Talfahrt / Immer bärgab - Ein Lied von Ernst Born Basel


Veröffentlicht am 01.01.2024 in der Kategorie Kultur von Axel Mayer

Talfahrt / Immer bärgab


Ernst Born, Basel

Vor 25 Johre het mi Mamme mi gebore.
Und zwor, sowit i mi ka bsinne, imme alte Auti inne.
Das Vehikel sei no gross gsi, aber nümmi uff dr Schtrooss gsi.
Und so isch dä Riisekare immer schnäller bärgab gfahre.

Immer bärgab, immer bärgab, immer wie schnäller und schtailer bärgab.

Ich ha gfunde, für das Gfäll, rase mir e Bitzli zschnäll.
Me het mr gsait, das sei nit gföhrlig, sone Tämpo sei doch heerlig.
Däne, wo so Auti baue, döfft me zwifellos vertraue.
Und si wurde mi befuege, in däm Auti ummezluege.
Das hani au gmacht. Das hani au gmacht. Und was hani denn gseh?

In däm Auti hets in rauhe Mänge Männer, Kinder, Fraue,
Wo sich hän lo ineschtelle, ohni dass sis hätte welle.
Und ich wötti no erwähne, du bisch glaubi au bi däne,
Wo mit mir in sällem Wage an däm Abhang abejage.
Immer bärgab, immer bärgab, immer wie schnäller und schtailer bärgab.

Uffem Schtürrad hoggd dRegierig und si maint, si haigi dFüehrig.
Jede risst in sini Richtig, sini Richtig isch die Richtig.
Si halte Rede, oder schribe, und denn löhn sis widr blibe.
Schtüre ka dRegierig nümme. dSchwärkraft duet dr Lauf beschtimme.

Immer bärgab, immer bärgab, immer wie schnäller und schtailer bärgab.

"Das isch dNatur, do kasch nüt mache!" ghört me gwüssi Heerre lache.
Und si löhn sGetriibe schmiere, dass dNatur ka profitiere.
Es sin die, wo sAuti baut hän und uns alli dinn verschtaut hän.
Und die Riisemordsmaschine ghört em liebe Gott und ihne.
Immer bärgab, immer bärgab, immer wie schnäller und schtailer bärgab.

Uniformierti grüeni Gschtalte luege, dass mr dRichtig bhalte.
Wennsi emme Widrschtand begägne, duet ne dKirche dWaffe sägne.
Das kunnt zwor langsam us dr Mode, sgit jetz fiineri Methode:
Die, wo schimpfe, loht me gälte, Hünd, wo bälle, bisse sälte.
Immer bärgab, immer bärgab, immer wie schnäller und schtailer bärgab.
Aine duet verzwiiflet horne: Lueg e Tanne schtoht dört vorne.
Es isch e Sach vo zäh Sekunde, und es schärbelet dört unde
22 23 24 25 26 27 28 29 30
Do mer schtraife numme dÄscht und so gits e Riisefescht.
Das bewiist, verzellt me wichtig, unser Auti goht scho richtig.

Immer bärgab, immer bärgab, immer wie schnäller und schtailer bärgab.

sGit Lüt, die zaige e enorme grosse Iifer für Reforme.
Si findes absoluti Schpitze, wemmer waicher döffe sitze.
Mit ihrem Autipolschterfligge wän si ihri Lüt beglügge.
In däm Auti sölls aim gfalle, slänggd au besser ab vom Falle.

Immer bärgab, immer bärgab, immer wie schnäller und schtailer bärgab.
So hogge alli wach und rase zfriide in die letschti Phase.
Ain vo däne waiche Brüeder singt no ains vo sine Lieder.
Aber numme no die Schtrophe, will jo doch die Maischte schlofe.







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In diesen Zeiten von Barbarei, Gier, Kriegen und Gewalt stärkt Dummheit Dummheit und Intoleranz verstärkt Intoleranz. In diesen Jahren der Umwelt- und Innenweltverschmutzung stehen nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Sprachen und Dialekte auf der Liste der bedrohten Arten. Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der an einem altsprachlichen Eliteinternat Latein lernte und gerade seine undemokratischen Weltmachtträume realisiert hält Sprache für eine veraltete Software, die schon bald obsolet sein wird. Mehr als die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen drohen in naher Zukunft zu verschwinden – und damit ein wertvoller Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Allein 600 dieser insgesamt rund 3.660 gefährdeten Sprachen könnten sogar schon in wenigen Jahren vollständig ausgestorben sein.
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Wir danken den vielen Autorinnen & Autoren, die uns schon erlaubt haben, Texte hier einzustellen. Auf Wunsch löschen wir Texte aber auch sofort.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein



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