Fessene - Ein Gedicht von Stefan Pflaum

Veröffentlicht am 01.01.2024 in der Kategorie Kultur von Axel Mayer

Fessene


(Stefan Pflaum)
Fessene isch ä Luftkurort,
200 m überem Meer,
S Meer isch wit,
S Meer het ke Angscht vor Fessene.
Berlin isch wit un au in Paris
Will keiner nix wisse vun Fessene.
Fessene isch ä Luftkurort.

Fessene? Fessene?
Ah, Fessenheim am Rhein!
An de alte Grenz.
Z Naacht glotzt de réacteur über de Rhin
In ditschi Schloofstube nin,
Huckt im dünne Betonmänteli im kalte Mond
Un d Ebini, di wit Ebini sagt nix,
Paris sagt nix, d Fessemer sage nix – bis jetzt.
In Fessene isch nit Fukushima,
In Fessene isch alles prima.
Fessene isch ä Luftkurort.

Z Naacht höörsch d Atömli danze,
De Kernkraft-Plattler,
D Atomstrom-Musette,
De Megawatt-Tango.
De Michel, s Mariannel danze,
Vive l’Allemagne, vive la Franze.
Fessene isch ä Luftkurort.
Fessene isch ä elsässischs Wort,
Fessene isch ä sichere Ort – fürs Atom.

In Fessene kann em Atom nix passiere,
In Fessene gehen d Litt spaziere.
Sie sage: „Fessene isch scheen,
Mir könne’s bi Gott nit verschtehn,
Die ditschi Angscht.
Geh’n heim go schloofe.
Der alt’ Ofe macht eich nix,
Der alt’ Ofe bisst nit,
Der alt’ Ofe strahlt nit,
Der alt’ Ofe am Rhin sinem Ufer
Un d Stroße im Dorf, de Himmel un d Luft
Sin selli suufer.
Fessene isch nit Fukushima,
In Fessene isch alles prima.

S Atom stinkt nit,
Radioaktivität stinkt nit,
De warme Rhin stinkt nit,
Warum, deutsche Freunde,
Stinkt euch Fessenheim?
Fessene isch doch ä Luftkurort.
Fessene isch zertifiziert,
In Fessene isch nix passiert,
In Fessene kann nix passiere,
Höre doch uff zum lamentiere!
Was soll des G’schiss weggeme Riss
Im Betonmänteli, Erdbebe un so?!
Mir könne’s bi Gott nit verschtoh,
die ditschi Angscht.
In Fessene isch nit Fukushima,
In Fessene isch alles prima.“


Fessene isch ä Luftkurort,
200 m überem Meer.
S Meer isch wit,
S Meer het ke Angscht vor Fessene.
Berlin isch wit un au in Paris
Will keiner nix wisse vun Fessene.
„Geh’n heim go schloofe!“,
Sage si in Berlin, Paris un Fessene,
„Un nemme eiri Angscht mit“, sage si,
„aber vergesse d Geigerzähler nit,
Un d Jodtablette“, sage si.
„Sicher isch sicher!“










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In diesen Zeiten von Barbarei, Gier, Kriegen und Gewalt stärkt Dummheit Dummheit und Intoleranz verstärkt Intoleranz. In diesen Jahren der Umwelt- und Innenweltverschmutzung stehen nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Sprachen und Dialekte auf der Liste der bedrohten Arten. Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der an einem altsprachlichen Eliteinternat Latein lernte und gerade seine undemokratischen Weltmachtträume realisiert hält Sprache für eine veraltete Software, die schon bald obsolet sein wird. Mehr als die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen drohen in naher Zukunft zu verschwinden – und damit ein wertvoller Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Allein 600 dieser insgesamt rund 3.660 gefährdeten Sprachen könnten sogar schon in wenigen Jahren vollständig ausgestorben sein.
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Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein

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