Mensch, Natur und Umwelt im Dreyeckland-Rückblick auf das vergangene Jahr 1999


Veröffentlicht am 22.12.1999 in der Kategorie Umweltgeschichte von Axel Mayer

Mensch, Natur und Umwelt im Dreyeckland-Rückblick auf das vergangene Jahr 1999



Alle Jahre wieder - unser Rückblick auf das vergangene Jahr. Ein kurzer Überblick über einige Umwelt-und Naturschutzthemen im Dreyeckland und eben auch, wie alle Jahre wieder, über Erfolge und Mißerfolge.

Bibiliskäs und Genmais


Ein Gastwirt aus Oberkirch muss sich vor Gericht verantworten, weil er aus Rohmilch hergestellten Renchtäler Rahmkäse angeboten hat. Das Oberlandesgericht Karlsruhe ließ die Anklage der Offenburger Staatsanwaltschaft zu...Die Firma Pioneer-Hi-Breed muss sich nicht vor Gericht verantworten und nicht einmal ein Bußgeld bezahlen, obwohl sie unerlaubt gentechnisch verunreinigtes Saatgut in den Verkehr gebracht hat ...
Im Frühjahr 1999 hatte der BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein von der gentechnischen Verunreinigung von konventionellem Saatmais der Firma Pioneer erfahren. Daraufhin erstattete BUND Geschäftsführer Axel Mayer Anzeige bei der Freiburger Staatsanwaltschaft. Diese ließ die drei Saatgutsäcke des BUND beschlagnahmen und von der Chemischen Landesuntersuchungsanstalt untersuchen. Eine unerlaubte gentechnischeVerunreinigung wurde festgestellt. Am 25.10.99 hat das Regierungspräsidium Tübingen das Ordnungwidrigkeitenverfahren gegen die Firma Pioneer eingestellt. Der Bescheid des RP zeigt deutlich, daß sich die Behörde nicht als Kontrollorgan im Sinne des Ver-braucherschutzes sieht, sondern eher als Behörde zur Durchsetzung der Interessen von Agro-Chemie-Multis. Der Damm zwischen genmanipulierter Nahrung und sauberer konventioneller Nahrung ist nicht etwa gebrochen. Er wurde gezielt gesprengt. Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel werden von den VerbraucherInnen abgelehnt. Die gentechnische Verunreinigung von Saatgut und konventioneller Nahrung ist der gezielte Versuch, nicht etwa Akzeptanz zu schaffen, sondern Akzeptanz zu erzwingen. Hier fehlen Behörden und Gerichte mit Mut und einem Interesse an Verbraucherschutz. Dieser "Mut" wird aber um so konsequenter an anderer Stelle gezeigt. Nicht etwa beim umstrittenen Genmais, wohl aber beim Bibiliskäs aus Rohmilch, wo man sich nicht mit mächtigen Konzernen anzulegen braucht. Dennoch: Eigentlich sollte die Sache mit dem genverunreinigten Saatgut still und heimlich über die Bühne gehen. Hier hat der kleine BUND in der Regio den Agrochemiemultis einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die gezielte Verunreinigung wurde von uns öffentlich gemacht. Und wir werden den Saatgutkonzernen auch in Zukunft wieder auf die Finger und Saatgutsäcke schauen.

BUND-Regio-Windrad


Seit Juni 1999 dreht sich im Schuttertal das BUND Regio Windrad, dessen Errichtung wir ideell unterstützt haben und an dem auch viele BUND-Mitglieder beteiligt sind. Dieses Windrad kann umweltfreundlich den Strom für ca. 1000 stromsparenden Haushalten produzieren.

Giftmülleinlagerung in die Kaliminen


Im Februar 1999 begann, gegen den Protest der elsässischen Umweltschützer, die Einlagerung von Giftmüll in den ehemaligen Kaliminen bei Mulhouse. Unsere Sicherheitsbedenken konnten die Betreiber nicht ausräumen.

Rheinaue gerettet


Unterstützt vom BUND hat sich Alsace Nature gegen den geplanten Standort für den neuen Freizeitpark "Bioscope" in den wertvollen Restrheinauen bei Kunheim / Burkheim ausgesprochen. Die Kritik war nicht generell gegen das Projekt gerichtet, sondern gegen die Zerstörung wertvoller Auen an diesem Standort und gegen den Mißbrauch eines Freizeitparks zur Werbung für die Gentechnik. Die Verlagerung des Standorts aus den Auewäldern ist zumindest ein Teilerfolg für die Umweltbewegung und die Restnatur am Rhein. Am günstigsten erscheint uns aber immer noch ein verkehrstechnisch günstig angebundener Standort im Kalibecken bei Mulhouse, einem Gebiet mit hoher Arbeitslosigkeit und weit entfernt vom Europark in Rust. Mit der Verlagerung bleiben auch die durch das Bioscope erwarteten Arbeitsplätze erhalten.

Mobilitätsstation


Umweltfreundliche Mobilität soll das neue "Mobile" am Freiburger Hauptbahnhof ermöglichen. Wir gratulieren der BUND-Ortsgruppe Freiburg und insbesondere den anderen Umweltverbänden und ökologischen Verkehrsinitiativen, die sich jahrelang für dieses Projekt engagiert haben.

Keine Primatenzuchtstation in Holtzheim


Eines der umstrittensten Projekte im Elsass wurde 1999 endgültig verhindert. In Holtzheim bei Strassburg war ein Primatenzentrum geplant. 1500 Brüllaffen sollten dort jährlich 300 Versuchstiere für Tierversuche "produzieren". Gegen dieses ethisch sehr umstrittene Projekt waren jahrelang französische Umwelt- und Tierschützer, unterstützt von vielen Künstlern, angegangen. Gerade auf dem Versuchstiermarkt mit unseren nächsten Verwandten im Tierreich sollte nach Ansicht des BUND eine Verknappung die Preise erhöhen. Hohe Preise verhindern unnötige Tierversuche, gerade mit Primaten.

Kein Genmais im Elsass


Im ganzen Elsass wurde auch im Jahr 1999 kein Genmais kommerziell angebaut, da sich dafür keine Abnehmer finden und die VerbraucherInnen keinen Genmais wollen.

Globalisierung lokal ...


... haben wir bei den Verkaufsverhandlungen in Sachen EnBW Aktien an die EDF erlebt. Die rot-grüne Bundesregierung geht zaghaft an den Atomausstieg und die Landesregierung Baden Württemberg öffnet gleichzeitig alle Scheunentore, um Atomstrom aus Frankreich ins Land zu lassen. So werden gezielt die Menschen grenzüberschreitend gegeneinander ausgespielt.

Und die EnBW Tochter Yello will einen Großteil ihres Stroms aus den beiden grenznahen AKW`s Fessenheim und Cattenom beziehen. "Welche Farbe hat Ihr Strom" wird auch im Jahr 2000 eine wichtige Frage für den BUND in der Regio sein.

Fessenheim


Die zweite sogenannte Zehnjahresinspektion von Fessenheim haben wir sehr kritisch begleitet. Es drängt sich der Eindruck auf, daß Forderungen der damaligen Prüfer nach technischen Nachbesserungen, die bei der letzten Inspektion vor 10 Jahren gestellt wurden, einfach vergessen worden sind. Wie sieht es aus mit der Gefahr von Knallgasexplosionen im Reaktor und mit dem dünnen Dach über dem Zwischenlager für Brennelemente? Im Gegensatz zu manchen Politikern brauchen wir kein Erdbeben (das 1999 tatsächlich direkt unter Fessenheim stattgefunden hat!!), um in Sachen Fessenheim hellwach zu sein. Yello-Strom aus Fessenheim kann uns teuer zu stehen kommen.

BUND-Konflikt


Der Konflikt um den Umzug der Landesgeschäftsstelle und die Art und Weise, wie er ausgetragen wurde, hat auch uns und unsere Arbeit in der Region belastet. Dennoch zeigt dieser Jahresbericht, wie intensiv wir, trotz Konflikt, an unseren Umweltthemen gearbeitet haben.

Vorstand


Aus dem Regionalvorstand ausgeschieden sind Elfi Steller, Tilmann Heuser, Alexander Frisch und Wolfgang Schulz. Gemeinsam mit Renate Ellenberg, die auch im neuen Vorstand mitarbeitet, haben sie unsere regionale Arbeit und die Arbeit der BUND-Ökostation der letzten Jahre mitgeprägt, eine Arbeit die nicht nur regional große Anerkennung gefunden hat. Neuer Vorsitzender ist Thomas Landsberg. Ebenfalls im neuen Vorstand sind Heinz Siefritz, Jürgen Zipfel, Manfred Öhm und Frank Baum.

Das Wichtigste fehlt ...


Nicht einmal im Kleingedruckten dieses Berichts findet sich das Wichtigste aus der BUND-Arbeit in der Region, nämlich die Arbeit der vielen engagierten Ehrenamtlichen im Umwelt- und Naturschutz und den BUND Gruppen und Arbeitskreisen in der Region. Über die schöne Arbeit der BUND-Ökostation informiert ein eigener Jahresbericht.

Keinen Platz


in diesem kurzen Überblick hat auch die Demonstration zum Atomausstieg, die wir gemeinsam mit anderen Gruppen in Freiburg organisiert haben. Das gleiche gilt für unsere vielgefragten Ausstellungen zum Thema "Flächenverbrauch in der Regio" und zur Gentechnik sowieunsere laut geäußerten Zweifel an Sinn und Notwendigkeit der in Bremgarten geplanten Müllverbrennungsanlage. Engagiert haben wir uns auch in Sachen Großstadion Freiburg, ÖPNV und gegen unnötigen Flächenverbrauch.
Email-Teller, email-Tassen, email-Adresse ...

Unsere BUND-Küche wird immer perfekter. Unsere neue Homepage "www.bund-freiburg.de"; gibt einen guten Überblick über Umwelt- und Naturschutzthemen im Dreyeckland und unter der email-Adresse bund.suedlicher-oberrhein@bund.net sind wir jetzt auch elektronisch zu erreichen.

Axel Mayer


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Aktuell: Kein AKW in Wyhl - Kein Bleiwerk in Marckolsheim.


Ein Rückblick von Axel Mayer auf die frühen Anfänge der Umwelt- und Klimaschutzbewegung:
Hier geht's zum YouTube-Video.



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