Leitkultur, Wertedebatte & Gier in Deutschland


Veröffentlicht am 12.07.2022 in der Kategorie Kultur von Axel Mayer

Leitkultur & Wertedebatte - Unsere wahren Werte sind Warenwerte


Ist der höchste der westlichen Werte nicht die globalisierte, neoliberale Gier und sind unsere wahren Werte sind Warenwerte?



Aktueller Einschub:



Leitkultur? Westliche Werte, Freiheit und politisches Asyl für Julian Assange.
Die britische Regierung hat sich wieder einmal den Vereinigten Staaten unterworfen und die Auslieferung des Wikileaks-Gründers Julian Assange an die USA bewilligt. Nach Regierungsangaben unterzeichnete Innenministerin Priti Patel den Auslieferungsbefehl. Vorangegangen war eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Großbritanniens, der der Auslieferung des Gründers der Enthüllungsplattform zugestimmt hatte. In den USA drohen Julian Assange bei einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Freiheitsstrafe. Julian soll an das Land ausgeliefert werden, das seine Ermordung plante.
"Der US-Geheimdienst CIA habe Julian Assange entführen und ermorden wollen – das ist ein Ergebnis einer aufwändigen Recherche. Medial schlagen diese Enthüllungen in den USA und in Deutschland dennoch kaum Wellen", berichtet der Deutschlandfunk. "Julian Assange ist schon in England psychischer Folter ausgesetzt", sagt der UN-Menschenrechtsbeauftragte Melzer. Gerade in England und den USA gibt es eine tief erschreckenden Differenz zwischen der schrillen Freiheits- und Werterhetorik und der politischen Realität.

Mehr Infos:Free! Julian Assange Chelsea Manning & Edward Snowden!


Die Begriffe "Leitkultur & Westliche Werte" stehen nach Ansicht der Mitwelt Stiftung Oberrhein für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Freiheit, Pressefreiheit, Friedensbewahrung, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Individualismus, Arten- und Klimaschutz, freie & gleiche Wahlen, Chancengleichheit, Gewaltenteilung, Schutz von Minderheiten, Toleranz, Meinungsfreiheit, soziale Gerechtigkeitund die Werte der unvollendeten Aufklärung.

Immer wieder betonen, insbesondere konservative und liberale Politiker die "sogenannte Leitkultur", um sich von anderen Ländern abzuheben.

Doch wie sieht die gelebte Realität dieser Wertegemeinschaft aus? Liegen die Wurzeln unserer Systeme nicht im Kolonialismus, in der Sklaverei, Auschwitz, der Leningrad-Umzingelung, My Lai, Abu-Ghuraib und Guantanamo? Und haben die Systeme, die sich zu diesen Werten bekennen, nicht die Bombe über Hiroshima abgeworfen, den Putsch in Chile organisiert, Kriege für Öl geführt und das globale Artensterben und den Klimawandel mit ausgelöst?

Ist der höchste der westlichen Werte nicht die globalisierte, neoliberale Gier und sind unsere wahren Werte sind Warenwerte?



Häufig wird der American Way of Life auch als Idealziel westlicher Werte angeprießen.
Die Welt träumt den Traum vom globalisierten "American Way of Life", doch dieser Traum ist ein unerfüllbarer Albtraum.
Der amerikanische Traum ist der weltweit unerfüllbare Traum vom unbegrenzten Wachstum im begrenzten System Erde und der Traum jederzeit vom Tellerwäscher zum verschwenderischen Millionär werden zu können. Er schafft die Illusion, dass wir alle "verhinderte Millionäre" sind. Doch tatsächlich sind gerade in den USA und überall wo dieser Traum geträumt wird, einige Menschen extrem reich und viele Menschen extrem arm. Großer Reichtum beruht häufig auf Ausbeutung. Aber der Traum vom universellen, persönlichen Reichtum, der eines Tages kommen wird, sichert Gehorsam und Unterwerfung. Der neoliberale Traum der Gier hat die Welt infiziert und ist eine Hauptursache von Artenausrottung, Klimawandel, Atommüllproduktion, Kriegsgefahr, Weltvermüllung, Umweltzerstörung und weltweit wachsender soziale Ungleichheit.




Während auf einer oberflächlichen Ebene in Deutschland erneut über "Leitkultur & Werte" debattiert wird, zeigt eine Rede von BUND-Geschäftsführer Axel Mayer, dass die wahren Werte unserer Gesellschaft immer stärker zu Warenwerten werden.
Die gut organisierte Gier ist das prägende Element unserer Gesellschaft. Die Zivilgesellschaft muss verstärkt für die "wahren Werte" kämpfen, für Demokratie, Freiheit, Aufklärung, globale soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Frieden und Menschenrechte.



Leitkultur: Freiheit oder Gier?



Westliche Werte, Freihandel und Gier: Ein Redebeitrag von Axel Mayer
Rede von BUND-Geschäftsführer Axel Mayer beim europaweiten Aktionstag gegen TTIP, CETA & "Frei"handel am 11.10.14 in Freiburg



  • Hier könnt Ihr bei RDL die Rede(n) nachhören!



Hallo Freiburg!

Ich muss euch gleich am Anfang enttäuschen.

TTIP & Freihandel sind wichtige Themen, aber es gibt wichtigere Themen.

Ein wichtigeres, schwierigeres, komplexeres Thema ist das Thema Krieg und Frieden und der nicht nur in Nah-Ost zunehmende Hass auf den Westen.

Ich möchte heute kurz zu den Themen

Freihandel – Westliche Werte – Kriegsursachen & Gier sprechen.



Liebe Freundinnen und Freunde,
immer wenn es darum geht Kriege zu führen oder zu unterstützen,
erklären alle Regierungen, warum die eigene Seite die Gute ist.

Auch uns wird jetzt gerade erklärt, warum wir die Guten sind

Wir sind die Guten, weil wir die richtigen Werte haben.

Was sind unsere Werte?
Liberté, Égalité, Fraternité in Frankreich.
Freedom and Democracy in den USA.
Und Deutschland: Wir stehen für Freiheit, Aufklärung und Menschenrechte.

Das sind alles gute, wichtige wertvolle Werte
Doch wenn wir die richtigen Werte haben,
dann müssen wir uns fragen, woher der global zunehmende Hass auf den Westen kommt.

Nein, ich meine nicht den Hass der Mörder, Barbaren und Verbrecher der ISIS, der nicht zu erklären und nicht zu entschuldigen ist
und wo wir heute in Kurdistan, ähnlich wie 1939 in Europa mit der reinen Lehre des Pazifismus die Menschen nicht schützen können.

Und dennoch:
Wenn alle nur noch diskutieren wie man die Folgen des Hasses bekämpfen kann
dann ist es unsere schwierige Aufgabe die Ursachen mancher Kriege zu analysieren und zu beseitigen

Der kluge Jean Ziegler hat in seinem Buch „Der Hass auf den Westen“ die Ursachen schon vor Jahren beschrieben, aber es wurde nicht auf ihn gehört.

Das ist ja alles ganz nett, aber was hat dies mit TTIP zu tun?
Der zunehmende globale Zorn auf den Westen hat 1000 Ursachen.

Eine dieser Ursachen ist der weltweite Krieg gegen die Armen und die Auswüchse des Freihandels.


Was sind die französischen Werte?
Das waren einmal Liberté, Égalité und Fraternité.
Kennt ihr Veolia, den großen französischen Wasserkonzern,
die Wasserkrake, die alles privatisieren will?

Zwischen Frankreich und Ägypten gibt es ein Freihandelsabkommen.
Jetzt hat der ägyptische Staat ein Verbrechen gegen den Freihandel begangen und wird von Veolia vor einem geheimen Schiedsgericht verklagt.

Was ist das ägyptische Verbrechen?
Der ägyptische Staat hat den monatlichen Mindestlohn von 41 auf 72 Euro erhöht. Das schränkt natürlich die Veolia-Gewinne in Ägypten ein und ist ein Freihandelsverbrechen.
Welche westlichen Werte verkörpert Freihandel und Veolia in Ägypten?
Liberté, Égalité, Fraternité?

Nein, die Veolia-Klage steht für unsere wirklichen Werte, für die Gier.


Was sind die amerikanischen Werte?
Freedom and Democracy.

Ihr kennt den amerikanischen Tabak-Konzern Philip Morris?
Zwischen Amerika und Uruguay gibt es ein Freihandelsabkommen.

Jetzt hat Uruguay ein schreckliches Verbrechen gegen den Freihandel begangen und wird von Philip Morris auf zwei Milliarden Dollar Schadenersatz vor einem geheimen Schiedsgericht verklagt.

Was war das schreckliche Verbrechen?
Uruguay hat ein Nichtrauchergesetz eingeführt, das in etwa unserem Nichtraucherschutz entspricht.
Das hat tausenden von Menschen das Leben gerettet, aber es ist natürlich ein Verbrechen gegen den Freihandel.

Welche westlichen Werte verkörpert Philip Morris in Uruguay?
Freedom and Democracy?
Nein, der Konzern verkörpert den zentralen Wert unserer Zeit: Die Gier!


Ihr kennt den Konzern Renco?
Renco klagt gerade gegen den peruanischen Staat auf 800 Millionen Dollar Schadensersatz.
Auch mit Peru gibt es ein Freihandelsabkommen.

Was ist das schreckliche Verbrechen gegen den Freihandel?
In den peruanischen Anden wird Blei abgebaut. Dort gibt es einen der zehn am meisten verschmutzten und vergifteten Orte der Welt. 99 Prozent der Kinder leiden an Bleivergiftung

Renco sollte nach Willen der peruanischen Regierung sanieren.
Aber eine menschenschützende Sanierung mindert natürlich die Profite.

Der Umweltvergifter Renco fordert jetzt vor einem Schiedsgericht 800 Millionen Dollar Schadensersatz von Peru.


Was sind unsere westlichen Werte?
Freedom and Democracy, Freiheit, Aufklärung und Menschenrechte oder Gier?

Warum sind wir im Westen in den Kriegen der Welt die Guten?
Wegen Werten wie den Menschenrechten, zu denen ich stehe?

Oder wird mit Freedom and Democracy und Menschenrechten nur die Gier der Konzerne getarnt?

Wie war das in der Vergangenheit mit den Werten?
Waren wir in der Zeit der Kreuzzüge, der Kolonialkriege nicht auch schon die Guten mit den besseren, westlichen, christlichen Werten?
Stand auf deutschen Uniformen imErsten Weltkrieg nicht auch „Gott mit uns“

Und warum nimmt der globale Hass auf den Westen zu?
Er nimmt auch wegen dieser Form des Freihandels zu.

Nicht nur TTIP und CETA sind böse.
Der Freihandel und die Schiedsgerichte in der bisherigen Form sind böse.

Und jetzt muss ich Euch (und mich) noch einmal ärgern.
Haben mich, haben Euch die Folgen des Freihandels für
ArbeiterInnen in Ägypten, für die Menschen in Uruguay und für die bleivergifteten Kinder in Peru interessiert?

Das hat uns in unserer grünen Idylle Freiburg einen Scheiß interessiert!

Erst die Gefahr durch TTIP,
Gentechnik, Sozialdumping, Fracking, Chlorhühnchen und Hormonfleisch zu bekommen, hat uns aufgeweckt.

Ja, wir müssen TTIP und CETA & Konzerngerichtsbarkeit stoppen.
Aber wir dürfen auch den bisherigen Freihandel
und den Krieg gegen die Armen der Welt nicht vergessen.


Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer Freiburg


Wichtiger Nachtrag:


Kurz nach den bundesweiten Demos:"Das Imperium schlägt zurück..."
attac wurde wegen seiner gemeinnützigen Aktivitäten für mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit (und vermutlich auch wegen der TTIP-Kampagnen) im Oktober 2014 die Gemeinnützigkeit entzogen.
Wenn einer von uns angegriffen wird, dann werden wir alle angegriffen.
Hier weiter lesen




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Alemannisch, Badisch, Elsässisch, Schweizerdeutsch, Dialekt & "Hoch"deutsch:
Kritische Texte und Gedichte aus Südbaden, Elsass, Nordschweiz und dem Rest der Welt


In diesen Zeiten von Barbarei, Gier, Kriegen und Gewalt stärkt Dummheit Dummheit und Intoleranz verstärkt Intoleranz. In diesen Jahren der Umwelt- und Innenweltverschmutzung stehen nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Sprachen und Dialekte auf der Liste der bedrohten Arten. Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der an einem altsprachlichen Eliteinternat Latein lernte und gerade seine undemokratischen Weltmachtträume realisiert hält Sprache für eine veraltete Software, die schon bald obsolet sein wird. Mehr als die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen drohen in naher Zukunft zu verschwinden – und damit ein wertvoller Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Allein 600 dieser insgesamt rund 3.660 gefährdeten Sprachen könnten sogar schon in wenigen Jahren vollständig ausgestorben sein.
Darum finden Sie auf mitwelt.org kritische und engagierte Texte, alemannisch, schwyzerdütsch, elsässisch und hochdeutsch. Doch wir wissen, dass bedrohte Tierarten nicht in der Genbank und bedrohte Sprachen nicht im Museum und im Internet überleben.
Menschen, die Überschallflugzeuge, unbegrenztes Wachstum, Atomenergie, Agrargifte, Freihandel und Weltraumtourismus für Fortschritt und die Hitparade der Volksmusik für Kultur halten, die Gedichte über das "Blümelein", das "Bächelein" und das "Brünnelein" suchen, wird diese Seite nicht gefallen.

Dialekt ist bunte, kluge, kulturelle Vielfalt und nicht monokulturelle Einfalt. Dialekt ist immer auch „regionale Identität“ und steht gegen die „Kolonisierung der Lebensweltin der Megamaschine“ und gegen die zunehmende Kommerzialisierung aller Lebensbereiche.

Wir danken den vielen Autorinnen & Autoren, die uns schon erlaubt haben, Texte hier einzustellen. Auf Wunsch löschen wir Texte aber auch sofort.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein



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