Wasseramsel - Nisthilfe oder Nistkasten bauen
Veröffentlicht am 04.05.2022 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer
Wasseramsel - Nisthilfe/Nistkasten
Die Wasseramsel
Die Wasseramsel brütet an unseren Bächen und den etwas wilderen Flüssen unter natürlichen Bedingungen, meist in einer Ansammlung von Treibgut, gern auch unter einer Brücke. Die Tiere können dabei auch von unten in das Nest einfliegen. Einen speziellen Kasten für die Wasseramsel könnt Ihr wie folgt nachbauen. Auch hier ist der Einflug von unten. Wenn der Nistkasten an einem Baum, z.B. an einem über dem Wasser befindlichen Ast befestigt wird, braucht ihr keine Genehmigung. Allerdings ist es sinnvoll, sich zu informieren, ob es an dem Bachabschnitt schon Aktivitäten für die Wasseramsel gibt, z.B. Bachpaten. Wenn Ihr den Kasten unter einer Brücke befestigt, solltet Ihr Kontakt zur Stadt oder zur Gemeinde aufnehmen, eventuell braucht es eine Genehmigung der Behörde, die für die Gewässerunterhaltung bzw. die Brücke zuständig ist.
Wie wichtig der Bau von Nistkästen für die Wasseramsel ist, zeigt eine aktuelle Untersuchung aus dem Landkreis Emmendingen
Ein Untersuchungsprojekt des Naturschutzbundes beschäftigte sich mit Wasseramseln. Die meisten Wasseramseln nutzen Nistkästen, nur zehn Prozent bauen ihre Nester komplett selbst. Im Untersuchungsgebiet gibt es rund 60 Nistkästen. Nicht alle sind bewohnt. Bislang zählte der Nabu etwa 50 Brutpaare, davon 20 bis 25 an der Elz, vor allem bei Waldkirch und im oberen Elztal. Natürliche Nester machen nur einen Anteil an zehn Prozent aus – "der Vogel ist an menschliche Strukturen gebunden".
Warum ist die Wasseramsel so interessant: Sie ist der einzige Singvogel, der zugleich tauchen kann und dann gegen den Strom unter Wasser vorankommt. Das „Gegen den Strom“ Schwimmen bzw. Vorankommen ist heute eine seltene Erscheinung, schon allein deshalb ist die Wasseramsel schützenswert. Genaugenommen braucht sie sogar den Gegenstrom, um vernünftig unter Wasser arbeiten zu können: Sie tippelt auf dem Grund und nutzt dabei die Flügel in umgekehrter Weise wie beim Fliegen. Statt Auftrieb zu erzeugen werden die Flügel wie ein Höhenruder so eingestellt, dass die Strömung das Tier nach unten drückt. Eigentlich logisch, denn auch wenn eine Wasseramsel für einen Singvogel extra schwere Knochen besitzt, ist sie dennoch leichter als Wasser. Unter bestimmten Umständen kann sie auch in stillem Wasser tauchen.
Wie und wo kann man Wasseramseln beobachten?
Wer ihren Gesang kennt, der aus einem herrlich abwechslungsreichen Geschwätz hoher und teilweise auch kanarienvogelartiger Geräusche besteht, hat es nicht schwer, schon im Februar ihre Reviere ausfindig zu machen. Wer in Freiburg wohnt, hat es ganzjährig vergleichsweise leicht, sie auch zu sehen: Zwischen Lehen und Littenweiler gibt es zahlreiche Brutpaare. Die Tiere sind leicht kenntlich an ihrer cremefarbenen Brust und rasen jetzt, wo Junge gefüttert werden, häufig in gradlinig schwirrendem Flug über dem Wasser rauf und runter. Am besten ist es, wenn man ein rastendes Tier findet, was unterhalb der Kronenbrücke oder bei der Ganterbrauerei nicht schwer ist. Meist sitzt sie auf einem „Kiesel inmitten Bachgeriesel“ und knickst. Das ist ein leichtes In-die-Knie-gehen, was weniger höfische Gründe hat als dass es dem Erreichen und Halten eines Gleichgewichtes dient. Auch in dieser Eigenschaft können wir also von der Wasseramsel nur lernen.
Bauplan für einen Wasseramsel-Nistkasten
Quelle:
Grafik: BUND Darmstadt
Seien Sie beim Nistkastenbau nicht überperfekt!
Wir Deutschen neigen manchmal zur Perfektion. Wenn hier in den Bauanleitungen die Länge und Breite der Kästen und der Durchmesser der Eingangslöcher in Millimetern angeben werden, dann ist das kein Grund, sich perfekt an diese Maße zu halten.
Viele Vögel und Vogelarten brüten in der Natur an den ungewöhnlichsten Orten
Wenn Vögel nur in Kästen brüten würden, die genau die hier angegebenen Maße haben, dann wären sie alle schon lange ausgestorben. Nehmen Sie die Maße der Kästen und die Durchmesser der Einfluglöcher als ungefähre Anhaltspunkte. Schreinern Sie, töpfern Sie, schneiden Sie Astquirle, nehmen Sie auch andere Naturmaterialien und seien Sie kreativ wie die Natur in ihrer unglaublichen Vielfalt.
Wer einmal einen Nistkasten gebaut und aufgehängt hat
und wer Vögel und Natur beobachtet, wird langfristig auch erkennen, dass der Bau von Nisthilfen nur ein erster, kleiner Schritt ist, denn das massive Vogelsterben in Deutschland und die Bedrohung von Vögeln, Natur und Umwelt erfordern weitergehende Schritte. Auf diesem Wege lernt man, dass Natur in Gärten, Wälder, Städte und Dörfer zurückgebracht werden muss und dass Vogel-, Natur- und Umweltschutz langfristig auch dem Menschen dient und nutzt. Gerade Gartenfreunde können einiges zum Vogelschutz beitragen. Naturnahe Brutstätten finden Vögel überall dort, wo es im Garten ein wenig „unordentlich“ ist. Alte, morsche Bäume, abgestorbene Äste, Hecken, „Wildnisecken“ und der Verzicht auf Gift gehören bei einem lebendigen, naturnahen Garten dazu. Es ist wichtig und sinnvoll sich für Natur und Umwelt zu engagieren. Mit dem Bau von Nistkästen und Nisthilfen können Sie gerade auch Kinder und Jugendliche an die Natur heranführen.
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein
Aktueller Einschub:
Die Menschheit hat einer internationalen Untersuchung zufolge schon mehr als 1.400 Vogelarten ausgerottet. Die Vögel in Deutschland und Europa kämpfen gerade vor unser aller Augen um ihr Überleben: 600 Millionen Vögel haben die Staaten der EU in den letzten vier Jahrzehnten verloren – das entspricht rechnerisch einem Verlust von 40 000 Vögeln Tag für Tag.
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