Fleischdag – Feschtdag, von Martin Wangler alias Fidelius Waldvogel
Veröffentlicht am 01.01.2024 in der Kategorie Kultur von Axel Mayer
Fleischdag – Feschtdag
(Martin Wangler)
Jeden Taag hämmer immer s´glich uf em Brot
doch Bluetwurscht un´Käs mueß es due in de Not.
Ich wod´ zum Vesper widermol än fettä Speck,
doch des kasch vergesse, dänn alles Fleisch isch weg.
Ich guck numal im Keer un´in dä Rauchkammer au,
doch do isch nix, das heißt: „Mir metzgä ä Sau“.
Rief du gli em „Stumbä-Karli“ a,
dann kummt die alt Mohr gli morgä dra.
Dä „Fertig ab“ derf mer au id vergessä,
der haut nämlich dä Stembel druff, uff iser Essä.
Am nägschtä Morgä dien mer dä Herd moortz-mässig fiirä,
dass mer bim Metzgä ja id frierä.
In dä Kuchi kochts´, brodelds´un zischts´,
Zwieblä sin g´schnittä, des heißt: „Mir sin gricht.“
Mutz, mutz, mutz, mutz …. Mutz, mutz, mutz, mutz….Guck sie kunnt scho ruß.
Jetzt kum schnell, un verpaß´ere dä Schuß.
„Puff“ - un sie streckt schu alli Viere,
kumm schnell mit dä Schißlä un duen´s Bluet riehre.
D´Finger g´spreitzt un bis zum Ellibogä im warmä Bluet –
Muesch fescht riere, susch git´s Schlämbä un sell isch id guet.
Jetz mueß die Sau im Briezuber badä,
denn wer will schu Haar an´ärä Speckschwardä.
Glänzend, bleich un nägig liegt die Sau nun vor ies.
Zerscht zieht dä Metzger Zehnägel weg ´vo dä Fieß,
dann sticht er zwischä dä Zitzä uff isi Sau:
un Herz, Magä, Lungä liegt daa zur Schau.
Jawoll des git än guedä Speck,
mer sieht´s am I´gschlächt – fascht kai Grämmli Fett.
Nur g´Schrots un Herdäpfel, un kai Saufressä so än Dreck.
So, un dann gohts schnell:
Kopf ab, Schunggä weg,
Rippli fu´nant,
Hohruggä verhackt,
d´Wiirscht in Kessel, kurz: “ Alles isch g´macht.“
So, jetzt mien mir bloß nu d´Brunnhittä butzä,
doch da derfür hämmer wieder was in dä Bixä.
Dä Saustall isch leer,
aber jetzt hämmer wieder was im Keer.
Noch derä elends´Schinderei
Frei ich mich uf Kuddlä mit Zwiiblä un Herdäpfelbrei.
Empfehlenswert:
Musikalisches Kabarett von Martin Wangler alias Fidelius Waldvogel.
Lange Jahre war ich als Südbadener ein wenig neidisch auf auf die bayrische Kabarettistenszene, auf Künstler wie Gerhard Polt und die Biermösl Blosn, denn weder in Baden, im Elsass noch in der Schweiz hatte ich alemannisches Kabarett in „bayrischer Qualität“ gefunden. Auf hohem Niveau war nach meiner Ansicht zuletzt noch der Schwanengesang der alemannischen Regionalkultur in den Auseinandersetzungen in Marckolsheim und Wyhl.
Ein kabarettistischer Abend in der Weisweiler Kleinkunstbühne „Fenster“ mit Martin Wangler alias Fidelius Waldvogel, hat mich jetzt eines Besseren belehrt. Mit Martin Wangler aus Breitnau verfügt die alemannische Kulturscene über einen Künstler, der den Vergleich mit dem frühen Gerhard Polt nicht zu scheuen braucht. Bodenständig, anarchisch, ungehobelt, frech, kritisch, derb, klug, in breitem Schwarzwälder Dialekt mit einer verzweifelten Liebe zur Heimat, allerdings niemals „tümlich“, also absolut untragbar für die Hitparade der Volksmusik und damit sehr empfehlenswert...
Axel Mayer
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In diesen Zeiten von Barbarei, Gier, Kriegen und Gewalt stärkt Dummheit Dummheit und Intoleranz verstärkt Intoleranz. In diesen Jahren der Umwelt- und Innenweltverschmutzung stehen nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Sprachen und Dialekte auf der Liste der bedrohten Arten. Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der an einem altsprachlichen Eliteinternat Latein lernte und gerade seine undemokratischen Weltmachtträume realisiert hält Sprache für eine veraltete Software, die schon bald obsolet sein wird. Mehr als die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen drohen in naher Zukunft zu verschwinden – und damit ein wertvoller Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Allein 600 dieser insgesamt rund 3.660 gefährdeten Sprachen könnten sogar schon in wenigen Jahren vollständig ausgestorben sein.
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