2024 / Klimawandel am Kaiserstuhl und in Südbaden: Hitzesommer, Trockenheit, Starkregen, Extrem-Wetter & Waldsterben


Veröffentlicht am 01.08.2024 von Axel Mayer

Klimawandel am Kaiserstuhl & in Endingen: Hitze, Trockenheit, Starkregen & Extrem-Wetter


Die letzten Jahre am Kaiserstuhl waren geprägt von Hitzephasen, massiven Temperaturschwankungen, viel zu warmen Wintern, starken Unwettern und teilweise von extremer Trockenheit. Die Traubenlese findet immer früher statt und der Wald am Kaiserstuhl stirbt. Der feuchte Winter 2023/2024 war eine positive Ausnahme.

Der bundesweite, langfristige, lineare Temperaturanstieg im Sommer entspricht für den Zeitraum 1881-2023 mit 1,8 °C in etwa dem jährlichen linearen Trend. Während der Temperaturanstieg für den deutschen Frühling bei 1,6 °C liegt, erreicht der Temperaturanstieg im Herbst 1,7 °C. Die Temperaturen im Winter sind um 1,9 °C gestiegen. Am Kaiserstuhl und Oberrhein ist die Durchschnittstemperatur wesentlich stärker gestiegen.


Wassermangel, Dürre und Starkregen in Südbaden und am Kaiserstuhl
Der Dürremonitor zeigt den Zustand der Böden.


Im Zeitalter des Klimawandels verändern sich die bisherigen klimatischen Begünstigungen und Standortvorteile des Kaiserstuhls und des Oberrheingrabens (Toskana Deutschlands, Weinanbau, Tourismus, Landwirtschaft ...) zu Nachteilen und Risiken.
Es war früher einmal schön in der wärmsten Region Deutschlands zu leben. Von der heißesten Region Deutschlands lässt sich dies nicht unbedingt sagen.


Klimatische Voraussetzungen am Kaiserstuhl
Der Kaiserstuhl ist eine Wärmeinsel mit zum Teil mediterranem, trocken-heißem Charakter und liegt im Regenschatten der Vogesen. Typisch ist die früh einsetzende und langgezogene Vegetationsperiode. Der Kaiserstuhl gehört zu den wärmsten Regionen Deutschlands.

Klimadaten am Beispiel Ihringen: Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 10,5 °C, der mittlerer Jahresniederschlag beträgt 630 mm


Die klimatischen Voraussetzungen in diesem kleinen Vulkangebirge,
das im Oberrheingraben liegt, werden zum einen von den Vogesen in Frankreich geprägt, die die von Westen kommenden Wetterfronten "abfangen" und so dafür sorgen, dass der Kaiserstuhl oft im Regenschatten liegt und so weniger Regen erhält als das Gebiet westlich der Vogesen und zudem von warmen Fallwinden und viel Sonnenstunden profitiert. Der mittlere Jahresniederschlag liegt am Kaiserstuhl bei circa 600-700 mm, was im Vergleich zum restlichen Oberrheingraben und zu anderen Weinanbauregionen Deutschlands verhältnismäßig viel, aber im Vergleich zu der Region westlich der Vogesen wenig ist. Zudem steht der Kaiserstuhl im Einfluss des Rhônetals und der burgundischen Pforte, die dafür sorgen, dass mediterrane Warmluft in die Ebene einströmen kann. Er gilt als eines von Deutschlands sonnenreichsten und wärmsten Gebieten mit für Mitteleuropa vergleichsweise milden Wintern und warmen Sommern, die zum Teil im Juli und August sogar Durchschnittstemperaturen von über 20 °C aufweisen können. Mit 1720 Sonnenstunden ist die jährliche Sonnenscheindauer am Kaiserstuhl sehr hoch und noch mal 40 Sonnenstunden über der durchschnittlichen Sonnenscheindauer des ohnehin schon „sonnenreichen“ Oberrheingrabens. Durch die klimatischen Bedingungen und die mit Löss bedeckten vulkanischen Böden ist der Kaiserstuhl bisher ein sehr gutes Weinanbaugebiet.



Hitzesommer 2003, 2018, 2019, 2020, 2021 ...
Im Hitzesommer 2003, der europaweit bis zu 70.000 Menschen das Leben gekostet hat, wurden in Deutschland Temperaturextrema von bis zu 40,2 °C in den vier Städten Karlsruhe, Mannheim, March und Freiburg gemessen, die alle im Südwesten Deutschlands im Gebiet des Oberrheingrabens liegen und zum Teil nicht weit vom Kaiserstuhl entfernt sind (March, Freiburg).
Das Wetter der letzten Jahrzehnte brachte eine Vorahnung des Klimawandels am Oberrhein und am Kaiserstuhl und war geprägt von vielen Extremwetterereignissen. Große Hitze, drückende Schwüle, heftige Gewitter, Starkregen, lange Trockenphasen, Temperaturschwankungen... brachten Mensch und Natur in Stress und Einbußen in der Landwirtschaft.

In Baden-Württemberg sind die Durchschnittstemperaturen seit Beginn des Industriezeitalters um 1 Grad gestiegen, am Oberrhein sogar schon um 2 Grad! In den letzten 40 Jahren zeichnet sich ein Trend zunehmender Hitze-Extrema ab. Die jüngste Vergangenheit brachte am Kaiserstuhl und in Deutschland, der Schweiz und Österreich fast durchwegs Sommer im Rekordbereich. Die drei heißesten Sommer der Messgeschichte waren alle in den 2000er-Jahren: In Deutschland die Sommer 2003, 2018 und 2019. Für die Gesundheit besonders relevant sind die immer häufigeren und längeren Hitzewellen sowie die immer geringere Abkühlung in den Nächten.

Das Zwei-Grad-Ziel ist der verzweifelte Versuch, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Am Kaiserstuhl wurde diese Zwei-Grad-Marke also schon überschritten.
Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass aus zukünftigen globalen 2 Grad mehr, 4 Grad zusätzlich am Kaiserstuhl werden. Die Hoffnung auf ein Erreichen des gewünschten globalen 2-Grad-Ziels ist in einer Welt, die auf "unbegrenztes Wachstum" setzt und in der selbst in der "Ökoregion Oberrhein" die Autobahn sechsspurig ausgebaut werden soll, äußerst unwahrscheinlich.


In der schwül-heißen Rheinebene hat sich die Anzahl der Sommertage, also der Tage mit über 25 Grad, etwa in Karlsruhe von rund 30 auf heute 60 verdoppelt und wird weiter ansteigen.

Klimawandel und Waldsterben am Kaiserstuhl
Hitze und Trockenheit machen nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch dem Wald im Kaiserstuhl massiv zu schaffen. Je nach Standort sind manche Bäume extrem geschädigt. Zwei Drittel der Bäume in Kuppenlagen und auf Südwesthängen sind geschädigt. Weiter unten im Tal, wo die Böden mächtiger sind und mehr Wasser zur Verfügung steht, sieht es etwas besser aus. Ältere Bestände sind stärker betroffen als jüngere. Viele Bäume sterben ab.



Hochwasser am Kaiserstuhl?
Durch den menschengemachten Klimawandel ist zu erwarten, dass sich das Niederschlags- und Hochwasserabflussgeschehen auch am Kaiserstuhl massiv verschärfen wird. Was statistisch gesehen bis jetzt ein Hochwasser war, das einmal in 100 Jahren auftritt, könnte in Zukunft alle 50 oder gar alle 10 Jahre auftreten. In der Eifel und im Sauerland hatte es am 15. Juli 2021 breitflächig etwa 150 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden geregnet. Örtlich waren es sogar über 200 Liter pro Quadratmeter. Übertragen auf den Kaiserstuhl, wären die Folgen katastrophal. Große Wasser- und Lößschlammmengen können nicht flächenhaft abfließen, sondern werden durch ein Netz von Hohlwegen "kanalisiert". In engen Flaschenhälsen konzentriert sich die abfließende Flut meterhoch. Die Schäden wären immens und viele Kaiserstuhl-Gemeinden, insbesondere die Stadt Endingen, sind noch unvorbereitet.

Die nächsten Jahrzehnte in Südbaden und am Kaiserstuhl werden spannend und heiß.

Axel Mayer, (Alt-) BUND Geschäftsführer, Mitwelt am Oberrhein in Endingen


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