Riskannte Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke Neckarwestheim-2, Emsland und Isar-2
Veröffentlicht am 02.01.2023 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer
Riskannte AKW Laufzeitverlängerung der deutschen AKW: Gefahrzeitverlängerung für die Atomkraftwerke Neckarwestheim-2, Emsland und Isar-2
Die internationale Atomlobby war nach den vielen Opfern der "zivilen" Nutzung der Atomkraft, nach Fukushima und Tschernobyl für kurze Zeit ein wenig in Deckung gegangen und hat in dieser Zeit die Energiewende bekämpft. Aufgegeben hat sie nicht. Das globale atomare Dorf, die alten mächtigen Seilschaften aus Konzernen, Lobbyisten und den alten und neuen Atomparteien AfD und Teilen von CDU - CSU, FDP und "Werteunion" funktionieren noch. An Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) blättert die dünn aufgetragene grüne Farbe ab und der immer schon Atomlobbyist fordert eine Laufzeitverlängerung des AKW Isar 2.
Ende 2022: Endlich Abschaltung / Stilllegung / Schließung der AKWNeckarwestheim-2,Emsland und Isar-2
Am 31.12.2022 werden die letzten drei deutschen Atomkraftwerke Neckarwestheim-2, Emsland und Isar-2 stillgelegt. Die Unfallgefahren des sogenannten Normalbetriebs enden, der erzeugte Atommüll wird noch eine Million Jahre strahlen und 30.000 Generationen gefährden. Doch mit immer neuen Argumenten versuchen Lobbyisten und Tarnorganisationen der Atomindustrie die Abschaltung zu verhindern.
Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima wurden mehr und mehr AKW abgestellt und die alternativen Energiequellen ersetzen weltweit nach und nach die Kohle- und Atomkraftwerke.
- Die Kosten für den Solarstrom aus Fotovoltaikanlagen sind in den letzten zwei Jahrzehnten um mehr als 90 Prozent gesunken.
- Die Kosten für den Windstrom sind im letzten Jahrzehnt auf etwa die Hälfte gesunken.
- Die Kosten für das Speichern einer Kilowattstunde Strom in Batterien sind im letzten Jahrzehnt um fast 90 Prozent gesunken.
- Strom aus neuen AKW wird immer teurer und ist nicht mehr konkurrenzfähig.
Atomunfall & AKW-Laufzeitverlängerung: CDU, CSU, FDP, AfD & die Gefahr schwerer Atomunfälle
Laufzeitverlängerung und atomare Gefahren
In jedem AKW wird in einem Betriebsjahr pro Megawatt elektrischer Leistung die Radioaktivität einer Hiroshima-Bombe erzeugt. Das heißt, dass in einem Atomkraftwerk mit 1200 MW Leistung im Jahr in etwa die kurz- und langlebige Radioaktivität von ca. 1200 Hiroshima-Bomben entsteht. Die „Freisetzung“ nur eines kleinen Teils dieser Radioaktivität hätte verheerende Folgen für die betroffene Region. Große Landstriche müssten für lange Zeiträume evakuiert werden. Dies wäre eine menschliche und ökonomische Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.
Alternde, laufzeitverlängerte AKW vergrößern die Unfallgefahr
Durch den Dauerbeschuss mit Neutronen aus der Kernspaltung, extrem hohe Temperaturen und Temperaturunterschiede, mechanische Belastung und Korrosion altern die einzelnen Bauteile der Atomkraftwerke, das Risiko eines Unfalls durch Materialermüdung steigt. Zwar werden immer wieder alte Reaktoren mit neuer Technologie nachgerüstet, doch die Kombination aus alter Technik des letzten Jahrhunderts und neuer Technik birgt bisher unbekannte Probleme und Risiken. Während Wärmetauscher, Reaktordeckel, Rohrstücke und andere Teile unter teilweise immensen Kosten und Risiken für die AKW-Arbeitnehmer (und insbesondere für die Leiharbeiter) ausgetauscht werden können, kann das am stärksten von der Neutronenstrahlung belastete Reaktordruckgefäß nicht ausgetauscht werden. Haarrisse wachsen und der Stahl wird spröde und korridiert. Im März 2002 entdeckten Experten bei der Überprüfung des Atomreaktors „Davis Besse“ in den USA eher zufällig, dass der Stutzen des Reaktordeckels bereits zu drei Vierteln durchgerostet war – ohne dass es zuvor jemand gemerkt hatte. Große Risse im Reaktordruckgefäß oder ein Abriss der Hauptkühlmittelleitung führen zwangsläufig zum GAU, zum größten anzunehmenden Unfall.
„In jedem Jahr Volllastbetrieb werden die Rohre des zentralen Kühlkreislaufs, in dem hoch radioaktives Wasser fließt, sowie der zentrale Druckbehälter einer intensiven Strahlung ausgesetzt. Sie wirft Atome aus ihrer Lage, schafft punktförmige Störstellen. Dies beeinflusst die Festigkeit, im schlimmsten Fall durch Bildung eines Haarrisses, an dem sich weitere Fehlstellen bevorzugt ansammeln, was zur Ausbildung eines größeren Risses und zum Bersten führen kann.“
Zitat: Eicke R. Weber, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme
Schwerer Atomunfall - verheerende Konsequenzen
Nehmen Sie einen Zirkel und ziehen Sie einen Kreis von ca. 300 Kilometer um Ihren Heimatort. Wenn es in einem der Atomkraftwerke in diesem Kreis zu einem schweren Unfall kommt, zu einer Katastrophe die unwahrscheinlich ist und dennoch morgen schon eintreten kann, wenn ein Teil des radioaktiven "Inventars" des AKW austritt und der Wind in Richtung Ihres Wohnortes weht, dann werden Sie diese Ihre Heimat, mit allem was Sie in Jahrzehnten mühevoll aufgebaut haben, schnell und endgültig verlassen müssen und froh sein, einfach nur zu überleben.
Laufzeitverlängerte AKW und Krebs
Aus einer Studie, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im Dezember 2007 veröffentlichte, geht hervor, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zum Reaktorstandort deutlich zunimmt. Die Studie mit Daten von über 6000 Kindern liefert die bislang deutlichsten Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko bei Kindern in der Nähe von Kernkraftwerken. Das Risiko ist demnach im 5-km-Radius für Kinder unter fünf Jahren um 60 Prozent erhöht, das Leukämierisiko um etwa 120 Prozent. Im Umkreis von fünf Kilometern um die Reaktoren wurde für den Zeitraum von 1980 bis 2003 ermittelt, dass 77 Kinder an Krebs erkrankten, davon 37 Kinder an Leukämie. Im statistischen Durchschnitt wären 48 Krebserkrankungen beziehungsweise 17 Leukämiefälle zu erwarten. Der Studie zufolge gibt es also zusätzlich 1,2 Krebs- oder 0,8 Leukämieerkrankungen pro Jahr in der näheren Umgebung von allen 16 untersuchten AKW-Standorten. Die Studie zeigt aber, dass auch im weiteren Radius um AKW die Kinderkrebshäufigkeit zunimmt. Der prozentuale Anteil sinkt zwar, dafür nimmt aber die Anzahl der kranken Kinder zu, denn dort wohnen und leben mehr Kinder als in direkter Nähe des AKW. Gerade die alten Siedewasserreaktoren mit nur einem Wasser-Dampfkreislauf sind berüchtigt für die Abgabe von Radioaktivität im sogenannten "Normalbetrieb".
Atomkraftwerke, Laufzeitverlängerung und Geld
Bei der Debatte um Laufzeitverlängerung verwundert immer wieder wie Atomlobby, Atomkonzerne und Atomparteien für ein höheres Atomrisiko streiten. Warum werden die Gefahren nicht gesehen? Die Antwort ist einfach. "Its the money stupid“ Es geht ums Geld, um sehr viel Geld. Die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken bringt uns allen viele Risiken, den Atomkonzernen und vermutlich auch den Lobbyisten aber viel Geld.
Alte und neue AKW sind gefährlich
Die Nutzung der Atomenergie in neuen und alten AKW ist eine Gefahr für Mensch und Umwelt. Der Ausstieg aus dieser gefährlichen Technologie muss schnell erfolgen. Der Versuch der Atomindustrie und der Atomlobby den “Atomausstieg”, diesen viel zu zögerlichen Kompromiss, zu Fall zu bringen ist mehr als ein Skandal.
Neben den Gefahren für Leben und Gesundheit zeigt diese Debatte auch die undemokratische Macht großer Konzerne und der PR-Industrie.
Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke und Neusprech: Oder etwas Verstecktes enthüllen
Wie sehr haben wir uns schon an das orwellsche Neusprech gewöhnt!
An die Begriffe aus den Werkstätten der Akzeptanzforscher, Militärs und Werbepsychologen! Menschen werden durch »schlanke Produktion« nicht etwa entlassen sondern »freigesetzt« und ein Pestizid ist ein »Pflanzenschutzmittel«. Ein versehentlicher Angriff auf die Zivilbevölkerung ist ein »Kollateralschaden« und »Friendly Fire« ist der Spezialfall eines »Kollateralschadens«, bei der »intelligente« Waffensysteme Feind und Freund verwechselt haben. Statt Atomkraft sprechen wir von »Kernkraft«, statt Entgiftung sagen wir »Dekontamination« und aus dem Katastrophenschutz wurde der harmloser klingende »Notfallschutz«. Die »Internationale Bewertungsskala für Atomunfälle« heißt »Internationale Bewertungsskala für besondere Ereignisse« und bei diesen »besonderen Ereignissen« kann dann Radioaktivität »freigesetzt« werden. Begriffe wie »Entsorgung« und »Entsorgungspark« gehen uns locker über die Lippen.
Sprache ist Macht, und Werbepsychologen und Akzeptanzforscher bestimmen auch mittels der Sprache das Denken der Menschen. Die Umweltbewegung sollte die Sprache zurückerobern und bewusster mit Sprache umgehen. Das darf allerdings nicht heißen, Manipulation durch Gegenmanipulation zu ersetzen. Wir sollten aber versuchen die Dinge und Probleme wieder beim Namen zu nennen oder sogar neu und treffend zu benennen.
Klimawandel, Atomkraft, Laufzeitverlängerung, Atom-Propaganda & neue AKW
Der zeitliche Abstand zu den Atomunfällen in Tschernobyl und Fukushima ist so groß, dass die Atomlobby mit dem gezielt vorgeschobenen Klimaschutz-Argument wieder in die Offensive geht. Marktradikale Parteien wie CDU, CSU, FDP und AfD und die grün gestrichenen Tarnorganisationen der Atomkraft machen Werbung für Atomkraft, um ihre Profite zu sichern. Es ist beeindruckend zu sehen, wie zwischenzeitlich sogar die rechtslibertären Klimawandelleugner von EIKE das Klimaschutz-Argument nutzen, um für Atomkraft und gefährliche neue Thorium Reaktoren zu werben. Die politisch Verantwortlichen für Klimawandel und Atomkatastrophen setzten auf AKW als alte, neue "Wunderwaffe" im verloren gehenden Umwelt-Krieg gegen Mensch und Natur. Doch Atomkraft ist hochriskant, extrem teuer und der Atommüll muss eine Million Jahre sicher gelagert werden. Bei der Nutzung der Atomenergie (vom Uranabbau bis zum Abriss) wird mehr Kohlendioxid freigesetzt als beim Betrieb eines Windrades, sagt eine Studie des Deutschen Bundestages. Atomstrom aus neuen AKW ist extrem teuer. Das neue englische AKW Hinkley Point wird 23,2 Milliarden Euro kosten und extrem teuer Strom produzieren. Ab 2025 wird der Atomstrom für rund 12 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh) ins Stromnetz verkauft. Hinzu kommt ein Aufschlag für die Inflation. Solar- und Windstrom sind im Vergleich deutlich günstiger. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) kostet heute in Deutschland Strom aus neuen Windanlagen etwa 6,1 Eurocent pro kWh und aus neuen großen Solarkraftwerken im Durchschnitt 5,2 Eurocent. In sonnenreichen Ländern sind die Kosten für Solarstrom noch günstiger und liegen unter vier Eurocent. Mit einem Bruchteil des Geldes für neue AKW lässt sich umweltfreundlich Strom aus Wind und Sonne erzeugen und das Klima schützen. Aus diesem Grund werden die zukunftsfähigen Energien und insbesondere die Windenergie, von der Atom- und Kohlelobby und ihren Tarnorganisationen und "Bürger"initiativen auch massiv bekämpft.
Die Energy Watch Group schon längst vorgerechnet:
"Um mit Atomenergie nur 10% der heutigen globalen CO₂-Emissionen bis 2050 zu senken, müssten bis dahin 2184 neue Atomkraftwerke je 1 GW, neu gebaut werden, also jeden Monat etwa 8 neue Atomkraftwerke ans Netz gehen."
Diese 2184 neuen AKW bräuchten Uran, sie würden die Zahl der schweren Atomunfälle vervielfachen und Atommüll produzieren, der eine Million Jahre strahlt und 33.000 Generationen gefährdet. Der weltweite Neubau von AKW brächte immer mehr Länder in den mörderischen Besitz von Atomkraft-Waffen und sie wären im Gegensatz zu Energie aus Wind & Sonne unbezahlbar teuer.
Warum sollen wir auf eine gefährliche, teure Hochrisikotechnologie wie den Thorium Reaktor setzen, wenn wir kostengünstige, umweltfreundliche Alternativen haben?
Der menschengemachte Klimawandel muss umweltfreundlich und nachhaltig angegangen werden.
Lösungsansätze sind regenerativen Energien, Energiesparen und eine Änderung unseres nicht nachhaltigen Lebensstils. "Gut leben statt viel haben" ist die Zukunftsdevise. Es gilt, eine tatsächlich nachhaltige Entwicklung einzuleiten und Wege für ein gutes Leben aufzuzeigen. Die größten Einschränkungen auf diesem Weg sind die ökonomisch-politischen Widerstände alter Eliten und die Tatsache, dass dieser Weg Vernunft und ein massives Umdenken voraussetzt. Der Versuch, die Probleme des Klimawandels mit neuen Atomkraftwerken und Laufzeitverlängerung zu lösen, ist ein gefährlicher, rückwärtsgewandter Irrweg.
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Aktueller Einschub
Neue AKW in der Schweiz? Kosten, Risiken, Gefahren & KritikMini-AKW? Teure Pleiten, Pech und Pannen
Nach den USA ist jetzt auch in Frankreich ein 300-Millionen-Projekt für ein EDF-Mini-AKW kläglich gescheitert. Der Strom aus neuen, kleinen Hochrisikoreaktoren ist einfach zu teuer und auf dem Markt nicht durchsetzbar.Erstaunlich! Atomkraft: Liberale können rechnen - Die CDU nicht
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Copenhagen Atomics, der dänische Entwickler von Flüssigsalzreaktoren, und das Paul Scherrer Institut (PSI) haben eine umfassende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Diese sieht eine vierjährige Zusammenarbeit bei Experimenten mit Thorium-Flüssigsalzen und die Inbetriebnahme eines kleinen Testreaktors im Jahr 2026 in der Schweiz vor.
Mehr Infos: Neues Mini-AKW in der Schweiz?
Alle, alle, alle unsere Nachbarn und Nachbarinnen bauen neue AKW, nur die dummen Deutschen nicht ...
Wer in die Springer-Presse, die Leserbriefspalten, die Foren der Medien und in die rechten Netzwerke schaut, dem wird diese falsche Realität aufgedrängt.
Es entsteht der (falsche) Eindruck, überall in Europa würden gerade Bauzäune gebaut, AKW-Fundamente gegossen und an Reaktoren geschraubt.
Dr. Eva Stegen hat mal wieder recherchiert und die Grundlage für die oben stehende Grafik geliefert
Wir müssen uns die Frage stellen, woher die aktuelle, manipulative, beinahe unwidersprochene mediale Macht der atomar fossilen Seilschaften kommt.
Warum bezeichnen wir in der öffentlichen Debatte die Laufzeitverlängerung für AKW nicht als Gefahrzeitverlängerung?
Axel Mayer, (Alt-)BUND-Geschäftsführer
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- 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.
Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
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