Aldisierung und das Verschwinden der Ladengeschäfte bedroht Lebensqualität im Landkreis Emmendingen
Veröffentlicht am 14.01.2008 in der Kategorie Kreistag Emmendingen von Axel Mayer
An die Medien
im Landkreis Emmendingen
11.Okt.2000
Das Verschwinden der Ladengeschäfte bedroht Lebensqualität im Landkreis
Für einige Wochen müssen die BürgerInnen Riegels auf ein Lebensmittelgeschäft verzichten. In Waldkirch schließen alteingesessene Ladengeschäfte und viele Geschäfte stehen leer. In Endingen ist neugeschaffener Verkaufsraum auch in guter Lage fast nicht zu vermieten und die letzten Lebensmittelgeschäfte in kleinen Kreisgemeinden haben immer größere Existenzprobleme. In manchen Dörfern wird das Angebot bestehender Geschäfte ausgedünnt, ein weiterer Schritt in Richtung Geschäftsaufgabe. In Baden Württemberg gibt es bei zunehmender Tendenz ca. 2000 Dörfer ohne ortsnahe Lebensmittelversorgung.
Für die GRÜNEN im Kreistag ist das langsame aber kontinuierliche Ver-schwinden der Ladengeschäfte und insbesondere der Lebensmittelgeschäfte ein Zeichen für einen Verlust an Lebensqualität im Landkreis. Positive Tendenzen wie die Zunahme von Wochenmärkten und Verkauf ab Hof können die Verluste nicht aufwiegen.
Die Ursachen für diese negative Entwicklung sind vielfältig. Da ist, als Nebenaspekt der Globalisierung, aktuell der gnadenlose Preiskampf der großen Handelsketten (Walmart, Aldi...), der nicht nur kleine Einzelhändler in ihrer Existenz bedroht. Wenn die Kleinen erst geschluckt oder verdrängt sind, dann gehen die Preise wieder nach oben, wie die Beispiele anderer Länder zeigen. Die billigen Preise für industriell produzierte Lebensmittel müssen wir dann langfristig teuer bezahlen. Das führt dann auch dazu, dass aktuell die Landwirte im Kreis für hundert Kilo Mostäpfel nur noch 12,- DM bekommen.
Ein anderer Grund für diese Entwicklung liegt auch in der Ansiedlungspolitik der Gemeinden. Eine viel zu großzügige Ansiedlungspolitik für Großmärkte auf der grünen Wiese (nach dem Motte: Die Nachbargemeinde ist der Konkurrent und Feind) führt langfristig zu einem Ersterben von Lebensqualität in den Städten und Dörfern des Landkreises.
Auch die Politik auf allen Ebenen und in (fast?) allen Parteien ist viel zu stark metropolenorientiert. Bei Debatten wie der aktuellen Diskussion um das Ladenschlussgesetz spielen die Auswirkungen der Gesetzgebung auf die ländlichen Bereiche der Republik fast keine Rolle. Viele der PolitikerInnen kommen aus den Städten, und Rest geniert sich offensiv die Interessen der Provinz zu vertreten.
Doch nicht nur "die da oben" sind für die Negativentwicklung verantwortlich.
Gerade auch das Konsumverhalten auf dem Land verstärkt die Entwicklung. Wer ein Auto hat, kauft eben auf der grünen Wiese oder in Freiburg, und erst das "Stadtambiente Freiburgs" versüßt den Kinobesuch, obwohl der gleiche Film nach kurzer Zeit auch in den wenigen verbliebenen Kinos unserer Kreisgemeinden läuft.
Doch wir GRÜNEN fragen auch nach den Folgen dieser Entwicklung.
Was ist mit den Alten und Kranken, die nicht Auto fahren können? Wieviel zusätzlichen Verkehr, Lärm und Umweltverschmutzung bringt diese Entwicklung? Was geht an Kultur und Struktur verloren? Werden unsere Städte und Kreisgemeinden zu gesichtlosen Schlafstätten Freiburgs, bevor sie dann durch das eigene Wuchern und das der Breisgaumetropole irgendwann endgültig geschluckt werden?
Es ist mehr als ein Identitätsverlust, wenn irgendwann Einkaufen, Flanieren, Leben und Kultur nur noch auf der (ehemals) grünen Wiese, in der Freiburger Konsumrennbahn oder dem Internet möglich sind und in manchen Gegenden des Kreises nur noch "gewohnt" wird.
Es kann nicht darum gehen, das Rad zurückzudrehen und zum "Tante Emma Laden" zurückzukehren. Doch die Auswirkungen von politischen Entscheidungen auf unsere ländliche Lebensrealität sind stärker zu hinterfragen und zu überprüfen. Sei es in Berlin beim Ladenschlussgesetz, oder sei es im Landkreis, wenn wieder eine Kreisgemeinde die Hypermarche(un)kultur des Elsass auf ihre Gemarkung übertragen möchte.
Um weitere Fehlentwicklungen zu verhindern müssen politische Gremien wie die Regionalverbände gestärkt werden. Die weitere Zweckverbandisierung des Breisgaus und die gewollte Schwächung des Regionalverbandes ist der falsche Weg.
Axel Mayer Kreisrat
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Axel Mayer (Alt-) Kreisrat
Kreistag im Landkreis Emmendingen: Ein kleiner, auszugsweiser Überblick über 32 Jahre Tätigkeit von Kreisrat Axel Mayer im Kreistag im Landkreis Emmendingen
Immer wieder gehe und fahre ich
durch diesen, an vielen Stellen immer noch schönen Landkreis Emmendingen. Ich kenne die sanften Kuppen des Kaiserstuhls, die steilen Wege auf unseren Hausberg, den Kandel, den Rheinwalddschungel des Wyhler Waldes. Die Dörfer, Städte und Gemeinden im Breisgau, insbesondere Teningen, Riegel und Endingen, sind meine Heimat. Ich vermisse die verloren gehende Stimme der ins Blau aufsteigenden Lerche. Immer öfter sehe ich auch neue Wunden, neue Schneisen der Zerstörung, Heimatverlust, Naturverlust, Kulturverlust, Artensterben, Bauernsterben, Dorfwirtschaftssterben, Verlust an Vielfalt … Aktuell leidet der Wald (nicht nur) im Landkreis unter einem extremen Waldsterben und der zunehmende Egoismus der Ichlinge zeigt sich in der Vermüllung der Landschaft und in der Verlärmung unserer Schwarzwaldtäler und Gemeinden.
Entlang der Bundesstraße 3 entsteht ein durchgängig-hässlicher Siedlungsbrei. Zwischen Offenburg und Freiburg gibt es noch einen minimalen Freiraum von 17,7 km und bandartig-hässliche Siedlungsstrukturen von 50,3 km. Hochstammbäume, Hecken, Insekten, Vögel und bezaubernde landschaftliche Vielfalt werden immer schneller dem (Alb-)Traum der großen globalen Agrarfabrik und der Globalisierung geopfert. Der Verkehrslärm im Transit-Landkreis Emmendingen nimmt zu. Das "Autobahnkreuz" an der B3 bei Denzlingen ist eines von vielen Beispielen für einen rückwärtsgewandten, zerstörerischen Fortschrittsglauben. Zerstörung bedeutet immer auch Kulturverlust und Innenweltverschmutzung. Heimat zerrinnt zwischen den Fingern. Und ich wundere mich, warum niemand schreit.
Einige Anfragen und Themen von (Alt-) Kreisrat Axel Mayer im Kreistag Emmendingen
Es gibt investigativen Journalismus. Und es gibt auch den Versuch von investigativer Regionalpolitik. So eine Auflistung beschreibt allerdings nur die Rosinen im Teig der manchmal mühsamen Kreistagsarbeit
- Kreisrat Axel Mayer: Rückblick auf 32 Jahre im Kreistag im Landkreis Emmendingen
- Müllsammelaktion: Gesammelten Müll/Abfall "sichtbar machen" ...
- Straßen endlich nach Demokraten & Demokratinnen der Revolution von 1848 benennen!
- Aktuell: Frauenanteil im Kreistag Emmendingen - Anfrage & Antwort
- Umweltmeldung: Lösshohlwege in Endingen: Durch Pflasterung und Befestigung gefährdet
- Der Lachs in der Elz ist wieder da: Eine Anfrage an Landrat Hurth
- Hochwasser & Hochwasserschutz in Endingen und am Kaiserstuhl?
- Kosten des Afghanistankrieges. Anfrage an den Bundesrechnungshof
- Corona-Test-Betrug (nicht nur) im Landkreis Emmendingen
- Der Kandel als Dreitausender? Eine satirisch zugespitzte Kritik am Flächenverbrauch
- Rede zu den Themen Flächenverbrauch & Verscheußlichung am Oberrhein
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- Ein politischer & persönlicher Lebenslauf von Axel Mayer
Kreistag Emmendingen im Landkreis Emmendingen
Dank
Ohne das gute, bunt gemischte, kreative Team der GRÜNEN Kreistagsfraktion im Landkreis Emmendingen wäre diese Arbeit nicht möglich und nicht erträglich. Mein Dank geht aber auch an das verstorbene, ehemalige Mitglied des Bundestages Hans-Christian Ströbele. Seine Arbeit und sein unabhängiger, freier Geist hat mir manchmal geholfen, die GRÜNE Partei zu ertragen.
Kreistag der Gemeinden im Landkreis Emmendingen:
Bahlingen, Biederbach, Denzlingen, Elzach, Emmendingen, Endingen, Forchheim, Freiamt, Gutach, Herbolzheim, Kenzingen, Malterdingen, Reute, Rheinhausen, Riegel, Sasbach, Sexau, Simonswald, Teningen, Vörstetten, Waldkirch, Weisweil, Winden, Wyhl