland. Zahlreiche ehrenamtliche Entomologen hatten wissenschaftliche Daten zwischen 1989 und 2015 an über 60 Standorten gesammelt und die Ergebnisse sind mehr als erschreckend. Sie müssen auch im Zusammenhang mit dem bedrohlichen globalen Artensterben gesehen werden.

Bauernsterben
Seit 1949 sind in Baden-Württemberg 75 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe aus der Land- und Forstwirtschaft verschwunden. Bundesweit gab es einen Rückgang von 196.568 Betrieben oder 42 Prozent innerhalb der letzten 17 Jahren. Und mit den kleinen und mittleren Betrieben sterben auf größer werdenden Äckern auch Bäume, Hecken, Insekten, Vögel und jede Art von biologischer Vielfalt. Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg konkurriert auf einem weltweiten Agrarmarkt im Rahmen der Globalisierung und des Freihandels mit Ländern wie Kanada. Unsere in kleinen Teilen immer noch erfreulich kleinräumige Landwirtschaft (insbesondere in Südbaden) verkauft teilweise auf dem gleichen Markt wie die giftdominierte großindustrielle Landwirtschaft in den USA. Auch in Nord- und Ostdeutschland dominiert eine politisch gewollte, industrielle, massiv umweltzerstörende Landwirtschaft. Wir sind auf dem Weg zur großen, globalen Agrarfabrik mit Gift und Gentechnik und gefährden so Mensch und Natur. Wenn nur noch der Preis und der „freie Markt“ zählen, wenn eine verfehlte EU-Agrarpolitik nur die großindustrielle Landwirtschaft und Agrarfabriken unterstützt, wenn die Bauernverbände in Baden-Württemberg diese Zusammenhänge nicht erkennen wollen, dann haben Insekten, Vögel, Hecken, Grundwasser, aber auch die Mehrzahl der Landwirte in Baden-Württemberg selbst, keine Chancen.

Massentierhaltung
Bundesweit geht der Trend zu immer größeren Beständen, vor allem in der Massentierhaltung. Bei Masthühnern wurden 1999 pro Betrieb durchschnittlich 4147 Tiere gehalten, 2016 waren es schon 28.166. Ähnlich dramatisch ist die Entwicklung bei Schweinen. Heute hält jeder Hof im Schnitt 695 Tiere – das sind drei Mal so viele wie 1999.

Die Naturschutzbewegung und das Volksbegehren
sind nicht die Feinde der Landwirtschaft, sondern potentiell Verbündete einer insektenfreundlichen, grundwasserfreundlichen, naturnäheren, giftärmeren, nachhaltigen und somit auch moderneren und zukunftsorientierten Landwirtschaft. Wir müssen den Wachstumswahn brechen und die Globalisierung menschengerecht und nachhaltig gestalten. Dazu braucht es nicht nur ein Volksbegehren, sondern eine andere Agrar- und Subventionspolitik als die von CDU, CSU, FDP und der Europäischen Kommission. Und die Landwirtschaft braucht endlich auch gute Preise für gute, umweltschonend erzeugte Produkte.

Was jetzt langsam anläuft ist die gut organisierte PR-Kampagne gegen das Volksbegehren
Das Volksbegehren greift die finanziellen Interessen der großen Agrochemie-Konzerne massiv an. Es stört den Traum der Politik und der Konzerne von der ständig wuchernden, großen, globalen Agrarfabrik.
Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden solche Konflikte direkt zwischen Umweltbewegung und Konzernen ausgetragen, doch die PR-Strategien haben sich geändert. Heute schieben Bayer, Höchst & Co. industriegelenkte Initiativen, Stiftungen und Kleinbauern vor, um im großen Streit nicht selber öffentlich in Erscheinung zu treten. Ängste werden geschürt und einzelne Landwirte und Öko-KritikerInnen des Volksbegehrens gezielt in die PR-Kampagnen eingebaut. Das Volksbegehren weckt "gut organisierte" aber auch durchaus nachvollziehbare Sorgen in der von allen Seiten massiv bedrängten Landwirtschaft. Hier gibt es eine "Bringschuld" der Initiatoren des Begehrens, diese Sorgen ernst zu nehmen. Die Debatte um das Volksbegehren sollte genutzt werden um die dringend notwendige Debatte zwischen Umweltbewegung und Landwirtschaft zu intensivieren, und nicht um Gräben aufzureißen. Wir dürfen nicht nur auf Baden-Württemberg schauen. In Brüssel wird über Milliardensubventionen für die Landwirtschaft entschieden. Mit diesem Geld könnten Bauern und Bienen gerettet werden.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer


Bauernsterben - Insektensterben - Rettet die Bienen & Bauern!



Die Ursachen für das große Artensterben und Insektensterben, aber auch für den Klimawandel sind vielfältig und doch lassen sie sich zu einem Bild zusammen fügen. Wir leben in einer Endzeit exponentiellen wirtschaftlichen Wachstums im begrenzten System Erde und verwandeln die vielfältige Welt in eine große einheitliche Fabrik. In eine Agrarfabrik, eine Fabrik-Fabrik, eine Wohn-Fabrik und eine Konsum-Fabrik in der zunehmend übersättigte Menschen immer unzufriedener werden.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer








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  • 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.

Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.


Getragen von der kleinen Hoffnung auf das vor uns liegende Zeitalter der Aufklärung (das nicht kommen wird wie die Morgenröte nach durchschlafner Nacht)



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