Winterfütterung & Sommerfütterung für Vögel: Sinnvoll oder unsinnig?
Veröffentlicht am 04.01.2022 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer
Winterfütterung / Sommerfütterung / Ganzjahresfütterung für Vögel: Sinnvoll oder unsinnig?
Auch in Zeiten des Klimawandels
wird es zwar seltener, aber dennoch immer wieder auch kalte Winter mit viel Eis und Schneefall geben. In diesen kalten Wintern ist die Fütterung der Vögel eine gute Möglichkeit, Natur zu beobachten, Kinder an die Vogelwelt heranzuführen und einigen häufig vorkommenden Vogelarten nützt die Winterfütterung auch tatsächlich, zum Beispiel den körnerfressenden Finken wie Buchfink oder Grünfink.
In Deutschland brüten etwa 250 Vogelarten
regelmäßig, dazu kommen noch die gefiederten Durchzügler und Wintergäste. Doch nur etwa 8 % der deutschen Brutvogelarten kommen zu Futterhäuschen und profitieren von der Winterfütterung. Vogelfütterung im Garten erreicht selten mehr als 10 bis 15 Vogelarten. Diese haben stabile oder wachsende Populationen, keine ist in ihrem Bestand gefährdet. Futterstellen werden also kaum von denjenigen Vögeln genutzt, die Schutz brauchen und vom Aussterben bedroht sind. Die Vögel, die sich dann meist im häuslichen Garten einfinden, sind die, die recht häufig vorkommen. Der extrem starke Rückgang vieler Vogelarten (Vogelsterben) ist nicht auf den winterlichen Nahrungsengpass, sondern auf die großflächige Naturzerstörung, auf das Verschwinden traditioneller Kulturlandschaften (z.B. Heiden, Streuwiesen, ...), Flächenverbrauch, Monokulturen und Agrargifte zurückzuführen. Gerade die typischsten heimischen Vögel wie Feldlerche oder Wachtel sind durch den Wegfall von Brachflächen akut gefährdet. Diesen Arten hilft die Fütterung gar nicht, sondern eher engagierter Naturschutz.
Den tatsächlich bedrohten Vogelarten in Deutschland bringt die Winterfütterung innerhalb von Orten nicht viel, sie schadet aber auch nicht, wenn sie richtig durchgeführt wird. Gefüttert werden sollte bei Frost oder geschlossener Schneedecke.
Das massive Insektensterben in Deutschland führt dazu, dass jetzt allerdings auch in der Brutzeit gefüttert werden sollte.Warum sollten jetzt auch im Sommer Vögel gefüttert werden?
Weil auch in diesem Jahr Millionen von Jungvögeln verhungert sind! Die Zahl der Insekten hat in manchen Gebieten Deutschlands schon um bis zu 80% abgenommen und das hat natürlich auch massive Auswirkungen auf die Vogelwelt. Vögel wie Schwalben oder Mauersegler leben nur von Insekten. Für eine Vielzahl von körnerfressenden Kleinvögeln sind in der Aufzuchtphase Insekten und deren Larven besonders wichtig. Das massive und erschreckende globale und bundesweite Insektensterben nimmt (nicht nur) Schwalben, Mauerseglern und Fledermäusen die Nahrungsgrundlage und führt zu einem massiven Rückgang der Populationen. Wenn ein wichtiger Teil der Nahrungsgrundlage wegbricht, dann hat das extreme Auswirkungen auf alle Arten am Ende der Nahrungskette.
Dennoch erreichen wir mit der Sommerfütterung nur einen Bruchteil der Vogelarten. Tierliebende Sommerfütterung und der Kampf gegen das Insektensterben und die Artenausrottung müssen Hand in Hand gehen.
Nachhaltig helfen Sie Vögeln,
wenn Sie sich für die bedrohte Natur vor Ihrer Haustür engagieren und in Ihrem Garten im Herbst Stauden stehen lassen, heimische Gehölze pflanzen, Kompost- oder Laubhaufen anlegen und einfach ein wenig „Mut zur kleinen Wildnis“ haben. Naturnahe oder extensiv genutzte Flächen bieten den bei uns überwinternden Vögeln reichlich Nahrung und Lebensraum. Samen von Wildkräutern, Früchte von heimischen Gehölzen und Insekten, deren Eier und Larven in der Rinde alter Bäume oder in hohlen Pflanzenstengeln überwintern, sind die natürliche Nahrung heimischer Vögel im eigenen Garten.
Bauanleitungen für Vogelnistkästen finden Sie hier.
Ganz wichtig ist die Vogelfütterung
allerdings, um Kinder an die Natur heranzuführen. Mit dem winterlichen Vogelhäuschen und dem Bau von Nistkästen schaffen Sie es, Kindern eine unserer faszinierendsten Tiergruppen näherzubringen, denn eine Futterstelle und ein Nistkasten im Garten bieten die Gelegenheit zu eindrucksvollen Beobachtungen. So wird die Liebe zur Natur und zur Vogelwelt geweckt und die Artenkenntnis und Beobachtungsfähigkeit gefördert. Aus vielen „kleinen Vogelschützern“ wurden schon engagierte Natur- und Umweltschützer. Darum gehören Futterhäuschen und Nistkästen auch in jeden Kindergarten und in die Gärten von Schulen.
Richtig füttern
Auf keinen Fall sollten Sie gesalzene oder gewürzte Essensreste verfüttern – sie können für Vögel tödlich sein. Das Futterhaus sollte katzensicher sein und sauber gehalten werden, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Es sollte so gebaut sein, dass kein Vogelkot das Futter verunreinigen kann. Das Futter sollte darum auch nicht auf den Boden geworfen werden. Es vermischt sich sonst mit dem Kot der Vögel und kann besonders bei mildem Wetter und hohen Vogeldichten zu tödlichen Vogelkrankheiten (Salmonellen) führen. Gut sauber zu halten sind Futtersilos. Hier ist die Gefahr von Infektionen wesentlich geringer. Besser sind zur Vermeidung von Ansteckungen auch mehrere kleine als eine große Futterstelle. Achten Sie darauf, kein Körnerfutter mit Samen des Traubenkrauts (Ambrosia) zu kaufen; es ist für uns Menschen hoch allergen und breitet sich derzeit aggressiv aus.
Gut geeignet zum Füttern
- sind Sonnenblumenkerne, Hanf, Fett-Kleie-Gemische, Haferflocken, Obst, Rosinen, Wildbeeren, Futterringe und Futterknödel, Rinderfett oder Rindertalgstücke.
- für Arten, die lieber Weichfutter mögen, wie Amsel oder Rotkehlchen, können auch Haferflocken gestreut oder Äpfel ausgelegt werden. Auch angefaultes oder schrumpeliges Obst ist für manche Vogelarten ein Leckerbissen.
- zusätzliches Wasser brauchen die Vögel im Winter nicht, ihnen genügen Schnee und Rauhreif.
Mauseproblem
Nicht verschwiegen werden sollte, dass die Vogelfütterung zu einem schwer lösbaren Maus- und Rattenproblem führen kann.
Über der „Leidenschaft zur kleinen Schöpfung“ sollte die „große Natur“ nicht vergessen werden. Vögel füttern, Nistkästen bauen und gleichzeitiges Engagement für die bedrohte Natur und Mitwelt. Das ist unsere Aufgabe.[/list]
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Alt-) BUND-Geschäftsführer
Eigenes Winterfutter herstellen:
Rindertalg, kleingeschnitten und erhitzt, mit etwas Salatöl, um dem Brüchigwerden des Talges vorzubeugen, mischen und nach dem Ausschmelzen Weizenkleie im Verhältnis 1:1 oder 2:1 von Fett zu Kleie dazumischen. Das Ergebnis ist eine bröselige Masse, welche von allen Vogelarten gefressen wird.
Aktueller Einschub:
Die Menschheit hat einer internationalen Untersuchung zufolge schon mehr als 1.400 Vogelarten ausgerottet. Die Vögel in Deutschland und Europa kämpfen gerade vor unser aller Augen um ihr Überleben: 600 Millionen Vögel haben die Staaten der EU in den letzten vier Jahrzehnten verloren – das entspricht rechnerisch einem Verlust von 40 000 Vögeln Tag für Tag.
Mehr Infos:Vogelsterben in Deutschland
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