Totholz lebt: Totholz in Freiburg: Restnatur am Autobahnzubringer Mitte


Veröffentlicht am 16.03.2016 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer

Totholz in Freiburg: Restnatur am Autobahnzubringer Mitte


Täglich fahren zehntausende Menschen auf dem Autobahnzubringer Mitte nach Freiburg.
Unbemerkt von den Meisten steht kurz vor der Stadt, südlich der lärmenden Straße, ein beeindruckendes, zwischenzeitlich seltenes Naturdenkmal. Eine große, langsam absterbende, efeuumrankte Pappel. Alte Bäume, und erst recht Totholz, passen nicht so richtig in unser Botox-Zeitalter, in dem Falten weggespritzt werden und in der ein hysterischer Jugendkult schon lange nicht mehr auf die Menschen beschränkt ist. Alte Bäume und Totholz sind Lebensraum für eine Vielzahl von Arten. In dem Maße, wie die Bäume alt werden, ja überaltern und absterben, wird ihr ökologischer Wert immer größer. Sie bieten dann zunehmend Lebensraum und ökologische Nischen für speziell angepasste Lebewesen. Tote Ast- und Stammpartien, ausgefaulte, mulmgefüllte Baumhöhlen und Spechtlöcher, lockere Rindenpartien und Baumpilze: All das sind kleine Sonderbiotope, die bedrohten, teils interessanten und attraktiven Arten Lebensmöglichkeiten bieten. Absterbende und tote Bäume werden durch eine Vielzahl von Organismen genutzt. Je nach Holzart und Stand des Verfallsprozesses können bis zu 600 Großpilzarten und rund 1350 Käferarten an der vollständigen Zersetzung eines eines alten Baumes beteiligt sein. Wichtig sind tote Bäume insbesondere für den Artenschutz. Rund 25 Prozent aller in der Bundesrepublik Deutschland vorkommenden Käferarten profitieren von den verschiedener Zerfallsstadien von Holz. Dazu kommen Höhlen- und Halbhöhlenbrüter wie z. B. Star, Hohltaube, Spechte, Grauschnäpper, Kleiber und Rauhfusskauz. Und nicht nur Vögel ziehen in die Höhlen ein. Für Eichhörnchen, Siebenschläfer und Fledermäuse sind die Baumhöhlen in unserer ausgeräumten Landschaft wichtige Tages- und Winterquartiere.

Holztreppen, Dachbalken, Schränke und Hackschnitzel...
Es gibt gute Gründe Bäume rechtzeitig zu nutzen. Und dennoch ist es immer wieder eine Freude und eine ökologische Notwendigkeit einzelne Bäume auch einmal alt werden zu lassen und Totholz zuzulassen. In den Wäldern Baden-Württembergs nimmt auch auf Druck des BUND der Anteil von Totholz langsam wieder zu. Ein einzelner toter Baum in der freien, ausgeräumten Landschaft ist zwischenzeitlich eine Rarität.

Ein Grund dafür sind "Sicherheitsaspekte"
in unsere klagewütigen Gier-Gesellschaft. Um juristische Klagen zu vermeiden, müsste eigentlich zwischenzeitlich an jedem Waldrand ein Warnhinweis, wegen möglicherweise herabfallenden Ästen stehen. Ein Staat der es nicht geschafft hat seine BürgerInnen vor Asbest, Holzschutzmitteln und Contergan zu schützen und der nicht in der Lage war in vier Jahrzehnten einen auch nur ansatzweise funktionierenden Katastrophenschutz für AKW zu entwickeln, schützt die Menschen um so bürokratischer vor den kleinen Gefahren.

Damit Kinder und Jugendliche
„vor allen Gefahren und Risiken des Lebens“ geschützt sind, wurde zwischenzeitlich eine Umwelt geschaffen, die häufig traurig reizarm und naturfern ist und riskante Abenteuer werden von den Kids zwischenzeitlich an anderen Stellen gesucht und gefunden.

Unbeachtet vom großen Verkehrsstrom treibt der große alte Baum
in diesen Frühjahrstagen am Autobahnzubringer Mitte und Ortseingang von Freiburg noch einmal an einigen wenigen Ästen hoffnungsvoll neue Triebe. Irgendwann stürzt er von selber zusammen. Vielleicht wird ihn einer der nächsten großen Stürme fällen. Wir freuen uns über den schönen Alten und über die biologische Vielfalt an und in ihm und auch daran dass sein Wert sich nicht in Euro bemessen lässt.

Axel Mayer




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Klimawandel,Feuer, Waldbraende, Artensterben,Windenergie
Immer mehr Klimawandelleugner und Energiewendegegner argumentieren mit gezielt vorgeschobenen "Artenschutz-Argumenten" gegen Energie aus Wind & Sonne. Bei den großen Bränden in Australien und in Amazonien sind Milliarden Tiere auf eine entsetzliche Art und Weise gestorben. Die menschengemachte Klimakatastrophe wird die globale Artenausrottung und das Waldsterben massiv beschleunigen. Diese Fakten müssen, auch wenn's uns Naturschützern manchmal schwerfällt, bei allen regionalen Planungsvorhaben in die immer notwendige Artenschutz-Betrachtung einbezogen werden.

Genau in dieser Frage unterscheiden sich gemeinwohlorientierte Naturschutzverbände von egoistischen Bürgerinitiativen.