Mauersegler: Nistkästen / Nisthilfe (Eine Bauanleitung)


Veröffentlicht am 23.10.2019 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer

Mauersegler: Nistkästen / Nisthilfe (Eine Bauanleitung)


Der Mauersegler
ist ein faszinierender Zugvogel, der bis Ende April den Winter in Afrika verbringt. Im Hochsommer fallen die Vögel durch ihre beeindruckenden Flugmanöver und ihr schrilles Rufen auf. Manchmal erreichen sie im Sturzflug Geschwindigkeiten von mehr als 200 km in der Stunde. Bis August bleibt der Vogel zur Balz, zum Nestbau und zur Aufzucht der Jungen im Norden. Mauersegler sind Höhlenbrüter, die hauptsächlich in Gebäudenischen brüten. Somit findet man seine Nistplätze meist an hohen alten Gebäuden oder Industrieanlagen, da Neubauten zu wenig Öffnungen haben. Aber die Brutmöglichkeiten schrumpfen zunehmend, da immer häufiger ,,Taubenspikes'' an Vorsprüngen alter Fassaden befestigt werden, um diese vor Vogelfäkalien zu schützen. Mauersegler sind sehr gesellige Tiere und bevorzugen Neststandorte in dunklen Hohlräumen mit der Möglichkeit eines direkten Anflugs. Die meist 6 bis 30 Meter hoch gelegenen Höhleneingänge werden mit einer "Unterfliegungslandung" angeflogen. Das Nest befindet sich meistens im hinteren Teil der Höhlenecke.
Der Mauersegler ernährt sich im Flug von Insekten. Der zunehmende Insektizideinsatz in der Landwirtschaft führt zu einer Verknappung des Nahrungsangebots.


Material:

Maße:
Es empfiehlt sich, astfreie, natürliche (unbehandelte) Fichten- Kiefer- oder Tannenholzbretter mit einer Stärke von ca. 2 cm zu verwenden. Sie sind relativ kostengünstig und in so gut wie jedem Holzfachmarkt und Baumarkt zu finden. Man kann sie zurecht schneiden lassen (Kosten!) oder sie selbst bearbeiten. Wobei bei Sägearbeiten immer Vorsicht geboten sein sollte.
Des Weiteren benötigt man ca. 20 Nägel (zwischen 4-5 cm), um die einzelnen Teilstücke zu verbinden, 4 Schrauben mit 8-10 cm, um den Kasten an der Wand zu befestigen. Ebenfalls nötig sind Hammer, Schleifpapier (und/oder Feile), Holzbohrer, Raspel, Stift und eine Stichsäge.


Bauanleitung:

Wenn man sich die Teilstücke selber zurecht sägen möchte, muss man zuerst die benötigten Teilstücke mit Bleistift auf den Brettern vorzeichnen und sie dann mit der Stichsäge ausschneiden. (Bitte beachten, dass in den hinteren Teil der Bodenplatte, 2-4 kleine Löcher gebohrt werden müssen, um einen guten Wasserablauf zu ermöglichen!)
In die Vorderwand bohrt man im oberen Mittel direkt nebeneinander 2 Löcher mit einem Durchmesser von ungefähr 3-3,2 cm. Danach feilt man das übrige Holz ab, um ein ovales Loch zu erhalten.
Hat man alle benötigten Teile ausgeschnitten und präpariert, kann man sich an den Zusammenbau machen. Als ersten Schritt vernagelt man die Rückwand mit der Bodenplatte. Dann kommen die Seitenwände hinzu. Im Anschluss setzt man das Dach auf und bringt die Vorwand an. Bei der Vorderwand ist darauf zu achten, dass sie beweglich sein sollte, um den Nistkasten besser reinigen zu können!
Es sollten zusätzlich 2 Leisten (zum Aufhängen) an der Rückwand des Nistkastens befestigt werden, da er ziemlich lang und schwer ist und so die nötige Stabilität erhält!

Anbringung:

Der Nistkasten sollte zusammen mit 2-3 weiteren Kästen bis spätestens Mitte April so hoch wie möglich (über 5m Höhe, an Gebäuden) aufgehängt werden. Die Bereiche sollten geschützt sein und einen guten An- und Abflug ermöglichen. Gut geeignet sind Dachvorsprünge, überdachte Balkone oder ähnliches.


Pflegetipps:

Die Außenseiten kann man mit Leinöl (zur natürlichen Imprägnierung) einstreichen.
Der Nistkasten für Mauersegler wird üblicherweise nicht gereinigt.


Seien Sie beim Nistkastenbau nicht überperfekt!
Wir Deutschen neigen manchmal zur Perfektion. Wenn hier in den Bauanleitungen die Länge und Breite der Kästen und der Durchmesser der Eingangslöcher in Millimetern angeben werden, dann ist das kein Grund, sich perfekt an diese Maße zu halten.

Viele Vögel und Vogelarten brüten in der Natur an den ungewöhnlichsten Orten
Wenn Vögel nur in Kästen brüten würden, die genau die hier angegebenen Maße haben, dann wären sie alle schon lange ausgestorben. Nehmen Sie die Maße der Kästen und die Durchmesser der Einfluglöcher als ungefähre Anhaltspunkte. Schreinern Sie, töpfern Sie, schneiden Sie Astquirle, nehmen Sie auch andere Naturmaterialien und seien Sie kreativ wie die Natur in ihrer unglaublichen Vielfalt.

Wer einmal einen Nistkasten gebaut und aufgehängt hat
und wer Vögel und Natur beobachtet, wird langfristig auch erkennen, dass der Bau von Nisthilfen nur ein erster, kleiner Schritt ist, denn das massive Vogelsterben in Deutschland und die Bedrohung von Vögeln, Natur und Umwelt erfordern weitergehende Schritte. Auf diesem Wege lernt man, dass Natur in Gärten, Wälder, Städte und Dörfer zurückgebracht werden muss und dass Vogel-, Natur- und Umweltschutz langfristig auch dem Menschen dient und nutzt. Gerade Gartenfreunde können einiges zum Vogelschutz beitragen. Naturnahe Brutstätten finden Vögel überall dort, wo es im Garten ein wenig „unordentlich“ ist. Alte, morsche Bäume, abgestorbene Äste, Hecken, „Wildnisecken“ und der Verzicht auf Gift gehören bei einem lebendigen, naturnahen Garten dazu. Es ist wichtig und sinnvoll sich für Natur und Umwelt zu engagieren. Mit dem Bau von Nistkästen und Nisthilfen können Sie gerade auch Kinder und Jugendliche an die Natur heranführen.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein