2024 / Hochwasser & mangelnder Hochwasserschutz in Endingen und am Kaiserstuhl


Veröffentlicht am 28.06.2024 in der Kategorie Wasser von Axel Mayer

Hochwasser & mangelnder Hochwasserschutz in Endingen und am Kaiserstuhl


Aktueller Einschub 28.6.2024:


Auch im Hochwasserjahr 2024 und Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hat sich in Endingen in Sachen Hochwasserschutz konkret wenig getan ... Die L113 ist "schon ewig" durch ein unnötiges Hochwasserbecken geschützt, die Stadt nicht. Und die Fehler beim Neubau der Kanalisation (viel zu kleiner Durchmesser der Abwasserrohre) kommen uns jetzt teuer zu stehen.

Am Kaiserstuhl macht sich der Klimawandel deutlich bemerkbar. Die letzten Jahre am Kaiserstuhl waren geprägt von Hitzephasen, massiven Temperaturschwankungen, viel zu warmen Wintern, Starkregen und teilweise von extremer Trockenheit. Im Zeitalter des Klimawandels verändern sich die bisherigen klimatischen Begünstigungen und Standortvorteile des Kaiserstuhls und des Oberrheingrabens (Toskana Deutschlands, Weinanbau, Tourismus, Landwirtschaft...) zu Nachteilen und Risiken. Es war einmal schön in der wärmsten Region Deutschlands zu leben. Von der heißesten Region Deutschlands lässt sich dies nicht unbedingt sagen. Auch die Extremwetterereignisse nehmen zu.

Durch den menschengemachten Klimawandel ist zu erwarten, dass sich das Niederschlags- und Hochwasserabflussgeschehen auch am Kaiserstuhl massiv verschärfen wird. Was statistisch gesehen bis jetzt ein Hochwasser war, das einmal in 100 Jahren auftritt, könnte in Zukunft alle 50 oder gar alle 10 Jahre auftreten. In der Eifel und im Sauerland hatte es am 15. Juli 2021 breitflächig etwa 150 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden geregnet. Örtlich waren es sogar über 200 Liter pro Quadratmeter. Übertragen auf Endingen und den Kaiserstuhl wären die Folgen katastrophal.
Meine große Sorge ist ein jederzeit möglicher massiver Starkregen an der Nordabdachung des Kaiserstuhls unterhalb der Katharinenkapelle und die Auswirkungen auf die Stadt und die Winzergemeinden. 150 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter treffen auf einen klimageschädigten Wald und auf Lößterrassen. Große Wasser- und Lößschlammmengen können nicht flächenhaft abfließen, sondern werden durch ein Netz von Hohlwegen "kanalisiert". In engen Flaschenhälsen (Eines von vielen Beispielen wäre der Augustaweg) konzentriert sich die abfließende Flut meterhoch. Die Schäden in der Stadt und/oder in den Winzergemeinden wären immens.

Mein Wunsch wäre eine möglichst kostengünstige, dezentrale Hochwasserrückhaltung. Doch Planungsbüros "lieben" möglichst großtechnische, teure Maßnahmen, weil sie daran mehr verdienen.

Da gerade in Endingen das Thema Hochwasserschutz schon lange diskutiert wird und wenig konkretes geschieht, habe ich am 27.7.21 den folgenden Brief an Herrn Bürgermeister Metz geschrieben.

Axel Mayer, Kreisrat, Endingen


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Hochwasser & Hochwasserschutz in Endingen und am Kaiserstuhl


Endingen, 27.7.21
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Metz,

in der Fragestunde der letzten Kreistagssitzung habe ich angesichts der aktuellen Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW den Themenkreis Hochwasserschutz im Landkreis Emmendingen angesprochen und bin dabei auch kurz auf die Situation von Endingen eingegangen.
Ich möchte mit diesem Brief meine Fragen und Sorgen noch ein wenig konkretisieren. Da Sie gemessen an diesem "Langzeit-Großthema" erst kurz im Amte sind, bitte ich Sie diese Fragen nicht als Vorwurf, sondern als konkrete, kritische Anregung aus aktuellem Anlass zu verstehen.

Ich wohne seit 30 Jahren im Städtli und habe seither einige Starkregenereignisse mit Schäden gesehen. Auch ältere Endinger berichten von früheren Schadensereignissen. Doch nicht nur die Ereignisse in Rheinland-Pfalz und NRW zeigen, dass in Folge des Klimawandels in immer kürzeren Abständen mit Extremwetterereignissen zu rechnen ist. Die zunehmende Versiegelung von immer mehr Flächen, gerade auch bei uns in Endingen, trägt zur Schadensverstärkung bei.

Ein denkbares Szenario:
Meine große Sorge ist ein jederzeit möglicher massiver Starkregen an der Nordabdachung des Kaiserstuhls unterhalb der Katharinenkapelle und die Auswirkungen auf die Stadt und die Winzergemeinden. 150 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter treffen auf einen klimageschädigten Wald und auf Lößterrassen. Große Wasser- und Lößschlammmengen können nicht flächenhaft abfließen, sondern werden durch ein Netz von Hohlwegen "kanalisiert". In engen Flaschenhälsen (Eines von vielen Beispielen wäre der Augustaweg) konzentriert sich die abfließende Flut meterhoch. Die Schäden in der Stadt und/oder in den Winzergemeinden wären immens.


Ich weiß, dass über Hochwasserschutz seit Jahren diskutiert und dass auch konkret geplant wird. Für die Stadt Endingen selber wurde aber konkret bisher wenig umgesetzt. Nicht etwa die Kernstadt, wohl aber ortsferne Teile der Riegler Straße sind durch das Rückhaltebecken im Schambach seit Jahrzehnten geschützt.

Als Kreisrat und Nicht-Stadtrat bin ich mit den aktuellen Planungsdetails nicht vertraut. Ich weiß aber, dass Planungs- und Baufirmen große, teure, komplizierte Bauten lieben. Ich selber, zugegeben ein Laie, stehe eher für kleine, dezentrale, kostengünstige, landschaftlich angepassten Hochwasserschutzmaßnahmen, im Idealfall verbunden mit Artenschutzmaßnahmen.

Wenige Tage nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW haben viele Menschen in der Stadt Endingen ein enormes Informationsbedürfnis.

Hochwasser & mangelnder Hochwasserschutz in Endingen und am Kaiserstuhl


Ich versuche zumindest einige meiner Fragen zu formulieren.

Eine kurzfristige Darstellung der Hochwasserrisiken und der Schutzmaßnahmen aus Sicht der Stadt in den lokalen Medien (an die ich diesen Brief auch sende) käme dem aktuellen Informationsbedürfnis der Menschen sicher entgegen. Hochwasserschutz und Flächenversiegelung wären sicher auch Themen für eine Bürgerversammlung.

Mit freundlichen Grüßen

Axel Mayer, Kreisrat, Endingen








Hochwasser & Hochwasserschutz in Endingen
"Teilantwort" von Bürgermeister Metz


Angesichts der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW hatte ich am 27.7.21 Herrn Bürgermeister Metz mit einigen sehr konkreten Fragen zum Thema Hochwasserschutz in Endingen angeschrieben. Meine große Sorge ist ein jederzeit möglicher massiver Starkregen an der Nordabdachung des Kaiserstuhls unterhalb der Katharinenkapelle und die Auswirkungen auf die Stadt und die Winzergemeinden. 150 bis 200 Liter auf den Quadratmeter kurzfristiger Niederschlag treffen auf einen klimageschädigten Wald und auf Lößterrassen. Große Wasser- und Lößschlammmengen können nicht flächenhaft abfließen, sondern werden durch ein Netz von Hohlwegen "kanalisiert". In engen Flaschenhälsen konzentriert sich die abfließende Flut meterhoch...

Am 7.8.2021, also erfreulich schnell, lag jetzt ein Antwortbrief von Herrn Bürgermeister Metz in meinem Briefkasten. (Anlage) Meine sehr konkreten Fragen wurden leider nur an einer Stelle teilweise beantwortet.

Die Stadt setzt im Katastrophenfall auf die integrierte Leitstelle, die Feuerwehr und sie hat ein "internes Krisenbuch für Extremereignisse" erstellt. Schade nur, dass das Krisenbuch aber "intern", also nicht öffentlich ist. Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW hat gezeigt, dass die Abwehr von Katastrophenereignissen nicht nur geplant, sondern auch geprobt und geübt werden muss.

Prüfen Sie bitte, ob Sie im Antwortschreiben konkrete Antworten auf die konkret gestellten Fragen finden. Ich habe sie nicht gefunden.



Angesichts von jahrzehntelangen Planungen (die lange vor der bisherigen, kurzen Amtszeit von Herrn Metz begonnen wurden) bleibt meine Hauptfrage "Wann wird mit einer konkreten Umsetzung begonnen und wann ist mit der Wirksamkeit der Maßnahmen zu rechnen?" leider offen. Die baulichen Maßnahmen in der Dielenmarkt- und Hauptstraße sind erfreulich, aber sie setzten nicht an den Hauptgefahrenpunkten im Einzugsbereich potenzieller Hochwässer ein.

Ich selber stehe immer noch für viele kleine, dezentrale, kostengünstige, landschaftlich angepassten Hochwasserschutzmaßnahmen mit deren Umsetzung auch schnell begonnen werden könnte.

Wenn eine Kleinstadt wie Endingen, deren Flächenverbrauch in den letzten Jahrzehnten explodiert ist, immer noch auf Flächenwachstum setzt, dann zeigen sich hier im Kleinen die Probleme einer Wachstumsgesellschaft, welche die zusammenhängenden Ursachen von Extremwetter, Klimakatastrophe, Artenausrottung, Flächenverbrauch und Wachstum vermutlich bis zum bitteren Ende nicht verstehen will und wird.

Dennoch gibt es im freundlichen Brief von Herrn Metz auch einige Aussagen zum Thema Regionalplanung, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit, die ich mit unterschreiben könnte.

Ich habe meine Anfrage geschrieben in der Hoffnung zähe, mühsame, jahrzehntelange Planungen zumindest ein wenig zu beschleunigen und die dringend notwendige Debatte zu den Themenbereichen Klimawandel und Extremwetterereignisse am Kaiserstuhl zu verstärken.

Axel Mayer, Kreisrat, Endingen





Klimawandel, Hochwasser und Hochwasserschutz in Endingen und am Kaiserstuhl
Nicht nur die Stadt Endingen, auch die anderen Gemeinden am Kaiserstuhl (Amoltern, Königsschaffhausen, Kiechlinsbergen, Burkheim, Vogtsburg, Achkarren, Bickensohl, Bischoffingen, Oberbergen, Oberrotweil, Niederrotweil, Schelingen, Breisach, Riegel, Bahlingen, Eichstetten, Bötzingen, Wasenweiler, Ihringen, Jechtingen, Sasbach und Leiselheim) sind von Hochwasser bedroht. In manchen Gemeinden wurden schon erste Schritte zum Hochwasserschutz gemacht, manche Gemeinden sind noch ungeschützt. Denkbar sind jederzeit möglicher massiver Starkregen an den großen Hängen des Kaiserstuhls, denn der Klimawandel betrifft auch den Kaiserstuhl.

"Durch den menschengemachten Klimawandel ist zu erwarten, dass sich das Niederschlags- und Hochwasserabflussgeschehen auch am Kaiserstuhl massiv verschärfen wird. Was statistisch gesehen bis jetzt ein Hochwasser war, das einmal in 100 Jahren auftritt, könnte in Zukunft alle 50 oder gar alle 10 Jahre auftreten. In der Eifel und im Sauerland hatte es am 15. Juli 2021 breitflächig etwa 150 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden geregnet. Örtlich waren es sogar über 200 Liter pro Quadratmeter. Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, was ein Niederschlagsereignis von 200 Liter pro Quadratmeter bedeutet. Das entspricht 20 Eimern zu 10 Litern auf einem Quadratmeter."

150 oder mehr Liter Niederschlag auf den Quadratmeter treffen auf einen klimageschädigten Wald und auf Lößterrassen am Kaiserstuhl. Große Wasser- und Lößschlammmengen können nicht flächenhaft abfließen, sondern werden durch ein Netz von Hohlwegen "kanalisiert". In engen Flaschenhälsen konzentriert sich die abfließende Flut meterhoch. Die Schäden in den Kaiserstuhlgemeinden wären immens.

Axel Mayer, Kreisrat, Endingen