S`Riesemaidli: Ein Geicht von Christel Hülter-Hassler, frei nach Adalbert von Chamisso


Veröffentlicht am 01.01.2024 in der Kategorie Kultur von Axel Mayer

Christel Hülter-Hassler: S`Riesemaidli



S`Riesemaidli
frei nach Adalbert von Chamisso „Das Riesenspielzeug“

Im Elsiss schtoht d Burg Niedeck, sie isch dert wohl bekannt,
do hon ghuust friäner Riese, hoch uf de Felsewand.
Die Burg, die sieht mr nimme, si isch ganz zemmäkeit
und au die edle Riese hett mr in Bode gleit.

So amme scheene Morge, vor viele Johr ischs gschäeh
do sait im Ries si Maidli: “Hitt will ech emol säe
ob selli Welt do dusse au so di Langwiil ziert
so wie bi uns do obe, wo niä nint Nais bassiert!“

Gesagt, getan, glie hobst sie ins Daal in einere Hitz
nadierlig so e Maidli, des plogt de Wunderfitz!
De Burg schickt sie vu Witem no ä Paar schnelle Griäß
e Riesemaidli hett halt gar ellelangi Fiäß!

Sie kunnt in d Ebeni abi, sieht Hieser, Gärde, Feld.
Awa, hat sie sech gwundret, un ihre Eigli gschtellt.
„Wa kroblet do au umme?“ Hett sie zu sech no gsait
„E Buur mitsamt zwei Reßli! „Des hett sie riesig gfrait!

E Pflueg isch au no draghenkt, scheen glitzrig in de Sunn
im Maidli schwirrt de Kopf nu:“ Je, wenn ech des bikumm!“
Sie kneit schnell uf de Bode und scharrt gschwind wiä de Wind
die ganz Bagasch ins Naasduech, und feschd sie s zemmäbind.

Sie kunnt voll Fraid denn z renne uf d Burg ufi im Trab
„Do guck mol, liäber Bappe, was ech im Naasduech hab!“
De Ald, bim Zobeesse, vor sech e Kriägli Wii
der sait so rechdig gmiätlech: Ah was soll des denn sii?

Un s Maidli, voller Ifer, leert frisch us mit eim Stoß
ihr Diächli, un uff s Dischblatt keit Bur un Pflueg und Roß.
Voschrogge hobst de Alt uf, no schnell e Wurschd vodruckt
Und stellt sie in de Senkel:“ Ech glaub, du bisch voruckt!“

Des isch doch nint zum Schpiele, glii bringsch des wider furt!
Stells anni, wos hesch gfunde – hopp los und nimme gmurrt!“
Do plogets Maidli wider: “Oh lass mir doch diä Fuhr.
Was briälsch denn jetzt so wiätig nu weg dem bleede Buur!“

„E bleede Buur! Oh Maidli, horch jetzt uf mi Gebot:
Hettet mir keini Buure, denn hettet mir kei Brot!
Des Land des wär e Urwald, schriib dir des hinters Ohr
De Buur, des isch kei Spielzieg, do sei uns Gott devor!“

Längschd sinn diä Riese gschtorbe, un ihr Burg verfallt,
Die Trümmer stehn älleinig am Wasserfall im Wald
Au wenn diä Gschicht nitt wohr isch, es word gar vill vozellt
gfallt manchem Ries no s Bierli, bass uf, wenner d Auge schtellt!




Christel Hülter-Hassler lebt in Königschaffhausen am Kaiserstuhl. Gelegentlich schreibt sie für die Lokalausgabe der BZ. Ihre Beiträge sind geprägt von einer großen, welterfassenden Heimatkunde und Heimatliebe.



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Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein



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