Grüne Gentechnik: Macht, Gier, Genmais - Studie und Durchsetzungsstrategien


Veröffentlicht am 28.10.2012 in der Kategorie Gentechnik von Axel Mayer

Grüne Gentechnik: Macht, Gier und Durchsetzungsstrategien


Ein Redebeitrag / Grusswort von Axel Mayer
bei der Kundgebung 8. September 2012 in Freiburg:

Hallo Freiburg



Vor kurzem stand ein Pro und Contra zur

so genannten Grünen Gentechnik in der BZ

In diesem Pro und Contra fehlten zwei wichtige, zentrale Wörter auf der PRO Gen-Seite

Ratet einmal, was das für Wörter waren?

Es waren die Wörter Macht und Gier

Es geht Monsanto, Bayer, Syngenta und Co, nicht um gesunde Nahrung und den Welthunger

Es geht um Macht, Gier, Agrargifte und Dividende

Da die Menschen in Europa keine Gentechnik auf den Tellern wollen, wurden die besten PR Agenturen angesetzt, um unseren Willen zu brechen.

Was wir kaufen, was wir essen, was wir denken wollen die Konzerne bestimmen

Ich kann (aus Zeitmangel) leider nur zwei der vielen Durchsetzungsstrategien der Genlobby aufführen






Warum ist der Oberrhein heute gentechnikfrei?



Ich erinnere an Buggingen
Buggingen ist ein kleines, wichtiges Dorf im Süden von Freiburg

wichtig?
Von 1995 bis 1997 versuchte die holländische Firma vanderhave Genmais anzubauen


vanderhave, der große Konzern hat aufgegeben


Wer waren die Ackerbesetzer in Buggingen?
ganz einfache, ganz normale Menschen
Hausfrauen und Hausmänner
(ich hab noch nie so viel leckeren Kuchen gegessen)

Arbeiterinnen, Landwirte, Biobäuerinnen, konventionelle Bauern, Ärztinnen, Lehrer, Pfarrer, freche, mutige Schüler und Schülerinnen (nicht die „ich kaufe, also bin ich“ Generation)

Badener, Elsässer und manchmal auch Schweizer, Es waren BUND- und Nabu Aktive, Leute von Greenpeace, Kirchengemeinderäte
-ökologische Sozialdemokraten
- GRÜNE
-Linke
-CDU-ler, denen die Bewahrung der Schöpfung am Herzen lag
-alte Wyhl Veteranen und junge Umweltbewegte

1995 waren vielleicht 30% der konventionellen Landwirte auf unserer Seite

Heute sind sicher 95% der konventionellen Landwirte auf unserer Seite

Warum?
Weil der Oberrhein gentechnikfrei ist
Weil der nicht kontaminierte Mais auf dem Weltmarkt teuer verkauft werden kann


vanderhave, der große Konzern hat aufgegeben

Wir werden heute viel davon hören, was Politik gegen Gentechnik tun kann und will

Ich möchte daran erinnern, was Menschen am Oberrhein schon getan haben

Lasst uns auch zukünftig zusammenstehen Als Verbraucher und VerbraucherInnen

Was wir kaufen, was wir essen, was wir denken wollen die Konzerne bestimmen

Lasst uns einfach selber denken und bestimmen

Ich danke Euch
Axel Mayer

Grüne Gentechnik: Macht, Gier und Durchsetzungsstrategien





Krisenkommunikation & Genmaisstudie


Krisenkommunikation & Genmaisstudie: Die Propagandamaschine läuft an (Monsanto, Syngenta, BASF, Bayer, Dow und Dupont-Pioneer)


Eine im September 2012 veröffentlichte Studie
von Gilles-Eric Seralini, Professor an der Universität Caen sorgt für Aufsehen. Séralinis Versuche ergaben, dass Tiere, die Genmais oder Roundup bekamen, früher starben und vermehrt Tumore entwickelten: Weibliche Tiere bekamen vor allem Brustkrebs, männliche erkrankten an Haut oder Nierenkrebs. Diese Ergebnisse seien auf den Menschen übertragbar, sagt der Forscher.
Eine solche Studie könnte nicht nur für und das "Geschäftsmodell Gift & Gen" ein Milliardenfiasko bedeuten. Was jetzt anläuft, sind nicht die unbedingt notwendigen Überprüfungsstudien und fachwissenschaftlichen Debatten, sondern jetzt geht es der Genlobby erst einmal darum, die kritische Studie anzugreifen. Um es in der Logik von Monsanto auszudrücken: "Die Studie und ihre Herausgeber müssen wissenschaftlich vernichtet werden." Vornehmer ausgedrückt nennt man diesen Prozess Krisenkommunikation.

Als Krisenkommunikation wird die Öffentlichkeitsarbeit von Firmen, Verbänden und Behörden in Krisen-Situationen verstanden. Die Veröffentlichung von Gilles-Eric Seralini von der Universität Caen ist für Monsanto und die globale Genlobby mehr als eine Krise.

Die globale PR-Kampagne gegen die Genmaisstudie und ihren Herausgeber läuft an:
* Weil Professor Gilles-Eric Séralini von der Universität Caen bereits 2007 vor Vergiftungssymptomen durch Genpflanzen warnte, wurde er schon in den ersten Presseartikeln zur Studie dem Lager der Gentechnik-Kritiker zugerechnet. Eine solche vorschnelle Zuordnung wäre journalistisch akzeptabel, wenn bei all den Jubelstudien zur Gentechnik und den darauf folgenden Medien-Beiträgen ähnlich verfahren würde.
*Wenn jetzt, zu Beginn der PR-Kampagne, der Vizepräsident des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBio), Prof. Diethard Tautz, die Studie seines französischen Kollegen in allen Medien scharf kritisiert, dann wird die Frage nach seinem erkenntnisleitenden Interesse, seinen bisherigen Auftraggebern und möglichen Lobbyverbindungen nicht öffentlich hinterfragt. Der Verband VBio ist in den letzten Jahren öffentlich und offensiv für die Anwendung der Gentechnik eingetreten.
*Zur Krisenkommunikation in der ersten Phase gehört üblicherweise auch der gezielte Einsatz von Leserbriefschreibern, die Manipulation von Internetforen und Wikipedia-Manipulation. Der Lebenslauf der kritischen WissenschaftlerInnen wird ausgespäht, mit dem Ziel, mögliche Angriffsflächen zu finden.

Einschub: Die Pusztai-Affäre
1998 machte Dr. Árpád Pusztai Ergebnisse von Untersuchungen im Fernsehen und in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet 1999 öffentlich. Die darauf folgende Auseinandersetzung über die Gültigkeit der Forschungsergebnisse und die gut organisierte Kampage gegen ihn wurde als Pusztai-Affäre bekannt.
Die globale Genlobby begann mit erfolgreicher "Krisenkommunikation", mit Verdächtigungen, Unterstellungen, Rufmordkampagnen und dem Versuch, die Ergebnisse der Studie zu diskreditieren und den Herausgeber der Studie wissenschaftlich zu vernichten.
Als Folge dieser Kampagne wurde Pusztais Arbeitsvertrag nicht mehr verlängert und das Rowett Research Institute schloss ihn von der Mitwirkung an weiteren Untersuchungen aus. Pusztais Untersuchungen hatten Hinweise ergeben, dass der Verzehr von gentechnisch veränderten Kartoffeln Schäden am Immunsystem und verändertes Organwachstum bei Ratten hervorrufen könnte. Eine Überprüfung der Royal Society, sowie die von The Lancet zugewiesenen Prüfer gaben an, dass Pusztais Studie methodologisch unbrauchbar sei und keinen solchen Schluss zulasse.
Nach diesen gut organisierten Angriffen analysierten 23 unabhängige ForscherInnen aus insgesamt 13 Ländern, darunter etliche Universitätsprofessoren, wie Prof. Ian Pryme von der Universität Bergen, unabhängig voneinander seinen Versuch. In einem Memorandum forderten daraufhin die beteiligten Wissenschaftler öffentlich die Rehabilitierung von Pusztai. Sie bestätigten, dass die Annahme begründet sei, der Verzehr von gentechnisch veränderten Pflanzen könne auch bei Säugetieren erhebliche gesundheitliche Auswirkungen nach sich ziehen. Die Pusztai-Affäre war in ihrer ganzen Bösartigkeit ein gutes Beispiel für gut organisierte Krisenkommunikation.
Quelle für Textteile: Wikipedia


Bei Krisenkommunikation müssen zwei unterschiedliche Ebenen betrachtet werden:


Es gibt eine "Kommunikationsindustrie",
Akzeptanzforschung und eine weltumspannende Manipulations- und Greenwash-Industrie, deren Aufgabe es ist, umweltgefährdende Projekte wie die Laufzeitverlängerung für AKW oder die so genannte "grüne" Gentechnik „grünzuwaschen“, Akzeptanz zu schaffen und gegen Widerstände in der Bevölkerung und der Politik durchzusetzen. Umweltzertifikate wie ISO 14001 oder EMAS für Atomkraftwerke sind klassische Beispiele für Greenwash. Diese Manipulationsindustrie hat im Auftrag der Öl-, Kohle-, und Autoindustrie auch jahrelang die Folgen der menschengemachten Klimaveränderung herunter gespielt und insbesondere in den USA notwendige Gesetzesänderungen verhindert.

Nach dem Reaktorunfall, der Chemiekatastrophe oder der Ölpest,
nach Fukushima, Tschernobyl, Contergan, Bhopal, DDT und Asbest oder der unpassenden Studie... kümmert sich dann ein anderer Zweig der gleichen Greenwashindustrie im Rahmen von „Krisenkommunikation“ darum, aus der Katastrophe ein „Ereignis“ zu machen, das Problem herunter zu spielen, Schadensersatzansprüche zu minimieren und alle Hinweise auf die zuvor geschaffenen Mythen der absoluten Sicherheit zu "löschen". Nicht nur der Reaktorunfall, die Umweltkatastrophe, der Klimawandel oder der Ölunfall sind das Problem für Umweltzerstörer und Konzerne, sondern insbesondere auch die möglicherweise folgende "schlechte Krisenkommunikation" und die sich möglicherweise daraus ergebenden Schadensersatzforderungen.

Im Bereich Krisenkommunikation arbeiten die größten Werbefirmen der Welt.
Burson-Marsteller ist Spezialist im so genannten „Krisenmanagement: "Nach dem Reaktorstörfall von Three Mile Island in den USA im Frühjahr 1979 polierte die Agentur das angekratzte Image des Betreibers wieder auf. Dem Chemieriesen Union Carbide standen sie nach der Katastrophe im indischen Bhopal zur Seite, bei der über 2000 Menschen ihr Leben verloren.“ schreibt Ulrich Müller von LobbyControl.

„Heute hat fast jedes Unternehmen und natürlich auch Gen-Konzerne wie Monsanto einen PR-Plan
für Krisenkommunikation in der Schublade, um eventuelle profitschädliche Probleme zu antizipieren und herunterzuspielen“, schreiben die Autoren Stauber und Rampton im lesenswerten Buch „Giftmüll macht schlank“ und beschreiben dort auch genau, wie solche Pläne aussehen.

Die Umweltbewegung hat es in den vergangenen Jahren leider versäumt, sich intensiv genug mit Greenwash, PR und Krisenkommunikation auseinander zu setzen. Dies sollte sich ändern.
Es geht bei diesem Text nicht um den Inhalt der neuen Genstudie, den wir, so wenig wie andere, schnell bewerten können. Es geht darum, auf die Kommunikationsstrategien der Konzerne aufmerksam zu machen. Die Kampagne gegen den Wissenschaftler Dr. Árpád Puszta sandte auch ein Signal an die Wissenschaft: "Wagt es nicht, gegen unserere ökonomischen Interessen zu forschen" war die Botschaft. Bei wichtigen Themen wie der Gentechnik brauchen wir tatsächlich unabhängige Studien und WissenschaftlerInnen, Untersuchungen, die nicht in ihrer Mehrzahl von Gen-Konzernen bezahlt werden und eine Wissenschaft, die im Zeitalter der Gier nicht von Drittmitteln aus der Industrie abhängig gehalten wird. Und wir brauchen natürlich auch den wissenschaftlichen Streit um Erkenntnis. In diesem Streit sollten allerdings die Spieße gleich lang sein und dies sind sie bei den gegenwärtigen Konflikten um die Gentechnik leider nicht.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer in Freiburg



Mehr Infos zum Themebereich Greenwash: hier





Genmais und andere Gen-Pflanzen: Was Europa bei Anbauzulassungen drohen würde
beschrieb der US-Agrarökonom Dr. Charles Benbrook im Oktober 2012 für Greenpeace im Oktober 2012.

Benbrook zeichnet darin ein Szenario, das Europa im Falle von Anbauzulassungen drohen würde.
Dabei geht es um Gen-Pflanzen, die gegen das Pestizid Glyphosat immun sind.
Die Zahlen zeichnen ein deutliches Bild: Sollten etwa europäische Landwirte ebenso eifrig zu Roundup Ready-Gen-Mais greifen wie ihre US-amerikanischen Kollegen, könnte auf Europas Maisfeldern der Glyphosat-Einsatz bis zum Jahr 2025 um 1000 Prozent steigen - der Herbizid-Gesamteinsatz sich etwa verdoppeln. Selbst wenn die Begeisterung deutlich geringer ausfiele und es verpflichtende Restriktionen gäbe - wie zum Beispiel ein Verbot des Anbaus von Roundup Ready-Pflanzen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, wäre noch ein Anstieg des Glyphosateinsatzes um 500 Prozent sowie aller Herbizide um 38 Prozent zu befürchten.
Herbizidtolerante Gen-Pflanzen - die amerikanische Lektion für die EU
Seit dem Jahr 1996 werden in den USA gentechnisch veränderte, herbizidtolerante (HT) Pflanzen in großem Maßstab angebaut: Roundup Ready-Mais, -Soja und -Baumwolle. Das Versprechen der Technologie: Die Unempfindlichkeit der Pflanzen gegenüber Unkrautvernichtern vereinfacht das Management - und reduziert die Herbizid-Aufwandmengen.
Nach 16 Jahren sieht die Realität in Amerika allerdings anders aus: Die ausgebrachten Herbizidmengen, namentlich die des umstrittenen Wirkstoffs Glyphosat, sind gestiegen. Auf den Äckern entziehen sich resistente Unkräuter der Kontrolle durch das vermeintliche Wundermittel Roundup. Einige wenige Biotech- und Agrochemie-Konzerne beherrschen die Märkte und haben als Lösung neue Gen-Pflanzen und andere, noch giftigere Pestizide zu bieten.
Quelle:http://www.greenpeace.de/themen/gentechnik/nachrichten/artikel/gen_pflanzen_was_europa_bei_anbauzulassungen_drohen_wuerde/




Eine kleine Auswahl: Reden von Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Alt-) BUND-Geschäftsführer, Kreisrat, Vizepräsident TRAS


Rede zum Klimastreik am für die Fridays for Future Demo in Staufen