Rede: Flächenverbrauch ist ein Scheiß-Thema - Oberrhein, Freiburg, Gundelfingen, Endingen, Emmendingen,Lahr, Offenburg


Veröffentlicht am 12.05.2021

Rede zum Flächenverbrauch (nicht nur) am Oberrhein...

Freiburg, Gundelfingen, Endingen, Emmendingen, Lahr, Offenburg...

Eine umfassende und aktuelle Zusammenfassung zum Thema Flächenverbrauch am Oberrhein finden Sie hier.


27.2.2021 / Flächenverbrauch ist ein Scheiß-Thema
Es gibt die Wohnungshabenden
Es gibt die Nicht Wohnungshabenden
Und es gibt die Gewinnerregionen und die Verliererregionen
Und es gibt diejenigen die die Einen gegen die Anderen ausspielen

Ich kann zur Situation in Gundelfingen wenig sagen
aber Gundelfingen ist überall, nicht nur in Südbaden

Das neue Gundelfinger Baugebiet wird vom Bürgermeister und den Gemeinderäten liebevoll und zwischenzeitlich auch ziemlich ökologisch geplant

Die liebevoll und zwischenzeitlich auch ziemlich ökologisch geplanten Baugebiete sind ein Kollateral-Erfolg unserer Proteste
Ohne unser Nein, ohne unseren Protest hätte es diesen kleinen Fortschritt (mit dem Bürgermeister & Parteien so gerne angeben) nicht gegeben

In Endingen, wo ich herkomme, werden die Baugebiete auch ziemlich ökologisch geplant
Auch in den Gundelfinger und den Endinger Nachbargemeinden werden die Baugebiete liebevoll geplant

Doch wenn diese liebevoll geplanten Baugebiete zusammen wachsen, dann ist das hässlicher Siedlungsbrei, Bandstadt, Suburbia, Lärm, Stau & Verkehrsprobleme

Fahren Sie einmal auf der B3 von Buggingen, Freiburg, Gundelfingen nach Offenburg
Hier wächst ein Siedlungsband, eine "Nichteinmalrichtigstadt" Basel-Freiburg-Karlsruhe zusammen
Hier wuchert, gegen jede Idee vernünftiger Regionalplanung, ein hässliches, zugebautes, scheußliches Siedlungsband zusammen

Zwischen Freiburg und Offenburg liegt eine Strecke von 68 km
Zwischen Freiburg und Offenburg liegen 50 km zugebaute Siedlungsflächen und nur noch 18 km Freiraum mit massiv abnehmender Tendenz
Ein Betonring wächst langsam auch um den Kaiserstuhl und wuchert in die Seitentäler des Schwarzwaldes

Fahren Sie die Strecke einmal mit offenen Augen und offenen Herzen ab
Das Problem ist nicht nur, dass gebaut wird
Das Problem ist auch wie gebaut wird
Liebevoll gedachte Baugebiete wie in Gundelfingen wuchern zu hässlich wuchernden, breiartige Siedlungsstrukturen zusammen
Wir schreien nach kluger, weitsichtiger, überregionaler Planung und Raumordnung!

Das Problem ist auch wie gebaut wird
Neonschrille Ortseinfahrten, trostlose Gewerbesteppen, Wegwerfarchitektur, architektonische Monotonie und die Billigbauten der Hypermarche-Kultur

Seit Jahrzehnten wird uns ein Ende des Flächenverbrauchs versprochen
Doch täglich werden in Deutschland rund 56 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen.
Dies entspricht einer Fläche von circa 79 Fußballfeldern


Die "Blaue Banane." Der zentraleuropäische Verdichtungsraum, die europäische Megapole. Traum oder Albtraum?



Es gibt die Idee der "blauen Banane"
Haben Sie schon einmal etwas von der Vision der "blauen Banane" gehört?

"Die "blauen Banane" ist ein zentraleuropäischer Verdichtungsraum mit rund 111 Millionen Einwohnern, ein bandförmiger europäischer Großraum zwischen Irischer See und Mittelmeer, deren Urbanisierung eine Kette von Ballungsräumen bildet, was man auch als Megalopolis oder Megaregion bezeichnet" (Wikipedia)

Freiburg und Gundelfingen liegen im Herzen der blauen Banane
Freiburg, Gundelfingen und der Oberrhein liegen im Herzen des zusammenwachsenden zentraleuropäischen Verdichtungsraumes

Wenn Dietenbach zugebaut ist, ist Freiburg "voll"
Dann wird "Breiburg im Breigau" noch stärker ins Umland explodieren

Wann endet endlich der vorsintflutliche Kantönlisgeist der Stadt und der beiden Landkreise?
Freiburg und die beiden Nachbarkreise sind keine drei isolierten Inseln
Freiburg und die beiden Nachbarkreise müssen endlich endlich im Zusammenhang gesehen werden

Das neue Gundelfinger Baugebiet ist ein Puzzlestein
Warum legen unsere Politiker, warum legen unsere Medien diese Puzzlesteine so selten zu möglichen Zukunfts-Bildern zusammen?

Welches Bild ergibt sich, wenn die vielen Puzzlesteine zu einem Bild zusammengefügt werden?
Ein zumeist scheußliches Siedlungsband von Basel nach Karlsruhe
Ein Leben in der blauen Banane im zentraleuropäischen Verdichtungsraum das nach dem Prinzip der Salami-Taktik durchgesetzt wird

Was macht das mit der Restlandwirtschaft?
Was macht das mit der Restnatur in Zeiten globaler und regionaler Artenausrottung?
Was macht das mit den Menschen?
Was macht das mit uns?

Es ist dieses alte Wissen, das in der Politik nie angekommen ist:
Unbegrenztes Wachstum und Gier zerstören begrenzte Systeme und Heimat
Unbegrenztes Wachstum und Gier sind die Ursachen für Klimakatastrophe, Artenausrottung und Flächenverbrauch
Unbegrenztes Wachstum zerstört die Green City und den Oberrhein und Gundelfingen

Was tun?
Ich habe da so eine absolut verrückte Idee
Was fehlt, ist kluge, weitschauende Planung und menschengerechte Raumordnung
Wir bräuchten so etwas wie Regionalplanung, ein politisches Gremium das Bauen überregional plant und Verbreiung verhindert
Wir könnten es zum Beispiel "Regionalverband" nennen
Klug, nachhaltig und bürgermeisterfern könnte es raumordnerische Fehlentwicklungen verhindern
Zugegeben: So eine neue, nie gedachte Institution ist angesichts unserer Bürgermeister-Macht-Strukturen natürlich eine verrückte Idee

Was tun?
Es gibt tatsächlich ein Wohnraumproblem am Oberrhein und explodierende Mieten
Aber es gibt auch fast 2 Millionen leerstehende Wohnungen in Deutschland
Es gibt die Gewinnerregionen und die Verliererregionen auch in Baden-Württemberg
Der Staat versagt, wenn er es nicht schafft überall in diesem Land vergleichbare Lebensverhältnisse zu schaffen
Der Staat versagt, wenn er es nicht schafft, die Landflucht zu bremsen

Die Stadt Freiburg wird ihrer Stadtfunktion im Neubaugebiet Dietenbach nicht gerecht
Die "wir erlauben immer alles Parteien" versagen beim Thema Wohnraumspekulation, Mietenexplosion und sozialer Wohnungsbau


Was nicht tun?
Wir können natürlich auf die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels in der Hitzeregion am Oberrhein setzen
Wenn aus der wärmsten Region Deutschlands das heißeste Problemgebiet wird, wird der Zuzug stoppen

Wir können natürlich auch "die Kräfte des Marktes" walten lassen
Wir können natürlich auch die "jeder kann machen was er will Parteien" walten lassen
Das führt dazu, dass jeder wo er will und wie er will bauen kann und darf
Früher hat dieses Prinzip schon einmal zur Katastrophe der menschenfeindlichen "autogerechten Stadt" geführt

Wenn wir die "die Kräfte des Marktes uneingeschränkt walten lassen" wird einfach so lange zugebaut,
bis Südbaden, eine der schönsten Regionen Deutschlands so zugebaut-hässlich ist, dass niemand mehr herzieht

Ich wurde von Menschen angesprochen, die aus dem Moloch Mittlerer Neckarraum nach Südbaden geflohen sind
Sie sagen, dass sich die dortigen Zersiedelungsprozesse hier eins zu eins wiederholen
Sie werden der "Nichteinmalrichtigstadt" Basel-Freiburg-Karlsruhe wieder entfliehen und wegziehen

Ich würde gerne hier bleiben

Wir dürfen nicht zulassen, dass die Wohnunghabenden gezielt gegen die Nichtwohnunghabenden ausgespielt werden

Das neue Baugebiet in Gundelfingen ist eben auch ein Puzzlestein in einem Bild der Zerstörung
Unser heutiger Protest und der Bürgerentscheid wenden sich auch gegen einen Totalausfall von Raumordnung
Unser heutiger Protest ist Sand im Getriebe der "Nichteinmalrichtigstadt" Basel-Freiburg-Karlsruhe, der europäischen Megapole am Oberrhein
Ein Entscheid der Bürgerinnen und Bürger gegen das Baugebiet
Euer Entscheid gegen das Baugebiet würde globale Zerstörungsprozesse regional verlangsamen

Die Grenzen des Wachstums, Klimakatastrophe, Artenausrottung und Flächenverbrauch müssen endlich endlich in Zusammenhang gesehen werden

Axel Mayer, Mitwelt am Oberrhein, (Alt-) BUND-Geschäftsführer, Kreisrat


Eine kleine Auswahl: Reden von Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Alt-) BUND-Geschäftsführer, Kreisrat, Vizepräsident TRAS


Rede zum Klimastreik am für die Fridays for Future Demo in Staufen








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Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.


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