Alemannische Regionalkultur, Dialekt & Europa: D Grenze üwer de Hüffe gheit
Veröffentlicht am 01.01.2024
Alemannische Regionalkultur, Dialekt & Europa: D Grenze üwer de Hüffe gheit
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Friedel Scheer-Nahor, Geschäftsführerin der „Muettersproch-Gesellschaft“ spricht mit Axel Mayer. Der folgende Text erschien in der Zeitschrift „Alemannisch dunkt üs guet“ 1.2020.
Mehr als 30 Jahre diente Axel Mayer dem BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein als Geschäftsführer, bevor er zum Ende des Jahres 2019 in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Auch davor schon hatte er sich mit Leib und Seele in verschiedenen Umweltinitiativen engagiert, allem voran im Widerstand gegen das Kernkraftwerk Wyhl. Als gebürtiger Teninger spricht er Alemannisch, die "lingua franca" im oberrheinischen Gebiet im Kampf gegen umweltzerstörerische Großprojekte. In seiner privaten Seite www.mitwelt.org hatte er auch stets eine alemannische Abteilung mit Texten und Links zur Regionalkultur. Das nahm Friedel Scheer-Nahor zum Anlass, ihm ein paar Fragen zu stellen.
- Axel, was hesch eigentlich dü fir e Gfiähl zum Alemannische, zue dinere Sproch gha, wu dü no nit in de Umweltbewegung aktiv wore bisch? Z Dänige im Underdorf hed mer als Kind eifach immer alemannisch gschwäzd. Deheim, ufm Schulhof un uf de Schdross. Hochditsch war die erschd Fremsproch woni glehrt hab. Badisch schwätze war (un isch) ebbis Selbschdverschdändlichs.
- Het sich in dem Gfiähl ebbis g'änderet, wu sich deno d Bürgerinitiative gege s Wyhler KKW zsämmegschlosse hen un de Dialekt e immer größeri Roll gspielt het? Bi de Bauplatzbsetzunge in Marckolsheim (F), Wyhl un Kaiseraugschd (CH) hani dann gmerkt, dass unsri Sproch au ebbis Bsunders und ebbis bsundersch Wichtigs isch. Mer hed sich iber d Grenze weg verschdande un zämme ghalde. 30 Johr nachem Krieg war des nid selbschdverschdändlich. Un in dene große ökologische Konflikt vor 40 Johr hed d Regionalkultur au ä wichdige Rolle gschpield. Ich denk an Andre Weckmann, Rene Egles, Walter Mossmann, Buki, Ernst Born, François Brumpt, Karl Meyer, Meinrad Schwörer, Roland Engel, la Rue de Dentelles, Roger Siffer, Francis Keck ... un s ware noch viel meh. Die Vielfalt vun de Lit hed sich äu in de Kultur üsdruckt. Es war im Elsiss ä Blüte (un leider viellichd au ä Schwanegsang) vun elsässisch-alemannischer Regionalkultur, ä kleini "alemannischi Internationale". Ohni die stark Ibindung vun de Kultur in de Protescht wär de Erfolg nid möglich gsi.
- Falle dir Situatione ii, wu d gemeinsam Sproch, s Alemannisch, e wichtigi Roll gspielt het, wu viellicht Diire ufgange sin oder sunscht ebbis Positivs in Gang kumme isch? Ohni Dialekt häd mer sich gar nid verschdande. Uns ischs z Wyhl nid nur ums „Nai hämmer gsait“ ums „Degege“ gange. Mir hän au de Traum vunere kleine, europäische Herzregion im grenzelose Europa draimt. Üsdruckt hed sich des imä Lied vum Francois Brumbt »Mir kejje mol d Granze üewer e Hüffe —Un tanze drum erum.« De Dialekt isch au ä weng „entstaubt“ wore un uf ei mol hets au ä witere, offenere, tolerantere Begriff vun Heimet gä.
- Wiä schätzesch dü d Sprochsituation im Elsiss ii? Un wiä uf de badische Sitte? Was fir e Entwicklung hets do in de letschte Johre gää? Wenn ich hid noch ä Red im Elsiss halde muss (ich schwätz kei französisch), dann schwätz ich wie mir der Schnabel gwachse isch. 2019 heds bi de Giftmülldeponie Stocamine ä Demo gä, un mi Badisch isch vun der Hälfdi vun de Lit noch verschdande worre. Ansundsche aber verschwindeds Elsässisch langsam au in de Dörfer und uf unsere Rhinsidde verschwindet d Viefalt vun de Dialektvariante. Mir kriege ä Einheitsalemannisch. Gut, dass in de Schwiz de Dialekt noch so schdark isch.
- Hesch dü e Erklärung defir, wurum d Dialektschwätzer, genau wiä vieli Tier- un Pflanzearte, weniger were un was mr degege due kann? Fünf Mol heds in den vergangene 540 Millione Johr gwaltigi Arteschterbe gä. Forscher sähne ä aktuelli, menschegmachti, sechsti Wälle in vollem Gang. Un mid de Vögel un dä Insekte verschwindet au de Dialekt. Nach Ischätzung vun de UNESCO sin 3000 Sproche bedroht. Üs globaler Vielfalt wird Eifalt. Die Ursache sin vielfältig un doch lehn sie sich zume Bild zämmepacke. Mir läbe innere Zit vun global organisierter Gier un innere Endzit vum unbegrenzte Wachstum uffeme begrenzte Planet. Mir verwandle grad die vielfältig Welt in ä großi einheitlichi Fabrik. In ä Agrar-Fabrik, ä Fabrik-Fabrik, ä Konsum-Fabrik und in ä Wohn-Fabrik. D Vogelschtimme wäre weniger, d Klingeltön vun de Handys wäre meh. Mir hän immer meh Sache un Konsum un immer weniger Vielfalt. S Scheene wird weniger un d Lit wäre immer unzfriedener.
- Was möchtsch dü mit dinere "Mitwelt-Stiftung-Oberrhein" erreiche un wär des au ebbis fir intressierti Muetterspröchler? Uf minere Internetsidde www.mitwelt.org/alemannisch-elsaessisch-gedichte.html schdoht: „In dieser Zeit der Umwelt- und Innenweltverschmutzung stehen nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Sprachen und Dialekte auf der Liste der bedrohten Arten. Darum finden Sie hier kritische und engagierte Texte, alemannisch, schwyzerdütsch, elsässisch und hochdeutsch. Doch wir wissen, dass bedrohte Tierarten nicht in der Genbank und bedrohte Sprachen nicht im Museum und im Internet überleben.“Es gohd mir immer um d Freiheit, um d Demokratie und Gerächtigkeit, um ä läbenswerdi Zukunft un vor allem um d Vielfalt. Mir brüche de Gsang vun de Lerche wu ins Blau ufschdiegd und mir brüche ä toleranti, weltoffinie Heimedsproch, wus Mensche gid, die zu dere Lerche ä Gedichdli schriebe un de Kinder vorlese. Un mir brüche Lid, wus Fidle lupfe un sich wehre. Die Abschaltung vun däne Reaktore in Fessene und sälli Jungi vun „Fridays for Future“ sin do ä weng ä Hoffnungsschimmer.
Danke, fürs Gspräch.
Alemannisch, Badisch, Elsässisch, Schweizerdeutsch, Dialekt & "Hoch"deutsch:
Kritische Texte und Gedichte aus Südbaden, Elsass, Nordschweiz und dem Rest der Welt
In diesen Zeiten von Barbarei, Gier, Kriegen und Gewalt stärkt Dummheit Dummheit und Intoleranz verstärkt Intoleranz. In diesen Jahren der Umwelt- und Innenweltverschmutzung stehen nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Sprachen und Dialekte auf der Liste der bedrohten Arten. Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der an einem altsprachlichen Eliteinternat Latein lernte und gerade seine undemokratischen Weltmachtträume realisiert hält Sprache für eine veraltete Software, die schon bald obsolet sein wird. Mehr als die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen drohen in naher Zukunft zu verschwinden – und damit ein wertvoller Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Allein 600 dieser insgesamt rund 3.660 gefährdeten Sprachen könnten sogar schon in wenigen Jahren vollständig ausgestorben sein.
Darum finden Sie auf mitwelt.org kritische und engagierte Texte, alemannisch, schwyzerdütsch, elsässisch und hochdeutsch. Doch wir wissen, dass bedrohte Tierarten nicht in der Genbank und bedrohte Sprachen nicht im Museum und im Internet überleben.
Menschen, die Überschallflugzeuge, unbegrenztes Wachstum, Atomenergie, Agrargifte, Freihandel und Weltraumtourismus für Fortschritt und die Hitparade der Volksmusik für Kultur halten, die Gedichte über das "Blümelein", das "Bächelein" und das "Brünnelein" suchen, wird diese Seite nicht gefallen.
Dialekt ist bunte, kluge, kulturelle Vielfalt und nicht monokulturelle Einfalt. Dialekt ist immer auch „regionale Identität“ und steht gegen die „Kolonisierung der Lebensweltin der Megamaschine“ und gegen die zunehmende Kommerzialisierung aller Lebensbereiche.
Wir danken den vielen Autorinnen & Autoren, die uns schon erlaubt haben, Texte hier einzustellen. Auf Wunsch löschen wir Texte aber auch sofort.
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